12. Teltower Kunst-Sonntag mit 60 Ausstellern: Lokale Kunst im Blick
Hinter vielen verschlossenen Türen wirken oftmals Künstler, die mit Farbe, Fantasie und Talent wahre Kunstwerke entstehen lassen. Für viele Kreative ist das Gestalten ein reines Hobby und ein Freizeitspaß, für andere durchaus auch eine Quelle zum Geldverdienen. Und da es viel zu schade wäre, die lokale Kunst in den verschlossenen Ateliers zu belassen, lädt die Stadt Teltow einmal im Jahr zum Teltower Kunst-Sonntag ein.
Der fand in diesem Jahr am 3. November bereits zum 12. Mal statt – ermöglicht durch viel ehrenamtliches Engagement und eine Unterstützung vom Landkreis Potsdam-Mittelmark. Im letzten Jahr konnten die Besucher die Kunst noch in der alten Malz-Fabrik bestaunen. In diesem Jahr freute sich Bürgermeister Thomas Schmidt darüber, den Kunst-Sonntag in die Teltower Altstadt geholt zu haben: „Wir freuen uns über 60 Aussteller an sechs verschiedenen Standorten.“
Die Künstler stellten ihre Werke von 11 bis 18 Uhr im Ernst-von-Stubenrauch-Saal aus. Sie waren aber auch im Evangelischen Gemeindehaus, im Bürgerhaus, im Heimatmuseum, im Mattausch-Haus in der Altstadt und im Atelier Matthias Hollefreund zu sehen. Neben Exponaten aus dem Bereich der Malerei konnte man auch Fotografien, Installationen, Holzarbeiten, Keramik-Werke, Skulpturen und Stahlarbeiten begutachten. Die kunstinteressierten Besucher waren mit zwei Euro Eintrittsgeld dabei – dafür gab es ein gelbes Erkennungsbändchen ans Handgelenk.
Bürgermeister Thomas Schmidt kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: „Der 12. Kunst-Sonntag: Meine Güte, wie die Zeit vergeht. Es ist eine tolle Tradition, die hier gewachsen ist und die viele Künstler auch aus der Nachbarschaft nach Teltow zieht. Der Kunst-Sonntag soll dabei auch im Zeichen von 30 Jahre Mauerfall stehen.“
Die 5. Klasse der Ernst-von-Stubenrauch-Grundschule hatte ganz in diesem Sinne zusammen mit Helma Hörath eine Mauer aus bemalten Pappkartons errichtet, die auf dem Hof des Bürgerhauses aufgebaut wurde. Eine nette Idee: Um zur Ausstellung im Bürgerhaus zu gelangen, mussten die Besucher die Mauer symbolisch einreißen.
Bürgermeister Thomas Schmidt: „Ohne den Mauerfall wären viele der heute ausstellenden Künstler und auch der Gäste gar nicht dazu in der Lage gewesen, uns heute hier vor Ort zu besuchen.“
Luca Domenico Rahl und Gunnar Seiffert begleiteten eine zweite Mauer-Kunstaktion zusammen mit Teltower Kindern. Die Sechstklässler der Anne-Frank-Grundschule hatten bereits im Vorfeld am Wettbewerb „Wir gestalten ein Mauerstück“ teilgenommen und zunächst auf dem Papier ein Stück Berliner Mauer „bemalt“. Die Kinder der sechs besten Entwürfe durften ihre Zeichnungen am Sonntag mit der Graffity-Spraydose auf drei Originalmauerteile sprühen, die in imposanter Höhe auf dem Marktplatz bereitstanden.
Die Künstler selbst freuten sich sehr auf den Dialog mit den zahlreich herbeigeströmten Besuchern. So auch Angelika Watteroth (72) aus Teltow, die farbenfrohe Gebäudestudien und Naturbilder auf die Leinwand bringt und auch eigene Kalender und Postkarten anbot. Die Berlinerin aus dem Wedding, die seit 25 Jahren in Teltow lebt: „Ich male von Geburt an – auch wenn meine Mutter meine ersten Bilder noch zerrissen hat. 1993 habe ich mein Studium der Werbegrafik abgeschlossen, seit dem Jahr 2000 bin ich im Ruhestand. Da habe ich mich komplett in die Malerei gestürzt – und nebenbei noch elf Jahre die Schatzmeisterin für den Teltower Fußballverein gemacht. Ich male in Öl. Das trocknet zwar langsamer als Acryl, aber ich male nicht mit Plastik. In den letzten Jahren habe ich viele Teltower Motive gemalt, die Andreaskirche wohl bereits an die 18 Mal. Da ich nur noch ein Bild der Andreaskirche besitze, kann es so schlecht mit der Malerei nicht laufen. Ich muss aber nicht davon leben. An einem großen Bild wie etwa dem vom Reichstag arbeite ich einen ganzen Monat, andere gehen mir schneller von der Hand. Ich bin inzwischen vom Abstrakten wieder bei der Genauigkeit angekommen.“
Ingrid Benes (75) ist von Anfang an beim Teltower Kunst-Sonntag mit dabei – und kümmert sich auch mit um die Organisation: „Das Interesse der Menschen an der lokalen Kunst ist enorm hoch, wir freuen uns über sehr viele interessierte Besucher. Auch wir Künstler nutzen den Kunst-Sonntag, vor allem, um uns untereinander auszutauschen.“
Die Magdeburgerin, die nach der Wende nach Teltow gezogen ist, um das hier auf sie wartende Grundstück der Oma zu nutzen, malt mit Acryl und setzt auf eine abstrahierende Kunst durch Spiegelungen. Sie erklärt: „Ich suche in meiner Umgebung nach natürlichen Spiegelungen – etwa ein Haus, das in einem See gespiegelt wird. Oder die Berliner Hochbahn, die in der glatten Oberfläche eines Gebäudes gespiegelt wird. Vor Ort mache ich Fotos und vielleicht schon eine erste Skizze, die Bilder selbst entstehen dann in meinem Atelier.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 68 (11/2019).
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