Kunst am Gleis: Kunst bewundern beim Einkaufen in der Ladenstraße!
Die Ladenstraße ist sicherlich eine der ungewöhnlichsten Einkaufspassagen in ganz Berlin. Sie flankiert auf beiden Seiten den U-Bahnhof „Onkel Toms Hütte“ und bietet hier ein Sammelsurium kleinster Geschäfte, die zum Stöbern einladen. Am 7. Mai bekamen die Einkaufswilligen aus der Nachbarschaft ein ganz besonderes Programm geboten. Im Rahmen der Aktion „Kunst am Gleis“ präsentierten über 25 Kreative ihre Werke.
Die Geschäfte der Ladenstraße sind von Außen nur an den Stirnseiten zu erkennen. Ansonsten bleiben sie für den Blick der Autofahrer im Verborgenen. Man muss schon einen der Eingänge verwenden, um zu entdecken, dass es in der halb unterirdischen Ladenstraße eine Kaffeerösterei, einen Teeladen, ein Schuhgeschäft, eine Buchhandlung, ein Elektrofachgeschäft, eine Boutique, eine Änderungsschneiderei, einen italienischen Imbiss und ein Friseurgeschäft gibt. Um nur einen kleinen Teil der vorhandenen Ladengeschäfte kurz zu erwähnen.
Seit einigen Jahren kümmert sich das Standortmanagement Onkel Toms Hütte (www.onkeltomsladenstrasse.de) darum, die Ladenstraße auch über die direkte Nachbarschaft der Bruno-Taut-Siedlung heraus bekannt zu machen. Um so vielleicht auch noch Kunden aus anderen Ecken von Zehlendorf zu einem Besuch zu animieren. Eine Aktion, die bislang sehr gut ankam, war der besondere Tag „Kunst am Gleis“, der 2019 das erste Mal ausgerufen wurde, zuletzt aber wegen der Corona-Pandemie pausieren musste.
Nun, da die Corona-Maßnahmen nach und nach wieder abgeschafft werden, konnte der Aktionstag „Kunst am Gleis“ endlich wieder reaktiviert werden. Am 7. Mai fand er erneut von 10 bis 16 Uhr statt. Große Banner an den Zugängen zur Ladenstraße wiesen auf das Event hin.
Bereits auf dem Bahnhofsvorplatz in der Onkel-Tom-Straße konnten die Besucher sehen, dass irgendetwas los sein musste in der Ladenstraße. Vor dem „Reformhaus Demski“ hatte man Bierzeltgarnituren aufgestellt. Passend dazu gab es von Demski Schmalzstullen und einen hausgemachten Flammkuchen mit Spargel aus Beelitz.
Auf die Kinder warteten Riesenbauklötze, mit denen sie sich ein eigenes Haus oder eine Festung bauen konnten. Die Erwachsenen durften sich auf einer improvisierten Boule-Bahn ausprobieren und konnten hier die metallenen Kugeln fliegen lassen.
In der Ladenstraße waren auf beiden Seiten etwa 25 Marktstände aufgebaut. Hier präsentierten sich die eingeladenen Künstler und zeigten Aquarelle, Collagen, Ölgemälde, Schmuck, Skulpturen, Möbel, Dekoelemente und Fotografien.
Inge Völzke aus Reinickendorf war auch mit vor Ort. Sie bot Gartenkeramik, Schmuck und Glaskunst an: „Die Besucher der Ladenstraße bleiben stehen, loben die Kunst, geben eine gute Resonanz. Wenn es aber ums Kaufen geht, muss ich sagen: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.“
Direkt aus der Nachbarschaft stammte Ruthild Halter. Sie verkaufte Patchwork-Arbeiten und sagte: „Das ist das erste Mal, dass ich bei so einem Kunstmarkt mitmache. Ich hätte nicht gedacht, dass das Kunsthandwerk so gefragt ist. Ich beschäftige mich bereits seit 40 Jahren mit dem Patchworken. Ich bin darauf im Bastelkreis meiner Kirchengemeinde gekommen, da hat ein Textilvertreter einmal ganz viele Stoffmuster dagelassen. Daraus fertige ich Decken, Taschen und Lätzchen – und das kommt anscheinend sehr gut bei den Zehlendorfern an. Alle meine Einnahmen spende ich übrigens komplett an ‚Brot für die Welt‘.“
Lydia Constein versteht sich als die „Filzfrau“. Die Zehlendorferin filzt unter dem Namen „ly_la_licht“. An ihrem Stand bot sie Kissen, Dekoartikel und Kinderspielzeug an. Sie erzählte: „Ich filze seit sieben Jahren. Das kommt sehr gut bei den Leuten an. Es ist halt einmal etwas anderes als ein Aquarell-Bild. Vor allem die Kinder sind sehr begeistert und kaufen gern meine gefilzten Spielzeugpuppen. Hier in der Ladenstraße hatte ich auch schon mehrere Nachfragen nach individuell gefertigten Filzprodukten. Ich nehme also auch noch einige Folgeaufträge mit nach Hause.“
Wilma Lux aus Zehlendorf hatte auch etwas ganz Besonderes mit dabei. An ihrem Stand gab es sogenannte „Zwirnknöpfe“. Sie entstehen aus einem metallenen Ring, um den herum mit bunten Garnfäden ein besonderes Muster genäht wird. Wilma Lux: „Meine Zwirnknöpfe kann man als Kettenanhänger, Ohrringe oder Broschen verwenden. Auch als Dekoelemente lassen sich die Zwirnknöpfe sehr gut verwenden.“
Dicht umringt war auch der Stand von Matthias Boye. Er zeigte seine gemalten Hausansichten aus der Bruno-Taut-Siedlung – und weckte damit Begehrlichkeiten bei den Passanten, die ebenfalls in der „Papageiensiedlung“ wohnen. Seine Frau Ute erklärte: „Wir leben bereits seit 44 Jahren in der Bruno-Taut-Siedlung. Irgendwann meinte einmal jemand zu meinem Mann, der gern malt: Malen Sie doch mal unsere Siedlung. Wir wohnen sehr gern hier. Gerade für Kinder ist es optimal, hier aufzuwachsen. Sie spielen in den Wirtschaftswegen, baden in der Krummen Lanke und fahren Schlitten auf dem Rodelberg.“
Um während des Events für die passende Stimmung zu sorgen, spielte Jaroslaw Ilski zusammen mit einem Kollegen als „jilsky feat. The Pinch“ Jazz-Musik – live im „Bauch“ der Ladenstraße. Die Musik wurde über Lautsprecher aber an jeden Ort rund um die Ladenstraße gebracht.
Mit dabei war auch Petra Fröhlich, die im Kiez wohnt: „‚Kunst am Gleis‘ finde ich eine ganz tolle Aktion. Vor allem die Filzsachen haben mir sehr gut gefallen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 98 (5/2022).
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