Nero Brandenburg: Bockwurscht retten!
Nero Brandenburg (74) ist ein echtes Berliner Original. Bis 1997 hat Nero für den RIAS am Mikrofon gehangen, dann ging es in den Vorruhestand. „Denkste“, sagt er im breiten Berlinerisch: „Bis 2005 hab ich trotzdem noch für den SFB die Schlagerparade gemacht.“
Seitdem ist aber auch nur ein quirrliger Unruhestand angesagt, denn Nero Brandenburg ist auf seiner Facebook-Seite sehr aktiv und viel in seinem Zehlendorfer Kiez unterwegs. Zuletzt hat er mit dem Aufruf auf sich aufmerksam gemacht, doch bitte endlich in Zehlendorf eine Günter-Pfitzmann-Straße zu benennen – als ausstehende Ehrung für den großen Berliner Schauspieler, der in Nikolassee gewohnt hat.
Nun setzt sich Nero für den nächsten ein, der in die Vergessenheit abzurutschen droht: Die Berliner Bockwurst darf nicht sterben! Das Berliner „3-Gang-Menü“ aus Bockwurst, Mostrich und Brötchen wird zunehmend von der Currywurst und der Rostbratwurst verdrängt.
Nero Brandenburg: „Nach einer Überlieferung sollen die Bockwurst und ihr Name im Jahre 1889 in Berlin entstanden sein. Zur Auftaktsfeier des Wintersemesters 1889 soll der dortige Gastwirt Robert Scholtz seinen Gästen im Gegensatz zur sonst üblichen groben Knacker/Knobländer die feinen Brühwürste des jüdischen Fleischers Benjamin Löwenthal angeboten haben, die nur aus Kalbs- und Rindsbrät bestanden hätten. Dazu sei das Tempelhofer Bock, ein regionales Bockbier angeboten worden. Angeblich sei die (bis dahin unbekannte) Wurstsorte von den Gästen deswegen Bockwurst genannt worden. In der Folgezeit sei sie zum typischen Imbiss in Berlin und Umgebung geworden.“
„Bockwurscht“ frisch aus dem Kessel, das gibt‘s heute vor allem noch beim Fleischer um die Ecke. Nero futtert im Schnitt ein Mal in der Woche die dicke Wurst mit dem „Knack“ – etwa bei der Fleischerei Bachhuber im S-Bahnhof Mexikoplatz. Fleischer Harald Kutschinski: „Die Bockwurst und die Bulette, das sind bei uns noch immer die Imbissartikel, die am meisten nachgefragt werden. Eine richtige Bockwurst – das ist typisch Berlin.“
Nero Brandenburg: „Die Bockwurst war lange vor der Currywurst da, die heute am Kudamm ganz dekadent mit Champagner genossen wird. Also achtet und ehrt die Berliner Bockwurst – und sorgt dafür, dass sie nicht ganz von der Currywurst verdrängt wird.“ (Fotos / Text: CS)
Seitenabrufe seit 13.12.2015:
Anzeige
Sie haben eine Artikelidee oder würden gern eine Anzeige buchen? Melden Sie sich unter 03322-5008-0 oder schreiben eine Mail an info@zehlendorfaktuell.de.