Manfred Suttinger las in Kleinmachnower Bürgersaal: Mann wird älter!
Manfred Suttinger (66) aus Kleinmachnow hat für uns hinter die Nebelwand geschaut: Was wartet eigentlich auf uns Männer, sobald wir sechzig Jahre alt werden – und sogar noch älter? Am 29. November las der ehemalige rbb-Redakteur aus seinem Buch “Mann wird älter: Beobachtungen am Abgrund”. Im Bürgersaal im Rathaus lauschten viele Zuhörer. Sie erfuhren ebenso amüsante wie auch verstörende Fakten – dank der selbstironischen Beobachtungsgabe des humorvollen Autors.
Was passiert, wenn wir Männer älter werden und die Schallmauer der 60 Jahre durchbrechen? Manfred Suttinger weiß es genau: Frauen unter 40 nehmen einen plötzlich nicht mehr wahr und schauen an einem vorbei. Der körperliche Verfall drückt aufs Gaspedal: Die Schilddrüse schrumpft und die Prostata wächst. Und die eigenen Kinder werden plötzlich ganz milde und diskutieren nicht mehr mit Papa über Politik. Zugleich lässt das Gedächtnis nach und vergisst deutlich mehr Fakten als es sich noch neue merken kann.
Keine Frage: Für die knapp einhundert Zuhörer gab es am 29. November einen wirklich amüsanten Vortrag, der insbesondere auf die noch deutlich jüngeren Vertreter der menschlichen Spezies im Kleinmachnower Bürgersaal so wirkte wie ein Forschungsbericht aus einem völlig fremden und unbekannten Land. Zugleich brach er eine Lanze für die empfindsame Seele der Männer: “Männer leiden ganz besonders stark unter dem Älterwerden. Sie brauchen deswegen Zuspruch, Rücksichtnahme, Nachsicht, Mitleid und – unendlich viel Liebe. Bekommen sie das nicht, fangen sie an zu verkümmern. Denn: Ab sechzig fährt man auf Reserve – ohne zu wissen, wie weit der Weg noch ist.”
Manfred Suttinger stammt aus Berlin-Tempelhof, er wohnt mit seiner Frau aber bereits seit dem Jahr 2008 in Kleinmachnow. Nach einem Studium der “Gesellschafts- und Wirtschafts-Kommunikation” arbeitete Manfred Suttinger lange als freier Autor fürs Fernsehen – und sorgte für Beiträge und Reportagen im NDR, bei der Deutschen Welle und im SFB. Inhaltlich ging es in seinen TV-Filmen um geologische und gesellschaftliche Themen. Ab dem Jahr 2000 war der Autor sogar als Redakteur beim rbb fest angestellt – und zwar in der Redaktion “Gesellschaft und Religion”.
Manfred Suttinger, der fünf Kinder und inzwischen sogar fünf Enkel hat, ist seit fünf Monaten im Ruhestand angekommen. Jetzt hat er endlich mehr Zeit, um noch intensiver in sich hineinzuhören und noch mehr über den eigenen Verfall in Erfahrung zu bringen.
Das Buch “Mann wird älter” ist übrigens nicht sein erstes. Bereits 2019 erschien mit “Als ich Kennedy verpasste” eine Erzählung über das Aufwachsen in den 60er und 70er Jahren in West-Berlin. Nun folgte im laufenden Jahr Buch Nummer zwei – im Verlag Theo Kastel, der dem Mann einer ehemaligen Mitschülerin gehört: “Ich habe schon immer sehr gern geschrieben. Bereits in meinem ersten Zeugnis stand: ‘Sein schriftliches Ausdrucksvermögen ist zu loben’. Seine neuen Geschichten verfasst der Autor am Mac: “Ich habe keine festen Zeiten, zu denen ich schreibe. Ich nutze einfach freie Zeitslots, die sich mir bieten. Am aktuellen Buch habe ich ein Jahr lang gearbeitet. Ich muss aber auch sagen, dass ich sehr viel Spaß am Überarbeiten habe. Ich gehe immer wieder über meine Texte drüber und optimiere sie immer wieder.”
