Schlosspark Theater mit “Höchste Zeit!” – Herrlich amüsante Musik-Revue zum Thema Hochzeit!

Das Schlosspark Theater läutet das neue Jahr ebenso humorvoll wie auch musikalisch ein. Drei Frauen werden eingeladen, passend zur Hochzeit einer vierten einem Frühstück in einem Berliner Grand-Hotel beizuwohnen. Die Situation eskaliert schnell: Die Braut lallt betrunken, der Bräutigam ist verschwunden und die eingeladenen Damen tragen so manche verbale Spitze auf der Zunge. In der Gast-Revue “Höchste Zeit!” darf außerdem ordentlich gesungen werden.
Immer öfter wird im Schlosspark Theater nicht nur geschauspielert, sondern auch nach Kräften gesungen. Nach den amüsanten Musicals “Sugar”, “Monty Python’s Spamalot – die Suche nach dem heiligen Gral” und “The Addams Family” wird nun “Höchste Zeit!” gespielt.
Bei “Höchste Zeit!” handelt es sich um ein Gastspiel. Für die musikalische Revue hat Tilmann von Blomberg das Buch geschrieben, die Liedtexte und Arrangements stammen von Carsten Gerlitz und für die Inszenierung zeichnet Katja Wolff verantwortlich.
Ging es im erfolgreichen Vorgänger “Heiße Zeiten” noch um die Wechseljahre, so steht dieses Mal das Thema Heiraten im Fokus. Denn: Die heiße, junge Braut (Charlotte Heinke) will heiraten. Passend zum Anlass hat sie drei Frauen in ihre Hotelsuite eingeladen. Man kennt sich nicht wirklich: Die eingeladenen Damen waren nur aus Zufall maßgeblich am Kennenlernen des Brautpaares beteiligt. Es erscheinen im Hotelzimmer die 60-jährige Hausfrau (Angelika Mann), die kontrollwütige junge Mutter, die nicht geheiratet wird (Nini Stadlmann), und die zynische Ehefrau (Heike Jonca), die sich auf die nahende Scheidung freut, weil das für sie einer “vorzeitigen Haftentlassung” gleichkommt.
Die Situation ist verfahren: Die Braut ist selbst am Morgen noch sturzbetrunken und kann sich nur vage an ihren Junggesellinnenabschied erinnern. Wahnsinnigen Sex habe sie wohl gehabt. Aber: Der Bräutigam ist verschwunden – und in ihrem Zimmer liegt auf einmal eine von Howard Carpendale frisch signierte CD. Hat sie etwa mit Howie…?
“Höchste Zeit!” ist eine temporeiche, sehr amüsante und oft genug zotige Revue, in der sich vier bestens aufgelegte Damen die Sprüche nur so um die Ohren hauen. Dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund und werfen sich gegenseitig zu viele Kilos, schwabbelnde Winkearme und zu viele Jahre auf dem Tacho vor.
Jede Dame spielt ihre ganz eigene Rolle. Hervorragend ist Nini Stadlmann als unverheiratete Mutter, die jedes Mal, wenn es um das Thema Heiraten geht, einen hysterischen Heulanfall bekommt. Das Berliner Urgestein Angelika Mann hat dafür die besten Sprüche auf den Lippen: “Abnehmen? Ich mach’ doch schon Diät. Zwei sogar, von einer wird man ja nicht satt.”
Mit den unterschiedlichen Problemlösungsansätzen, die von Asti Spumante mit Ananas bis zum Absagen der Hochzeit reichen, wird das Problem Fremdgehen und abgängiger Ehemann behandelt.
Dabei löst sich so manche knifflige Situation plötzlich im Gesang auf. Hier spielt die Produktion die Musik von bekannten Songs aus dem letzten Jahrtausend und interpretiert sie mit neuen deutschen Texten, die perfekt zum Stück passen. So kommen der “Choop Choop Song”, “One Moment in Time”, “Maniac” oder “Yes Sir, I Can Boogie” ebenso wie “Living Next Door To Alice” zu ganz neuen Ehren. Besonders amüsant sind die Choreografien. Man kann förmlich sehen, wie viel Spaß das Team dabei hatte, neue Dinge auszuprobieren.
