Wannsee: Heinz Hoenig liest in der Moorlake

Heinz Hoenig gehört seit vielen Jahrzehnten zu den Schauspielgrößen, die mit ihrer besonderen Präsenz jeden Kinofilm und jedes Fernsehspiel aufwerten. Ganz egal, ob „Das Boot“, „Der große Bellheim“ oder „Der Schattenmann“: Den brummigen Charakterschauspieler mit dem jungenhaft-verschmitzten Lachen sieht man nur zu gern. In über 150 Filmen wirkte er bereits mit.
Im Februar war Heinz Hoenig (www.heinz-hoenig.de) im Wirtshaus Moorlake zu Gast und las während eines 3-Gang-Menüs vor vielen Personen aus dem Buch „Der kleine Buddha“ von Claus Mikosch.
Mit auf der Bühne: Ein gewaltiger Schmiedenagel, der wie König Arthurs berühmtes Schwert Excalibur in einen großen Feldstein eingelassen war. Natürlich fragten sich die Gäste im großen Saal, was es denn wohl mit diesem Schmiedenagel für eine Bewandtnis habe.
Heinz Hoenig: „Das ist ein Friedensnagel, den habe ich selbst geschmiedet. Jeder Nagel ist ein handgefertigtes Unikat, nummeriert und mit einer Friedenstaube auf dem Nagelkopf versehen.“
Die Friedensnägel (www.heinz-hoenig-schmiede.de) kann man kaufen, das eingenommene Geld ist u.a. für schwer traumatisierte Kinder gedacht. Mit dem Geld soll im östlichen Harz das einzigartige Kinderprojekt „Scheune 86“ realisiert werden. Unter dem Motto „Kinder schmieden Zukunft“ sollen Kinder im Ort Blankenburg auf einem 20.000 Quadratmeter großen Areal mit Amphitheater und eigener Schmiede das Theaterspielen, das Musizieren und auch das Handwerk kennenlernen. Als gelernter Betriebsschlosser versteht Heinz Hoenig wirklich etwas vom Handwerk. Bei seinen Projekten wird er von Sohn Lucas und von ehrenamtlichen Helfern unterstützt.
Das Wirtshaus Moorlake (www.moorlake.de) mitten im Düppeler Forst und auf halbem Weg zur beliebten Pfaueninsel ist für viele Zehlendorfer ihr liebstes Ausflugsziel. Hier sitzt man im Sommer gern im weitläufigen Garten mitten in der Natur an der flachen Havel-Bucht und genießt eine feine, gutbürgerlich deutsche Küche.
Was viele gar nicht wissen: Im großen historischen Saal vom Wirtshaus Moorlake finden seit 1982 literarische Abende statt. Geschäftsführer Matthias Roeder: „Besonders gut kann ich mich an Johannes Heesters erinnern. Als er bei uns las, war er bereits 103 Jahre alt. Das war ein großes Erlebnis.“
Auch im neuen Jahr standen bereits wieder erste Lesungen auf dem Programm. Wolfgang Bahro sollte aus „Zeitensprünge“ lesen, Peter Bause stellte sich die Frage „Wie trinkt man einen Rotwein?“ und Hannelore Hoger war ganz direkt: „Liebst du mich?“ Erstmals war am 22. Februar der große Schauspieler Heinz Hoenig („Das Boot“, „Der König von St. Pauli“) in der Moorlake zu Gast. Im Saal warteten abends viele neugierige Besucher auf das raubeinig-gutmütige Urgestein des deutschen Films. Hoenig las aus dem Buch „Der kleine Buddha“ von Claus Mikosch.
Da geht es um den kleinen Buddha, der so lange meditierend unter einem Baum sitzt, bis es ihm langweilig wird und er in die Welt hinauszieht. Unterwegs trifft der kleine Buddha die mutige Witwe, den geduldigen Gärtner und den erfolglosen Verkäufer. Mit seinem Rat hilft der kleine Buddha den Menschen. Oft genug lernt er aber auch selbst etwas. Heinz Hoenig: „Ich bin nicht so der Vorleser. Aber der Kleine Buddha, das ist etwas Besonderes. Immer, wenn ich das Buch lese, hat das wieder eine ganz andere Wirkung auf mich. Ich bin mir sicher: Jeder von euch hat auch so einen kleinen Buddha in sich. Gern würde ich euch das ganze Buch vorlesen, aber dann kriege ich Ärger. Ihr habt ja auch noch Hunger.“
Tatsächlich war die Lesung eingebettet in ein sehr hochwertiges und leckeres 3-Gänge-Menü mit Lachspastete, Pesto und Feldsalat, einer französischen Flugentenbrust mit Rosenkohl und Kartoffel-Gratin sowie am Ende einem Whisky-Törtchen. Passend dazu gab es Live-Musik am Piano.
Zwischen den Gängen griff Heinz Hoenig von seinem leicht erhöhten Podest aus zum Mikrofon und las mit sichtbarem Vergnügen aus seinem Buch. Einmal schaute er sich um und meinte: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich hier draußen schon einmal gedreht habe. Und ich könnte wetten, dass wir auch hier drinnen im Saal gefilmt haben.“ Aber auch ein erfolgreicher Schauspieler kann sich nicht mehr die Nächte um die Ohren schlagen. Und so hieß es am Ende: „Ich mache jetzt Schluss, ich bin todmüde.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 60 (3/2019) veröffentlicht.
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