Schlossspark Theater: Monsieur Claude und seine Töchter!
Das mit der Völkerverständigung und der Toleranz ist ja schön und gut. Aber wehe, wenn diese Toleranz in der eigenen Familie gelebt werden muss. Der stolze Franzose Monsieur Claude (Peter Bause) kann ein Lied davon singen. Seine drei schönen Töchter haben ihm nacheinander einen Araber, einen Juden und einen Chinesen als Schwiegersöhne mit ins Haus gebracht.
Dabei hat sich der Gaullist doch immer einen echten Katholiken für seine Töchter gewünscht. Und seine Frau Marie (Brigitte Grothum) erst. Zum Glück scheint wenigstens die jüngste Tochter Laura (Melanie Isakowitz) einen ordentlichen Katholiken zu ehelichen. Das einzige Problem, das den Eltern bis zur letzten Sekunde verschwiegen wird – er ist ein Schwarzer!
Ohne Angst vor einem sehr sensiblen Thema haben die Franzosen Philippe de Chauveron und Guy Laurent 2014 ihren Film „Monsieur Claude und seine Töchter“ ins Kino gebracht.
Christian Clavier spielte auf der Kinoleinwand die Hauptrolle des überforderten Vaters, der über der Ehemann-Auswahl der vierten Tochter endgültig zu verzweifeln droht. Der Film war ein sehr großer Erfolg, ließ er es doch endlich einmal zu, dass hemmungslos und herzhaft über rassistische Vorurteile gelacht werden konnte.
Der Film wurde konsequent mit dem französischen „Prix Lumières“ für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Im September 2016 folgte das Theaterstück zum Film. Die Uraufführung fand in Wien statt. In Deutschland wurde das Stück zum ersten Mal Ende 2017 in Hamburg gespielt. Ein Jahr später ist „Monsieur Claude und seine Töchter“ nun endlich auch in Berlin angekommen.
Philip Tiedemann führt im Schlosspark Theater Regie. Das Besondere ist hier die Internationalität des Ensembles. Bei der letzten Premiere des Jahres am 1. Dezember 2018 standen dem folgend 13 Schauspieler und sieben Kreative hinter der Bühne bereit, um das Stück zu inszenieren. Dabei stammen die Mitwirkenden aus neun Ländern und vier Kontinenten. Das gab es im Steglitzer Schlosspark Theater noch nie.
Auf der Theaterbühne funktioniert das Stück ebenso gut wie auf der Kinoleinwand. Das ist klar, denn hemmungslos werden hier Vorurteile angesprochen, ausgelebt und humorvoll auf die Spitze getrieben. Wenn die Schwiegersöhne als Araber, Jude und Chinese zusammenstehen und sich gegenseitig die klassischen Vorurteile um die Ohren hauen, dann macht es als Zuschauer einfach nur Spaß, sich diese humorigen Dialoge anzuhören. All das, was hier auf der Bühne gesprochen wird, darf man ja im normalen Leben aufgrund der grassierenden „politischen Korrektheit“ gar nicht mehr sagen.
Der europäische Kanon jahrzehntelang gepflegter Vorurteile wird im Film ebenso wie im Theater sehr geschickt gebrochen. Als der vierte Ehemann in spe – Charles (Philip Bender) – nämlich seinen Papa in Afrika (Errol Trotman Harewood) von der Hochzeit informiert, zeigt sich dieser komplett entsetzt. Was? Eine Weiße will den eigenen Sohn heiraten? Das kommt ja überhaupt nicht in Frage. Was sollen denn da die Verwandten denken! Errol Trotman Harewood und Peter Bause haben als aufbrausende, missmutige Väter eine wunderbare Rolle zu spielen. Sie können schimpfen, granteln, Sprüche klopfen und sich ordentlich in Wehmut suhlen.
Bei der Premiere überzeugte der Schauspiel-Cast von der ersten Minute an. Das Publikum kam aus dem leisen Giggeln und dem lauten Losprusten gar nicht mehr heraus und hatte einen schönen, humorvollen Abend im Theater. Ganz nebenbei präsentiert sich „Monsieur Claude und seine Töchter“ als feinfühliges Plädoyer für mehr Toleranz, gegen Vorurteile und für ein friedliches Zusammenleben jenseits von Hautfarbe, Herkunft und Religion.
Das Stück steht noch bis kurz vor Weihnachten und dann ab dem 15. Januar wieder auf dem Spielplan. (Text: CS / Fotos: DERDEHMEL/Urbschat)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 57 (12/2018) veröffentlicht.
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