Interview Andrea Sawatzki: Die bekannte Schauspielerin wohnt in Schlachtensee!

Andrea Sawatzki ist den Deutschen keine Unbekannte. Die Schauspielerin kennt man aus vielen Filmen im Fernsehen und auch im Kino. Sie ist außerdem als Buchautorin sehr erfolgreich. Bei Piper hat sie gerade den autobiografisch geprägten Roman „Brunnenstraße“ vorgelegt. Da die Autorin mit ihrer Familie in Schlachtensee lebt, baten wir sie um ein Interview.
Längst kreuzt man sich die besonderen Tage im Jahr im Kalender an, wenn im Fernsehen wieder einmal eine neue Folge mit der sehr verrückt-liebenswerten Familie Bundschuh läuft. Ausgedacht hat sich die Geschichten die bekannte Schauspielerin, Autorin und Hörspielsprecherin Andrea Sawatzki (www.andreasawatzki.de). Schon seit vielen Jahren betätigt sich die Schauspielerin, die 1997 mit der Darstellung der Alma Siebert in „Die Apothekerin“ ihren Durchbruch hatte, als Buchautorin.
Neben zwei Krimis sind inzwischen fünf Bundschuh-Romane erschienen, die sehr amüsant aus dem ganz normalen Alltag schürfen und zeigen, wie chaotisch das Leben in einer großen Familie sein kann. Im Februar ist nun mit „Brunnenstraße“ ein autobiografischer Roman bei Piper erschienen. Andrea Sawatzki schreibt über ihren dementen Vater, der launisch, ungeduldig und jähzornig wird – und um den sie sich als zehnjähriges Mädchen kümmern muss.
Sie wurden 1963 in Kochel am See in Bayern geboren. Nun wohnen Sie in Berlin – im Berliner Bezirk Schlachtensee. Wie unterscheidet sich denn die bayerische von der Berliner Mentalität?
Andrea Sawatzki: „Ich lebe schon seit fast dreißig Jahren in Berlin. Mein Mann Christian Berkel ist Berliner und unsere Söhne natürlich auch. Insofern ist Berlin meine zweite Heimat. Die Bayern lieben es, gemütlich bei Bier und Brezen zusammen zu hocken. Aber sie können auch ganz schön ‚grant`ln‘. Ich habe immer das Gefühl, die Münchner haben es nicht ganz so eilig wie die Berliner. Die Berliner wirken vielleicht auf den ersten Blick ruppiger, sind es aber in Wirklichkeit meistens gar nicht.“
Sie haben Schauspiel noch richtig an einer Schauspielschule gelernt. Ärgert es Sie, wenn heute Influencer aus der YouTube- oder Instagram-Schiene plötzlich Schauspieljobs im Kino oder im Fernsehen bekommen, die das nicht gelernt haben?
Andrea Sawatzki: „Wenn junge Leute Talent haben, schaffen sie es manchmal auch ohne Ausbildung und mit einer großen Portion Glück, im Fernsehen oder im Kino Fuß zu fassen. Bei untalentierten Leuten hilft auch keine Ausbildung. Insofern ist das doch ok, wenn junge Leute auf diese Art bei der Schauspielerei andocken. Problematischer finde ich, dass viele glauben, dass diese Glückssträhne ewig anhält. Das tut sie nicht. Spätestens mit Mitte dreißig muss man auch kompliziertere Rollen ausfüllen können. Das bedeutet dann eine ernsthafte Auseinandersetzung mit sich und den Figuren, die man spielen soll. Man bleibt eben nicht immer zwanzig…“
Nutzen Sie selbst die sozialen Medien, um im Gespräch zu bleiben?
Andrea Sawatzki: „Ich bin auf Instagram, weil manche Angebote tatsächlich inzwischen über solche Kanäle laufen. Wichtig ist mir dabei aber auch, auf anstehende Lesungen und auf neue Filme oder Bücher aufmerksam zu machen.“
Im Theater: Was haben Sie bislang am liebsten gespielt? Und welche klassische Rolle würden Sie furchtbar gern einmal spielen?
Andrea Sawatzki: „Die Erna aus ‚Kasimir und Karoline‘ von Horvath. Lady Macbeth fände ich spannend.“
1993 starteten Sie im Tatort durch. Von 2001 bis 2009 waren sie hier sogar als Hauptkommissarin Charlotte Sänger zu sehen. Wie wichtig war der Tatort für die eigene Karriere?