Im Erzählungsband “Mann wird älter” sammelt Manfred Suttinger 22 kurzweilige Innenansichten, in denen er – der Reporter steckt ihm weiterhin im Blut – vom Älterwerden berichtet. Die Kapitel tragen Titel wie “Ist es schon wieder soweit? – oder: Besuch beim Facharzt”, “Du solltest etwas Sport machen – oder: Die Last mit dem Übergewicht” oder “Wenn das Knie knackt – oder: Herdenjammern mit Freunden”.
Die einzelnen Kapitel im Buch nehmen sich durchaus brisanter Themen an. Da geht es etwa um die dünner werdende Frisur (“Igel, Matte, Kranz und Platte – oder: Das undurchschaubare Verhalten männlicher Haare”), um den häufiger werdenden Gang in die Apotheke (“Sie auch hier? – oder: Begegnungen in der Apotheke”) oder auch um das Thema Liebe im Alter (“Früher war mehr Lametta – oder: Wie steht’s mit der Pozenz?”).
Natürlich muss das Buch, wenn es um das Älterwerden geht, auch die Krankheiten behandeln. Die eigenen – und die der ebenfalls älter werdenden Freunde. Theo, ein Freund von Manfred Suttinger, ist etwa ein Hypochonder: “Das ist schlimmer als Rheuma, Raucherbein und Gluten-Unverträglichkeit zusammen. Er leidet an Krankheiten, die ihn treffen KÖNNTEN. Er fürchtet sich davor, dass ihm die Taube auf dem Fensterbrett Geflügelpest ins Haus trägt. Der Gedanke an Malaria und Gelbfieber verbietet jede Reise in eine Gegend südlich von Tirol, und aus Angst vor AIDS und Syphilis hat er seit Jahrzehnten keine Beziehung mehr.”
Der Autor hat sichtlich Freude daran, vor einem aufmerksamen Publikum zu lesen: “Ich spreche gern vor den Menschen und liebe den direkten Kontakt. Allein im Dezember warten noch vier weitere Lesungen auf mich. Nach den Lesungen verkaufe ich auch direkt meine Bücher – gern mit Widmung und Autogramm. Auf diese Weise bringe ich die Auflage nach und nach an den Leser.”
Tatsächlich lohnt sich die Lektüre von “Mann wird älter” sehr – man findet sich doch in vielen Kapiteln und in etlichen Zeilen wieder, wenn man selbst auf die 60 zuläuft oder die magische Marke bereits erreicht hat. Das Buch kostet 16,80 Euro – plus Porto. Wer es kaufen möchte, bestellt es am besten direkt beim Autor – und nutzt dafür die Mail-Adresse suttinger@berlin.de. Bei dieser Form der Bestellung ist es auch möglich, sich eine persönliche Widmung ins Buch schreiben zu lassen.
Gibt es denn außer dem Bücherverkaufen noch Ziele im Autorenleben?
Manfred Suttinger: “Ich habe eine große Familie, vielleicht kommen noch weitere Enkel dazu. Ansonsten sind meine Frau und ich sehr gern auf der griechischen Insel Naxos. Das fing vor etwa vier Jahren an. Ich habe meine Arbeitszeit beim rbb bereits in den letzten beiden Jahren reduziert, um auf diese Weise länger am Stück auf Naxos bleiben zu können. Das war auch ein Experiment für meine Frau und mich, ob wir es wohl 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche miteinander aushalten, das hatten wir vorher ja auch noch nicht. Das hat gut geklappt. Das hat uns auf den Ruhestand vorbereitet. Mein aktuelles Ziel mit 66 Jahren ist es nun, griechisch zu lernen. Das ist für mich alles andere als leicht. Ich war bereits als Schüler nicht sonderlich sprachbegabt. Im Alter lässt aber auch noch das Gedächtnis nach.”
Es bleibt zu hoffen, dass der Kleinmachnower Autor nun im Ruhestand noch mehr Zeit findet, um weitere so humorvolle Bücher zu schreiben. Vielleicht darüber, wie es ist, wenn man 70 wird. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 117 (12/2023).
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