Berlin ganz klein: Gary Fleischer baut Berliner City mit Klemmbausteinen nach!
Gary Fleischer ist so etwas wie der Berliner “Lego-Man”. Er nutzt die Bausteine von Lego und anderen Klemmbaustein-Herstellern, um auf vier Quadratmetern Fläche ein maßstabgetreues Abbild der Berliner City im Kleinen entstehen zu lassen. Das Besondere am Miniatur-Stadtzentrum ist, dass es hier keine einzige Baustelle mehr gibt: Gary Fleischer hat alle Projekte bereits zukunftsweisend zu Ende gebaut.
Was wird aus kleinen Jungs, die sich nie wirklich von ihrer Lego-Kiste mit lauter bunten Klemmbausteinen getrennt haben? Sie beginnen plötzlich damit, im viel größeren Maßstab kreativ zu werden, um Projekte zu realisieren, die sich vorher kein Mensch vorstellen konnte.
Gary Fleischer ist 34 Jahre alt und wohnt zusammen mit seiner Frau und bald vier Kindern in Lankwitz in einer Reihenhaussiedlung. Der Vorgarten, der Flur, die Küche und das Wohnzimmer – alles sieht bei ihm genauso aus wie man sich das bei jeder anderen Familie in der Nachbarschaft auch vorstellen würde. Ganz anders schaut es aber aus, sobald man die Holztreppe in den Keller hinabsteigt. Den Keller hat sich Gary alias BrixxBerlin (3.700 Follower auf YouTube) zu einer Miniatur-Kreativwerkstatt umgebaut.
Auf einer Holzplatte mit vier Quadratmetern Fläche ist in den letzten Monaten ein getreues Abbild der Berliner Innencity entstanden – in 3D und komplett aus den Klemmbausteinen verschiedener Hersteller gefertigt. Man sieht das Brandenburger Tor, den Alexanderplatz mit dem Fernsehturm, den Berliner Dom, die Humboldt Universität und viele Dutzend weitere Sehenswürdigkeiten mehr. Tatsächlich kann man Stunden damit verbringen, jedes Detail der Miniaturstadt in Augenschein zu nehmen.
Jede einzelne Straße ist akribisch aus bunten Plastiksteinen nachmodelliert worden und gefühlt jeder Baum findet sein grünes Äquivalent auf dem City-Modell. Über 250.000 Steinchen wurden bereits verbaut, um einen Innenstadtnachbau im Maßstab 1:1.250 entstehen zu lassen.
Der Neuköllner Gary Fleischer, der bereits seit zwölf Jahren in Steglitz lebt: “An meinem Berlin-Modell arbeite ich bereits seit August 2020. Das Modell reicht von der City-Ost am Alexanderplatz bis zur City -West rund um den Potsdamer Platz. Viele haben sich gewünscht, dass ich auch noch die Siegessäule mit einplane, aber das habe ich verworfen. Dann müsste ich den Tierpark mit abbilden – und der ist deutlich größer, als sich das die meisten Berliner vorstellen. Die Miniaturbäume sind noch dazu unfassbar zeitraubend zu montieren.” Auch der Bahnhof Zoo konnte so nicht mehr integriert werden.
Gary Fleischer: “Angefangen habe ich mit dem Bauen übrigens am Brandenburger Tor. Danach ist es eskaliert. Ich habe dann als Erstes nachgemessen, wie groß die Platte werden darf, damit sie noch in meinen Keller passt. Sie misst jetzt 2,25 x 1,50 Meter. Der ursprüngliche Plan, aus unserem Keller einen Partykeller zu machen, war damit sofort vom Tisch.”
Gary Fleischer kommt aus dem Grafik-Design: “Ich war schon immer sehr kreativ.” Vom Dinge-nachbauen-mit-Klemmbausteinen kommt er aber trotzdem nicht los: “Ich war zwei Mal bei RTL in der Sendung ‘LEGO Masters’ mit dabei. Extra dafür hatte ich meine Bausteinkiste aus meiner Kindheit wieder hervorgekramt, um den Alexanderplatz stark verkleinert nachzubauen.”