Andrea Sawatzki: „Wahrscheinlich war das schon eine Art Sprungbrett. Man erreicht viele Zuschauer mit diesem Format und wird rascher bekannt.“
Fernsehen und Kino: Sie haben in sehr vielen bekannten Filmen mitgespielt. Wie hat sich das Arbeiten in den letzten Jahren verändert? Und merkt man den Einfluss der Streaming-Dienste? Gibt es nun mehr Rollenangebote?
Andrea Sawatzki: „Im Grunde kann ich mich nicht beklagen. Alles läuft wie bisher. Was die Streaming-Dienste angeht, so werden da meistens eher sehr junge Schauspieler gesucht, nur in Ausnahmefällen Leute in meinem Alter.“
2013 ist das erste Buch von Ihnen erschienen. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? Gibt es eine Schreibroutine?
Andrea Sawatzki: „Nein, eine Schreibroutine gibt es nicht. Ich schreibe immer dann, wenn ich gerade einmal Zeit habe. Am Computer, in einem Zimmer, das gerade frei ist. Auch in Hotels oder am Flughafen, wenn der Verlag drängt. Das Schreiben ist dem Spielen sehr nah. Der Ursprung des Spielens liegt ja im Wort. Insofern liebe ich beides. Ich lese sehr gern und versinke gern im Leben anderer Menschen. Da wir schon an der Schauspielschule Theaterstücke für die Kollegen schreiben mussten, war mir das Schreiben des ersten Romans nicht wirklich fremd.“
Bei den Büchern fällt auf: Sie sind mit Krimis gestartet. 2013 kam „Ein allzu braves Mädchen“ und 2015 „Der Blick fremder Augen“. Wie kommt es, dass Sie sich gerade diese Thematik ausgesucht haben?
Andrea Sawatzki: „Es war mein Versuch, mich einem heiklen Thema anzunähern. Die ersten beiden Bücher sind vor allem Psychostudien. Mit der ‚Brunnenstraße‘, meinem dritten ‚ernsten‘ Buch, konnte ich das Thema für mich abschließen. Dieser Prozess hat fast zehn Jahre gedauert.“
Und dann kamen die Bundschuhs. Was ist das denn für eine herrlich verrückte und zugleich normale Familie? Wie sind diese Charaktere zu Ihnen gekommen? Haben Sie die Bundschuhs auch in der eigenen Sippe?
Andrea Sawatzki: „Ursprünglich habe ich nach einer Protagonistin gesucht, die den ganzen Wahnsinn des ‚Frau-Seins‘ in sich birgt. Das wurde die Gundula Bundschuh. Genauso alt wie ich, genauso unschlüssig und manchmal überfordert mit dem ganzen Drumherum. Eine einsame Kämpferin in der Familien-Steppe. Nein, meine Familie kommt bei den Bundschuhs nicht vor. Mit Ausnahme der Hunde Gulliver und Othello, die sind autobiografisch. Meine eigene Familie ist ansonsten inzwischen sehr klein. Aber eine Familie wie die Bundschuhs hätte ich schon mal ganz gern zu Besuch. Da ist ja schon immer was los…“
Letztes Jahr ist mit „Woanders ist es auch nicht ruhiger“ schon der 5. Bundschuh-Roman erschienen? Wie fliegen Ihnen die Ideen für neue Romane zu?
Andrea Sawatzki: „Im Moment ist der Roman ‚Brunnenstraße‘ erschienen. Also ein ganz anderes Thema. Ein komplett anderes Genre. Das war mal nötig. Ich springe gern zwischen den Genres hin und her, das ist auch beim Spielen so. Außerdem birgt die schwarze Komödie an sich viel kriminelle Energie. Man kann das auch schön mischen. Neue Ideen für die Bundschuhs kommen meist über Zeitungsartikel oder Erzählungen, Begegnungen oder schlicht die Wünsche der Kollegen, die die Familie in Wirklichkeit fürs Fernsehen spielen.“
Die Bundschuh-Romane wurden fürs Fernsehen verfilmt – mit Ihnen in der Hauptrolle. Wie kam es, dass Sie selbst mitspielen? Und mussten Sie Ihre Geschichten vor Veränderungen für das Fernsehen schützen?
Andrea Sawatzki: „Dass ich die Gundula spielen würde, war von vornherein klar, weil sie ja mein Alter Ego ist. Regina Ziegler hatte das Manuskript des ersten Romans gelesen und wollte ihn verfilmen. So startete die Reihe. Die Drehbücher sind prinzipiell anders als die Romane. Damit muss man sich als Autorin abfinden. Zu viele Situationen sind für die Verfilmung ungeeignet oder zu kostspielig.“ (Text: CS / Foto: Markus Nass)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 96 (3/2022).
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