Tag der offenen Höfe in Teltow 2023: Ein Blick hinter die Kulissen in der Teltower Altstadt!
Teltow ist eine alte Ackerbürgerstadt. In der Altstadt findet man die dazu passenden historischen Anwesen – mit einem kleinen Haus an der Straßenfront und sehr weitläufigen, hinter Mauern versteckten Innenhöfen. Einmal im Jahr werden diese Höfe für die Bürger geöffnet. Dann tobt im sonst Privaten und Verborgenen das Leben und es kommt zu einem der schönsten Feste in der ganzen Region. Auch in diesem Jahr hatten sich am 27. August wieder 21 Gehöfte am “Tag der offenen Höfe” beteiligt.
Die historische Altstadt von Teltow ist rund um das Rathaus zwischen dem Zeppelinufer und der Potsdamer Straße zu finden. Wollte man das kleine Straßennetz zu Fuß erkunden und dabei den einen oder anderen Blick in die offenstehenden Höfe riskieren, musste man etwa zwei Stunden Zeit und knapp zehntausend Schritte einplanen.
So war es auch wieder beim diesjährigen “Tag der offenen Höfe”, der für den 27. August im Kalender stand und von 12 bis 18 Uhr durchgeführt wurde. Organisiert wird das gemütliche und dezentrale Fest stets von der Stadt Teltow in Zusammenarbeit mit den Hofbesitzern und Altstadtbewohnern. Neben den Attraktionen, die in den Höfen selbst zu bestaunen waren, gab es auch bei diesem Fest wieder einige Extras.
Vor dem Rathaus war so etwa ein Spezialitätenmarkt mit regionalen Händlern aufgebaut. Hier gab es schlotzigen Käsekuchen der Teltower Manufaktur “Dreikäsehoch”, Wildbratwurst, Fischleckereien, Kaffeespezialitäten, süße Pastel de Natas aus Lissabon sowie Spezielles aus Teltower Rübchen und Softeis.
Vor der Andreaskirche hatte die Jugendkunstschule ein Bastelangebot für Kinder an extra aufgestellten Tischen aufgebaut. Passend dazu gab es in der Kirche selbst Kirchenführungen und Orgelkonzerte.
Wer Glück hatte, konnte sogar den Alten Fritz in der Altstadt antreffen. Der König von Preußen flanierte durch die Straßen, um seinen Untertanen ganz nah zu sein und die verschiedenen Höfe zu inspizieren.
Die zahllosen, aus allen Himmelsrichtungen herbeiströmenden Besucher der Altstadt hatten auch in diesem Jahr kein Problem damit, die offenen Höfe zu finden. Zum einen wurde ein gedruckter Plan ausgeben, der den Weg zu sämtlichen Attraktionen wies. Und auf dem Bürgersteig selbst waren überall rostrote Fahnen aufgestellt, die schon von weitem auf ein weiteres offenes Hoftor aufmerksam machten.
Im historischen Mattauschhaus in der Alten Potsdamer Straße hatte auch die Künstlerin Frauke Schmidt-Theilig ihren Hof geöffnet. Während es hier kühle Getränke, leichte Snacks und Live-Musik gab, war es für die Besucher nicht minder interessant, das Haus zu inspizieren. Hier hingen, standen und lagen hunderte Bilder und Gemälde der Künstlerin aus. Frauke Schmidt-Theilig: “Auf dem Dachboden liegen sicherlich noch einmal an die tausend Bilder. Bei mir entsteht Qualität immer über Quantität. Ich habe Kunst nicht studiert, ich muss mich beim Malen selbst finden. Ich hatte letztens einen Albtraum: Ich müsste alle meine Bilder noch einmal neu malen. Das würde ich in meinem Leben nicht mehr schaffen.”
In einem anderen Hof gleich um die Ecke fielen über zwanzig lustige Besucher auf, bei denen die Frauen bunte Bänder und Schleifen in den Haaren trugen. Nina Meier: “Wir kommen alle aus Polen und zwar aus Zagan. Das ist eine Partnerstadt von Teltow. Wir sind über ‘Teltow ohne Grenzen’ miteinander verbunden. Wir besuchen Teltow in jedem Jahr immer zum ‘Tag der offenen Höfe’. Das ist uns schon eine liebe Tradition geworden.”
Es hat allen Besuchern einmal mehr viel Spaß gemacht, die einzelnen Höfe zu besuchen. Viele Hofbesitzer hatten für ihre Gäste etwas zu Essen und zu Trinken vorbereitet. Es gab Stände mit Kleinkunst, den einen oder anderen Flohmarkt, aber auch Infoangebote von Vereinen und Firmen. Und die Besucher konnten sich zu im Flyer festgeschriebenen Uhrzeiten über jede Menge Live-Musik freuen. Das Luna Jazz Duo spielte, das Akkordeon Ensemble der Musikschule Fröhlich war mit dabei, The Chaotics musizierten und auch die Dreamland Swing Band und der Männerchor “Frohsinn” Teltow sorgten für applaudierende Zuschauer.
Im Hof 7 gab es die sehr interessante Ausstellung “Historische Waschtechnik”. Gisela Meyer vom Teltower Heimatverein zeigte den neugierigen Zuschauern, wie früher die Wäsche in einer riesigen Kaltmangel geplättet wurde – äußerst energiesparend nur mit der Hilfe von schweren Pflastersteinen. Dabei kamen rechteckige Rolltücher zum Einsatz, die die Wäsche schützten. Gisela Meyer: “Bei uns in Teltow gehörten früher drei Rolltücher zur Aussteuer der jungen Frauen mit dazu. Sie waren zum Teil mit aufwändigen Mustern verziert.”
Jürgen Stich von der Stadt Teltow war sehr zufrieden mit dem Fest: “Ich habe bei vielen Besuchern nachgefragt, woher sie denn kommen. Wir hatten viele Berliner mit dabei. Der ‘Tag der offenen Höfe’ ist längst auch außerhalb von Teltow bekannt.” Auch Bürgermeister Thomas Schmidt konnte sich nach seiner Eröffnung des Festes um zwölf Uhr gar nicht trennen, er war noch Stunden später in den Höfen unterwegs: “Das war wieder eine gelungene Veranstaltung. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie gut sie funktioniert, obwohl alle Beteiligten nur einmal im Jahr zusammenfinden.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 114 (9/2023).
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