Viele Theaterfreunde haben sich die Premiere von “Höchste Zeit!” in den Terminkalender geschrieben, ohne recht zu wissen, was sie erwartet. Ihre Erwartungen wurden schnell übertroffen: Bei der Premiere am 2. Januar des Jahres dauerte es nicht lange – und der Saal johlte. Es hätte nicht viel gefehlt und die Leute hätten mit den Füßen auf dem Boden getrampelt.
Es ist aber auch zu komisch, wie sich die ungleichen Frauen beharken und sich gegenseitig an die Gurgel gehen: “Ich erkenne durchaus den Unterschied zwischen einer Pril-Blume und einer Pissnelke”, heißt es da. Oder: “Ich gehe in den Keller. Da können Sie ja zum Lachen gleich mitkommen.” Einig sind sich die Frauen nur, als sie damit überrascht werden, die Brautjungfer zu spielen – und die pinkfarbenen Kleidchen suboptimal finden: “Wir sehen ja aus wie angegammelte Lachsschnitten.”
Für den sexy Part ist die Braut zuständig. Charlotte Heinke sieht selbst mit zerzausten Haaren und verschmiertem Makeup noch sehr gut aus. Sie bezeichnet “fremdgehen” als eine “schlechte Angewohnheit” von sich und hat Angst davor, mit der Hochzeit nicht nur ihre Freiheit, sondern auch ihre Libido zu verlieren. Ob Viagra für Frauen da hilft? Die neuen Freundinnen sind skeptisch: “Und was macht das? Etwa blind?”
Das Stück “Höchste Zeit!”, das eine Produktion des EURO-STUDIOs Landgraf und des Theaters im Rathaus Essen ist, lässt dem Publikum in der ersten Hälfte keine Atempause und reiht Gag an Gag und Song an Song.
Kein Wunder, dass die Zuschauer in der Pause mehr als begeistert waren und verzweifelt versuchten, all die kessen und respektlosen Sprüche und Zoten noch einmal zu rekapitulieren, bevor sie endgültig wieder vergessen werden.
Nach der Pause ist es wie so oft im Theater: Das meiste Pulver ist bereits verschossen und die Gag-Rate sinkt. Ein paar gute Songs sorgen dafür, dass das Publikum bei der Stange bleibt. Und natürlich muss ja auch das Ende noch abgewartet werden. Findet die Hochzeit statt? War die Braut mit Howie im Bett? Wo ist der Bräutigam?
Dieses Ende gelingt – und versöhnt die Gäste auf den Sitzen wieder mit der etwas durchhängenden zweiten Hälfte. Beswingt und bestens unterhalten gingen die Zuschauer nach dem Premierenabend nach Hause.
Natürlich darf man sich fragen: Ist es korrekt, so viele derbe Scherze über die Befindlichkeiten nicht mehr ganz taufrischer Damen zu machen? Aber ja, denn alle vier Frauen spielen starke Charaktere, die trotz aller geäußerten Sprüche fest im Leben stehen und sich im Alltag behaupten. Und fast kann man erahnen, dass hier eine zarte Freundschaft entsteht und die vier einander vorerst noch fremden Damen in Zukunft vielleicht als sich gegenseitig unterstützendes Kleeblatt durchs Leben gehen.
Wer “Höchste Zeit!” im Januar verpasst hat, hat noch eine Chance: Vom 12. bis zum 17. März kommt das Stück noch einmal wieder. (Text: CS / Fotos: DERDEHMEL/Urbschat)
Info: Schlosspark Theater, Schloßstraße 48, 12165 Berlin, Tel.: 030-7895667-100, www.schlosspark-theater.de
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 118 (1/2024).
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