Gemeinsam kochen mit Radikal Regional: Im LebensMittelPunkt auf der Domäne Dahlem!
Wir sind es gewohnt, auch im Winter stets eine reichliche Auswahl an Obst und Gemüse im Supermarkt vorzufinden. Wie sieht die Zutatenliste fürs Kochen aber eigentlich aus, wenn man nur auf regionale und saisonal verfügbare Lebensmittel zurückgreifen würde? In der Domäne Dahlem fanden sich am 31. Januar viele Teilnehmer in der “Kochkiste” ein, um dieser Frage nachzugehen und gemeinsam den Kochlöffel zu schwingen.
Die Domäne Dahlem ist ein Biobauernhof mitten auf einem in der Großstadt gelegenen historischen Landgut – mit einer eigenen Hofschmiede und einem Freilichtmuseum für Agrar- und Ernährungskultur. Vor Ort werden vom Aussterben bedrohte, alte Nutztierrassen gehalten. Und auf den Feldern wachsen Obst und Gemüse in unbehandelter Bioqualität.
Die Domäne hat aber auch einen Bildungsauftrag – und lädt deswegen regelmäßig zu Veranstaltungen ein, um das Verständnis der Stadtmenschen zu Fragen der Landwirtschaft zu schärfen. Eine dieser Veranstaltungen ist der “LebensMittelPunkt auf der Domäne Dahlem”.
Frei nach dem Motto “Radikal Regional… mitten im Winter!” ging es am 31. Januar ein weiteres Mal darum, gemeinsam in der Domäne-eigenen Küche zu kochen – und zwar ausschließlich mit den Produkten, die zurzeit auch auf den Feldern geerntet werden können oder aber eingelagert in der Speisekammer vorliegen. Dazu zählen etwa frisch geernteter Grünkohl, aber auch Kartoffeln, Zwiebeln, Äpfel, Mohrrüben, Lauch, Sellerie oder Pastinaken.
Sina-Alica Zeunert (33) begrüßte am 31. Januar um elf Uhr etwa 25 Teilnehmer für das neue Kochevent auf dem Hof der Domäne Dahlem: “Unter der Bezeichnung LebensMittelPunkt haben sich mehrere Orte aus ganz Berlin zusammengeschlossen, die sich um die Produktion und Verarbeitung nachhaltig erzeugter Lebensmittel bemühen. Wir von der Domäne sind einer dieser LebensMittelPunkte. Immer am letzten Mittwoch im Monat kommen wir zusammen und kochen gemeinsam in der ‘Kochkiste’. Diese Veranstaltung ist kostenfrei für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer.”
Die größtenteils schon älteren Gäste folgten Sina zunächst in den Hofladen, der an die Domäne angeschlossen ist, und seit 27 Jahren von Sieglinde Hohmann geführt wird. Vor Ort wird vieles von dem Obst und Gemüse verkauft, das auf der Domäne angebaut wird. Hinzu kommen aber noch weitere Lieferanten aus der Region. Sieglinde Hohmann: “Jetzt Ende Januar ist eigentlich die denkbar schlechteste Zeit für regionale Produkte. Von November bis Mai ist das Angebot doch sehr reduziert. Wenn Sie im Sommer wiederkommen, sieht das schon wieder ganz anders aus.”
Die Hofladen-Betreiberin zeigte aber, wie sich ein Überangebot im Sommer bereits für die Versorgung im Winter verwenden lässt: “Wir haben immer viel zu viele Himbeeren und Erdbeeren auf der Domäne. Da wir eine eigene Produktionsküche haben, machen wir einfach leckere Brotaufstriche daraus, die wir im Winter auch weiter im Glas verkaufen können. Letztes Jahr hatten wir sehr viele Kartoffeln. Da haben wir mit einer Berliner Brennerei einen Domäne-Gin gebrannt.”
Eine wichtige Regel hat Sieglinde Hohmann für sich aufgestellt: “Was bei uns ganz normal Saison hat, isst man auch zu dieser Zeit. Außerhalb dieser Zeit kaufe ich das betreffende Obst und Gemüse nicht aus anderen Ländern an.”
Vom Hofladen ging es für die Teilnehmer von “Radikal Regional” einmal über das gesamte Domänengelände bis hin zur “Kochkiste”. Das ist eine große Gemeinschaftsküche mit Gastraum, in der fast täglich Schulklassen zu Besuch sind, um ein regionales und nachhaltiges Kochen zu erlernen und um zu erfahren, was man etwa gegen Lebensmittelverschwendung unternehmen kann.
