Drostworthy: Zehlendorfer Schüler machen Zeitung
Die Schülerzeitung ist die frühestmögliche Keimzelle des Journalismus in modernen Zeiten. Schüler sammeln so im kleinen Schulkosmos erste Erfahrungen mit dem Medium Print. Sie setzen sich eigene Themen, führen Recherchen durch, sammeln Informationen, gießen den gesammelten Buchstabensalat in Form und hoffen, dass das Ergebnis dem geneigten Leser zu gefallen weiß.
Das Zehlendorfer Droste-Hülshoff-Gymnasium (www.droste-gymnasium-berlin.de) in der Schönower Straße unweit vom Teltower Damm hat im letzten Jahr nach langer Pause wieder eine eigene Schülerzeitung bekommen. Sie heißt „Drostworthy“, was ein Wortspiel ist und die englische Vokabel „trustworthy“ (= „vertrauenswürdig“) mit im Titel trägt.
Zum Redaktionsteam gehören u.a. die Droste-Schüler Charlotte, Takeshi, Leonore, Cara, Sofus und Pablo – sowie eine Handvoll freier Autoren, Fotografen und anderer Helfer. Die beiden Lehrer Marcus Heyduk und Tim Ruschkowski stehen dem jungen Zeitungsteam zur Seite. Am Anfang haben sie noch mehr geholfen. Inzwischen ziehen sie sich zurück, führen eine Chef-vom-Dienst-Endkontrolle durch und organisieren den 250-Auflagen-Druck über die Zentrale Vervielfältigungsstelle in der Kopernikus-Schule, die für Schülerzeitungen einen eigenen Etat verwaltet. Die „Drostworthy“ wird nicht verschenkt, sondern für einen Euro verkauft, denn: „Was man verschenkt, das ist oft nichts wert.“
Chefredakteurin Charlotte: „Am Anfang haben wir geplant, vier Ausgaben im Jahr umzusetzen. Aber das schaffen wir gar nicht, zwei Hefte im Jahr sind realistischer. Wir haben ja nebenbei noch Hausaufgaben zu machen und müssen uns um unser nahendes Abitur kümmern. Die Schülerzeitung setzt sich übrigens in jeder Ausgabe klare Themen. In der Ausgabe 1 hieß das Thema ‚Ruhm‘, in der zweiten ‚Freiheit & Grenzen‘. Bei der dritten Ausgabe wird das Thema ‚Müll‘ sein.“
Lehrer Marcus Heyduk erinnert sich: „Die Initiatorin für die Schülerzeitung, das war die Charlotte. Sie kam im Herbst 2017 zu mir und äußerte die Idee, eine Zeitung zu machen. Da kam sie gerade von einem Auslandsaufenthalt in ihre 8. Klasse zurück. Wir haben bei uns an der Schule eine ganz besondere Schülerklientel. Wenn man die einfach einmal machen lässt, dann ist das Ergebnis einzigartig.“
Als zukünftige Journalistin sieht sich Charlotte trotzdem nicht: „Ich mag es sehr, mich kreativ auszuleben, kann mir aber das Schreiben von Artikeln nicht als späteres Berufsziel vorstellen, das klingt für mich unsicher und auch stressig. Ich kümmere mich aber in der Redaktion auch um das Layout und finde für mich persönlich den grafischen Bereich viel spannender. Das Visuelle ist mir wichtig. Tatsächlich könnte ich mir aus meiner Erfahrung mit der Schülerzeitung heraus vorstellen, später in diesem Bereich zu arbeiten.“
Die erste Ausgabe von „Drostworthy“ erschien im Januar 2018, inzwischen sind alle Ausgaben vergriffen. Auch von der zweiten Ausgabe war die Auflage in anderthalb Tagen weg: Die 850 Schüler der „Droste“ haben ordentlich zugelangt.
Erstaunt ist die Chefredakteurin darüber, dass ihr die Schüler nicht das Büro einrennen: „Ich dachte immer, dass die Schüler ein Bedürfnis haben, sich kreativ auszuprobieren. Aber man muss die Leute immer direkt fragen, ob sie Lust darauf haben, einen Artikel zu schreiben, von alleine kommen die nicht.“ Ihr Kollege Takeshi: „Dabei ist es ein Unterschied, ob man einfach nur Unterricht hat oder für ein Projekt arbeitet, das einem wichtig ist.“
Die „Drostworthy“ veröffentlicht Artikel über das Schulleben, aber auch darüber hinaus. Redakteurin Cara: „Ich schreibe am liebsten Gedichte und Kurzgeschichten, die immer sehr stark politisch gefärbt sind. Ich möchte gern einmal Schriftstellerin werden.“ (Text/Foto)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 60 (3/2019) veröffentlicht.
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