Goldene Zwanziger: Die „Ladenstraße“ feiert 100 Jahre Bauhaus!
Da sind sie wieder, die Zwanziger Jahre. Das war die goldene unbeschwerte Zeit voller Jazz, Charleston, edler Garderobe und besonders viel Spaß. Passend zum großen Berliner Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ wagte auch die „Ladenstraße“ vom U-Bahnhof „Onkel-Toms-Hütte“ den nostalgischen Blick zurück. Das jährlich von den Unternehmern aus der „Ladenstraße“ begangene Sommerfest wurde in diesem Jahr ganz in diesem Sinn ausgelegt. Die Veranstalter huldigten am 7. September den 20er und 30er Jahren aus dem letzten Jahrhundert …
… und verwandelten die ganze Ladenpassage und den Vorplatz in ein historisches Ausflugslokal. So wie es das ja mit „Onkel Toms Hütte“ damals auch tatsächlich gegeben hat.
Heide Wohlers vom Standortmanagement Onkel Toms Hütte (www.onkeltomsladenstrasse.de): „Wir möchten gern Berliner Touristen in unsere Siedlung der Moderne bringen – in die von Bruno Taut konzipierte Waldsiedlung rund um den U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte. Das ist für uns eine echte Sehenswürdigkeit. Aus diesem Grund haben wir ja auch das Tourismus-Projekt ‚Sehenswert Onkel Toms Hütte gestartet‘. Nun stammt die Taut-Siedlung zwar aus der Zeit des Bauhaus-Stils, gehört aber streng genommen nicht ganz dazu. Mit unserem Sommerfest wollten wir trotzdem eine Brücke schlagen. Unser historisches Ausflugslokal, das nur für einen Tag besteht, bringt uns die Zeit wieder, als die Siedlung gebaut wurde.“
Und keine Frage – die Ladenstraße weiß zu feiern. Auf dem Vorplatz an der Onkel-Tom-Straße sorgten alte Litfasssäulen, ein historischer Fotograf, eine alte Schiffschaukel und ein herumlaufender Kellner im Stil der 20er Jahre für das passende Flair. Auf der historischen Bühne sorgte das Trio „Café Doré für Stimmung und spielte längst vergessene Songs der 20er- und 30er-Jahre. Wer wollte, konnte sich auch in einem Oldtimer durch die Nachbarschaft kutschieren lassen.
Viele Ladengeschäfte hatten am Sonnabend nicht nur geöffnet, sondern unterstützten das Fest mit passenden Aktionen. In Toms Kaffeerösterei konnten die Besucher in alte Kaffeesäcke schlüpfen und bei einem Sackhüpfenrennen mitmachen. Vor dem Schuhgeschäft Schuhmode Schmiedling bot ein historischer Schuhputzer seine Dienste an – und wienerte straßenverstaubte Lederschuhe wieder glänzend. Andreas Schmiedling: „Schuhe sind keine Wegwerfartikel. Wenn man sie gut pflegt, halten sie länger. Zum Glück wissen unsere Kunden noch, wie das geht, sonst beraten wir sie gern. Unser Schuhputzer freute sich über Spenden, die wir am Ende der Berliner Tiertafel überreicht haben.“
Überall gab es etwas zu entdecken. Im Reload-Laden konnten die Besucher so etwa in einem Fundus mit Kleidungsstücken aus den Zwanziger Jahren wühlen, um sich am Ende in entsprechener Garderobe fotografieren zu lassen. Die Kinder durften mit riesigen Bauklötzen ein eigenes Haus im Bauhaus-Stil errichten oder aber mit Filzern und Bundstiften zu kleinen Bauhaus-Architekten werden. Vor dem Reformhaus Demski wartete eine Stärkung auf alle hungrigen Besucher. Es gab Speisen, wie sie schon vor hundert Jahren vor Ort angesagt waren – Berliner Schmalzstulle, Berliner Bulette und Berliner Erbsensuppe.
Heide Wohlers: „So viele Ladengeschäfte wie dieses Mal haben noch nie bei unserem Sommerfest mitgemacht. Es war auch unser größtes und teuerstes Fest.“
Überraschend war, wo und wie das Thema Bauhaus in den verschiedenen Ladengeschäften aufgegriffen wurde. In der Boutique Jeans Corner gab es so etwa Tücher mit Bauhausmotiven. Paul Christian und Jürgen Prien: „Da sieht man, dass die Bauhaus-Bewegung nicht nur die Architektur beeinflusst hat, sondern auch die Mode. Und auch hundert Jahre später finden sich die Motive noch immer in aktuellen Kollektionen wieder.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 66 (9/2019).
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