Für die Teilnehmer am 31. Januar hieß es in der “Kochkiste”: “Werdet kreativ!” Denn auf den Tischen lagen zahlreiche Lebensmittel bereit, aber – keine Rezepte. Die Teilnehmer sollten selbst überlegen, was man aus Rüben und Kräutern, aus Butter und Roter Beete so alles kochen, backen oder zubereiten könnte.
Das ging bei den erfahrenen Köchinnen (und einigen wenigen Köchen) vor Ort ganz schnell. In kürzester Zeit fanden sich Gleichgesinnte zusammen, um etwa eine Kartoffelsuppe mit Speck, süße Apfelmuffins, einen Gemüseeintopf, einen kalten Chicorée-Salat, eine vegane Tarte, eine Gemüsepfanne, einen Linsensalat mit Speck und Roter Beete oder aber einen Grünkohlsmoothie umzusetzen.
Ann-Kristin Ebeling aus Falkensee: “Ich hatte die Idee, eine Kräuterbutter aus der bereitgestellten Butter, vielen Kräutern und kleingehacktem Grünkohl zu machen. Wir hatten auch ein tolles frisches Brot mit vor Ort. Kaum hatte ich die Stullen geschnitten und mit Kräuterbutter geschmiert, waren sie auch schon wieder weg.”
Eine Stunde lang konnten sich die Teilnehmer in der “Kochkiste” austoben. Am Ende sollten sie die Namen der Gerichte auf kleine schwarze Täfelchen schreiben und hier zugleich auch alle Zutaten listen – falls einer der Anwesenden vielleicht eine Unverträglichkeit beachten muss.
Sina-Alica Zeunert arbeitet in der Domäne Dahlem als Vermittlerin von Wissen zur Landwirtschaft und zur nachhaltigen Ernährung. Sie hat Agrarwissenschaft studiert und hält fast täglich Führungen vor Ort ab: “Am 31. Januar hatten wir ein wirklich kreatives Kochteam bei uns zu Gast. Das sind eben oft gestandene Hausfrauen und leidenschaftliche Köche, die in unsere ‘Kochkiste’ kommen. Was denen alles einfällt, wenn sie sich unseren Tisch mit den Zutaten anschauen! Am Ende kommen da immer sehr leckere Gerichte zusammen.”
Denn auch das gehört zum monatlichen Kochen mit dazu: Zum Schluss wird ein Buffet aufgebaut und jeder darf mit Teller und Besteck bewaffnet überall und alles einmal selbst probieren. Da finden sich stets viele Leckereien, die man so nicht erwartet hätte. Und schon werden untereinander Rezepte getauscht.
Ann-Kristin Ebeling: “In unserer Gruppe wurde dringend ein Muffin-Rezept benötigt. Ich hatte unser Familienrezept im Smartphone mit dabei – und habe es gleich allen zur Verfügung gestellt.”
Jutta Albrecht aus Steglitz ist regelmäßig bei den Kochtagen in der Domäne Dahlem mit dabei: “Ich habe mit meiner Gruppe eine Kartoffelsuppe mit Möhren, Pastinaken, Grünkohl, Roter Beete, Sellerie, Knoblauch und Zwiebeln gekocht. Das Rezept dafür habe ich im Kopf. Zuhause koche ich so gut wie jeden einzelnen Tag. In der Domäne Dahlem bin ich fast von Anfang an mit dabei. Es macht immer viel Spaß, zusammen zu kochen. Ich lerne so das eine oder andere neue Gericht kennen. Auch die soziale Komponente ist wichtig: Ich lerne neue Leute kennen und komme ins Gespräch. Ich finde es toll, nachhaltig zu kochen – mit dem, was man gerade vorfindet. Man kann dabei auch noch Lebensmittel verwenden, die etwas ‘drüber’ sind. Man muss nicht alles gleich wegwerfen.”
Im vergangenen Jahr hieß das Motto für die Kochtermine “Regional und Saisonal – Was der Frühling hergibt”, “Alles verwenden – von der Wurzel bis zum Blatt!”, “Was die Kiste hergibt!”, “Einmachen und Einlegen – wie konservieren wir unsere reiche Ernte?” oder “Fermentation fürs Mikrobiom: Sauerkraut und Kimchi”.
Neue Termine werden hier vorgestellt: www.domaene-dahlem.de/lebensmittelpunkt-domaene-dahlem/. Wer mitmachen möchte, meldet sich per E-Mail unter altenpohl@domaene-dahlem.de an. (Text/Fotos: CS)
Info: Domäne Dahlem Landgut und Museum, Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin, Tel.: 030-6663000, www.domaene-dahlem.de
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 119 (2/2024).
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