Kleidertauschparty in Steglitz-Zehlendorf: Kleidung lieber tauschen als wegwerfen!
In so manchen Kleiderschränken hängen Hemden, Kleider, Blazer oder Jacken, die schon viel zu lange nicht mehr getragen wurden. Wünschenswert wäre es, wenn sie alle einen neuen Träger finden würden. Möglich wird dies auf einer sogenannten Kleidertauschparty. Der BUND und die VHS Steglitz-Zehlendorf kooperieren ab sofort und veranstalten nun in jedem Quartal eine solche Party. Die erste fand am 3. Dezember statt. Das Motto: Winter!
Im „Haus der Weiterbildung“ der VHS Steglitz-Zehlendorf in der Goethestraße 9/11 war am Samstag, dem 3. Dezember, ganz schön etwas los. Jung und Alt, Männer ebenso wie Frauen, drängten in die Bildungsstätte, um den Raum 021 zu suchen. Hier fand von 14 bis 17 Uhr eine Kleidertauschparty statt.
Tamina Hipp (38), Projektmitarbeiterin vom BUND Berlin e.V.: „Wir vom ‚Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland‘ haben bereits in der Vergangenheit zu Kleidertauschpartys eingeladen. Die Party im Dezember war die zweite nach der Corona-Pandemie, aber die erste, die in Kooperation mit der VHS Steglitz-Zehlendorf veranstaltet wurde. Vorher waren wir zu Gast in der Markus-Gemeinde. Da fanden die Kleidertauschpartys noch in der Albrechtstraße statt.“
Auf die 114 Besucher warteten in der alten Mensa des ehemaligen Rathauses Lichterfelde – dem heutigen VHS-Gebäude – nicht nur Kekse und warme Getränke, sondern eine ganze Reihe Tische, auf denen jeder Besucher seine mitgebrachte Kleidung ausbreiten konnte. Da gab es Tische für Kindersachen, für Accessoires, für Pullover oder für ganz andere Dinge aus dem eigenen Kleiderschrank.
Bereits im Vorfeld hatten die Veranstalter darum gebeten, bitte nicht mehr als fünf Kleidungsstücke mitzubringen. Daran hielt sich auch Brigitte Disseroff: „Ich habe genau vier Teile mitgebracht, darunter eine Hose, einen Rock und eine Bluse. Ich selbst suche nichts Konkretes. Ich lasse mich überraschen. Ich bin oft auf Kleidertauschpartys.“
Bei der Kleidertauschparty in der VHS gab es ansonsten keine weiteren Regeln. Die Besucher konnten ausrangierte Kleidung mitbringen, mussten es aber nicht. So durfte auch jemand, der mit leeren Händen kam, mit vollen wieder gehen. Wichtig war nur, dass die Kleidung einen neuen Besitzer findet. Und das völlig kostenfrei – Geld musste keins bezahlt werden.
Tamina Hipp: „Die Stücke sollten sauber und in einem guten Zustand sein, damit sich jemand anderes daran erfreuen kann. Passend zur Jahreszeit sollte bevorzugt Winterkleidung getauscht werden.“
Bei der Kleidertauschparty fanden sich Menschen aus allen Schichten ein. Beim Kleidertausch ging es nämlich nur peripher um die Möglichkeit, sich bei einem klammen Geldbeutel mit neuer Kleidung einzudecken. Stattdessen standen ökologische Gründe im Vordergrund.
Tamina Hipp: „Wir setzen auf die Nachhaltigkeit im Alltag. Jedes neue Kleidungsstück verbraucht bei seiner Herstellung wertvolle Ressourcen und setzt erhebliche Mengen an Klimagasen wie Kohlendioxid frei. Je länger ein Kleidungsstück also genutzt wird, umso besser ist dies für unsere Umwelt und für unser Klima. In den Kleiderschränken der Deutschen hängen und liegen zurzeit über zwei Milliarden gar nicht mehr oder nur ganz selten genutzte Kleidungsstücke. Das ist eine immense Ressourcen-Verschwendung.“
Bei einer Kleidertauschparty wird so vielleicht aus einem ungeliebten Pullover ganz unverhofft das neue Lieblingskleidungsstück eines anderen. Das verlängert die Lebensdauer des Pullovers erheblich.
Tamina Hipp: „Jetzt im Winter gehen vor allem die Pullover sehr gut. Die kann man sich aber auch schnell einmal anhalten oder überziehen. Das sieht bei Hosen ganz anders aus. Die muss man vor dem Mitnehmen erst anprobieren. In der VHS können wir dafür die Toilette benutzen.“
Die Mitarbeiterin vom BUND bittet darum, die klassischen Kleidercontainer am Straßenrand lieber nicht zu benutzen, um sich so von alter Kleidung zu trennen: „Hier werden nur die wenigsten, besonders hochwertigen Teile weiterverwendet, der Rest wird mitunter zu Putzlappen verarbeitet. Wir empfehlen, die Kleidung lieber zur Berliner Stadtmission zu bringen, wo sie den Obdachlosen zugute kommt. Bei den Containern empfehlen wir die Container von fairWertung. Schöner ist es aber auf jeden Fall, lieber Freunde oder Verwandte zu einer eigenen Kleidertauschparty einzuladen. Beim Neukauf kann man sich überlegen: Brauche ich das Teil wirklich, ziehe ich es regelmäßig an? Passt es zu meinen anderen Sachen? Auch sollte man auf die Qualität achten, damit die neue Kleidung möglichst lange hält. Ich selbst achte sehr darauf, nur Kleidung aus fair produzierter Baumwolle zu kaufen.“
Auch Paula Zinsmeister (33) gehört zum Orgateam: „Das Tauschen macht Freude. Man entdeckt viele neue Lieblingsteile. Und den Geldbeutel schont das Tauschen auch – gerade jetzt in den Zeiten der hohen Inflation. Wir möchten unsere Kleidertauschparty ab sofort gern vier Mal im Jahr veranstalten – immer passend zu den jeweiligen Jahreszeiten. Der Ort ist noch offen.“
Tamina Hipp: „Wir werden vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf gefördert und gehören zum Projekt ‚MEKKI‘. Mecki steht für ‚Mehr Klimaschutz im Kiez Steglitz-Zehlendorf‘ (www.mekki-steglitz.de).“
Hanna Peters hat sich als Besucherin jedenfalls gefreut: „Ich habe vier ausrangierte T-Shirts mitgebracht und einen tollen Pullover entdeckt, der bei mir nun ein neues Zuhause gefunden hat. Die Kleidertauschparty hat mir großen Spaß gemacht. Ich würde mir nur noch wünschen, dass die Auswahl etwas größer wäre.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 105 (12/2022).
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