Wasser marsch! Teltows Azubis kümmern sich um durstige Bäume!
Brandenburg und Berlin haben drei staubige Jahre der Trockenheit hinter sich: Es würde viele Monate Dauerregen benötigen, um den Grundwasserpegel wieder auf die alte Höhe ansteigen zu lassen. In dieser Situation darben die Bäume – viele verdursten regelrecht und gehen ein. Um mehr für das eigene Stadtgrün zu tun, haben Auszubildende der Verwaltung die Aktion „Teltow gießt!“ ins Leben gerufen. Tatkräftig haben sie auch in diesem Jahr am 29. Juni wieder zur Gießkanne gegriffen.
In den letzten Wochen hat es immer wieder einmal geregnet. Mitunter heftig. Angesichts dieser Regengüsse fragt sich so mancher Bürger: Müssen denn die Straßenbäume trotzdem noch mit zusätzlichem Wasser versorgt werden?
Ja, müssen sie. Nach mehreren Jahren extremer Trockenheit ist der Grundwasserspiegel deutlich gefallen: Viele Baumwurzeln fallen trocken, die Bäume verdursten. Hinzu kommt, dass der Boden gerade in den unteren Schichten noch immer so staubtrocken ist, dass das oberflächliche Regenwasser gar nicht ausreicht, um auch in ein, zwei Metern Tiefe noch für eine angemessene Durchfeuchtung zu sorgen. Nicht vergessen darf man auch, dass sich die Regenmengen in diesem durchaus feuchteren Jahr sehr ungleich verteilen: Auf längere Phasen der Trockenheit folgen sehr starke Regenfelder.
Teltow legt sehr viel Wert auf den Klimaschutz. Auch die Stadtverwaltung möchte gern ihren Beitrag dafür leisten, dass der Klimawandel dem eigenen Ort nicht zu sehr schadet. Zu diesem Anspruch gehört es freilich auch, das vorhandene Stadtgrün bei höheren Temperaturen besser vor der Trockenheit zu schützen.
Zum Projekt „Teltow gießt!“ heißt es: „Das Projekt wurde von den Auszubildenden der Stadtverwaltung, dem Klimaschutzmanager der Stadt und dem Bereich Tiefbau/Grün im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Künftig soll diese Aktion ein Projekt für alle im Teltower Stadtgebiet arbeitenden Azubis werden.“
Am 29. Juni hatten die Azubis aus der Stadtverwaltung einmal mehr zahllose grüne Gießkannen am Eingang zum Mattauschpark am Eingang von der Potsdamer Straße aufgestellt. Das zum Gießen der Pflanzen nötige Wasser stellte die Teltower Feuerwehr bereit, die 1.200 Liter in einem Löschzug mit dabei hatten. Auch der kommunale Bauhof brachte auf zwei mobilen Gefährten große Wassertanks mit.
Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt griff selbst zur Gießkanne. Er sagte: „Der Klimawandel muss noch in ganz viele Köpfe hinein. Unsere Bäume können aber nicht so lange warten, bis uns eine Lösung einfällt. Seit vielen Jahren kämpfen wir bereits mit einer ungewöhnlich starken Trockenheit. Wir müssen unser kommunales Grün besser pflegen und brauchen dafür auch die Unterstützung der Bevölkerung. Für uns alle ist der Tag heute erst beendet, wenn das Feuerwehr-Fahrzeug komplett leer ist. Bis dahin heißt es: Gut Gieß!“
Matthias Putzke, Klimaschutzmanager der Stadt Teltow: „Die Idee von ‚Teltow gießt!‘ haben wir für unsere Azubis entwickelt. Sie sollen ein Teil der Vision sein. Und diese Vision soll wachsen. Gern können sich auch die Azubis anderer Behören, Organisationen und Firmen anschließen.“
Der KFZ-Versicherer Verti aus Teltow fühlte sich von Anfang an von der Idee angesprochen. Tobias Lochter hatte als Nachhaltigkeitsbeauftragter der Firma gleich ein ganzes Azubi-Team im Schlepptau: „Wir sitzen in der Rheinstraße und möchten uns noch mehr in unserer Stadt und für das Teltower Klima engagieren. Wir sind bereits Baumpate in Teltow und sehen in den Bäumen die Klimaanlage unserer Stadt.“
Insgesamt waren bereits zum Start der Aktion gut zwanzig Personen vor Ort, die beherzt nach den Gießkannen griffen, um große Parkbäume ebenso wie kleine Neuanpflanzungen, Sträucher und Büsche mit dem kostbaren Nass zu versorgen.
Lino Maisant vom Teltower Grünflächenamt nutzte die Gelegenheit, um anhand der großen Eiche an der Eingangspforte zum Mattauschpark über die Folgen des Klimawandels zu sprechen: „Wir verzeichnen immer mehr Hitzetage ohne Regen in der Region. Das geht an den Bäumen nicht spurlos vorbei. Weniger Wasser bedeutet eben auch, dass der Baum weniger Nährstoffe aufnehmen kann. Das sorgt für einen hohen Stresslevel. Denn eigentlich muss der Baum im Sommer so viel Nährstoffe und Energie produzieren, dass es auch für den Winter reicht. Unsere Eiche hier am Mattauschpark ist schon sehr alt und groß, sie muss eine sehr große Krone versorgen. Wir beobachten, dass die Krone sehr ausgelichtet ist und viele Äste gar keine Blätter mehr tragen. Zugleich beginnen sich die Blätter einzurollen. Wir nennen das ‚Schiffchenbildung‘. Das macht der Baum, um der Sonneneinstrahlung eine geringere Oberfläche zu bieten. So kann Feuchtigkeit eingespart werden. Der Ahorn und die Linde machen das auch.“
Der Fachmann machte auch auf einen großen Pilz am Fuß der Eiche aufmerksam: „Der Pilz ist ein echter Schwächeparasit. Normalerweise kann der Baum Pilze leicht abschotten. Für diese biologische Reaktion wird aber Wasser benötigt. Fehlt dieses Wasser aufgrund anhaltender Trockenheit, kann der Pilz Fuß fassen und den Baum befallen. Das besorgt uns vom Grünflächenamt. Denn ist die Fäule erst einmal im Baum, gibt es kaum noch etwas, was wir dagegen tun können. Um das in der Zukunft zu verhindern, pflanzen wir klimaresistentere Bäume nach, die besser mit der Trockenheit umgehen können.“
Lino Maisant zeigte den Azubis und den interessierten Bürgern Teltows auch das Anlegen eines Gießrings und eines Bewässerungssackes: „Wenn wir neue Bäumchen anpflanzen, kümmern wir uns in den ersten vier Jahren um die Bewässerung, danach müssen die Bäume aber alleine klarkommen.“ Klare Aussage: Es wäre sehr wünschenswert, wenn noch mehr Bürger den Bäumchen in ihrer Nachbarschaft ab und zu einmal mit einer Gießkanne Wasser aushelfen könnten. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 112 (7/2023).
Seitenabrufe seit 25.08.2023:
Sie haben eine Artikelidee oder würden gern eine Anzeige buchen? Melden Sie sich unter 03322-5008-0 oder schreiben eine Mail an info@zehlendorfaktuell.de.
Anzeige