Wer auf die Platte mit der Miniatur-City schaut, kann sich ganz schnell orientieren, weil man als Betrachter das blaue Band der Spree oder den Fernsehturm als Landmarke gleich wiedererkennt. Und während man sich staunend diese Miniaturansicht anschaut, fragt man sich: Wie wischt man hier eigentlich Staub?
Gary Fleischer: “Diese 3D-Ansicht aus Klemmbausteinen ist natürlich tatsächlich ein einziger, riesiger Staubfänger. Ich verwende sehr große Q-Tipps, um den Dreck ganz vorsichtig zu entfernen. Mit dem Staubsauger an das Modell heranzutreten, wäre viel zu gefährlich.”
Bei aller Genauigkeit hat sich der findige Steinchenstapler eine Freiheit herausgenommen: “In meiner Miniaturansicht der Berliner City gibt es keine einzige Baustelle mehr. Ich habe sie alle schon fertig gebaut. So vollkommen wird Berlin niemals aussehen, ich habe eine idealisierte Zukunftsversion erschaffen. Ansonsten ist mein Nachbau schon sehr authentisch. Es fehlen nur zwei, drei Hinterhöfe.”
Seit Anfang September ist die City-Ansicht von Gary Fleischer alias BrixxBerlin offiziell fertiggestellt. Er sagt: “Ich suche jetzt für mein Modell nach einer dauerhaften Möglichkeit, um es auszustellen, sodass jeder Berliner es begutachten kann. Perfekt wären wahlweise ein Museum oder auch ein großes Einkaufszentrum. Ich muss ja in meinem Keller Platz schaffen, um ein neues Projekt angehen zu können.”
Ein Problem für Gary Fleischer ist, dass es in Berlin kaum möglich ist, sein Werk in der Szene zu präsentieren: “Die Szene in Berlin ist sehr auf Lego fixiert. Da ich auch Klemmbausteine anderer Hersteller verwende, darf ich mein Werk in der Szene nicht ausstellen. Wir sind gerade dabei, einen neuen Verein in Berlin zu gründen, um das zu ändern.”
Was wäre denn ein würdiges Nachfolgeprojekt nach der Berliner City? Gary Fleischer: “Als nächstes würde ich gern den Flughafen BER im gleichen Maßstab angehen. Mal schauen, wie lange ich brauche, um hier alle Gebäude und Start- und Landebahnen nachzubauen. Die City habe ich noch rein im Kopf geplant, beim BER werde ich mir aber vom Computer helfen lassen.”
Kann man mit dem Bauen von Miniaturansichten eigentlich Geld verdienen – oder ist es doch eher ein Hobby? Gary Fleischer: “Als ich angefangen habe, mit den Klemmbausteinen die Wirklichkeit nachzubauen, habe ich nicht an Geld gedacht, das habe ich für mich getan. Das reine Hobby ist aber spätestens dann immer größer geworden, als ich mit Social Media angefangen habe. Bei Instagram folgen mir bereits 26.000 Menschen, bei TikTok sind es 28.000. Jetzt bin ich doch sehr gut in der Szene vernetzt, bekomme erste lukrative Aufträge und gewinne Sponsoren, die mich unterstützen. Ich wäre früher einmal gern Architekt geworden, war aber nie der große Mathematiker. So verfolge ich meinen alten Traum im Kleinen doch noch weiter.”
Und die Zeichen stehen auf Erfolg. Zusammen mit Michael Marston (Steinchenexpress) hat Gary Fleischer die Marke “BRYX Toys” (www.bryxtoys.com) ins Leben gerufen, zu der es heißt: “BRYX hat es sich zum Ziel gesetzt, qualitativ hochwertige Klemmbausteinprodukte für den europäischen Markt anzubieten, die in enger Zusammenarbeit mit Top-Lizenzpartnern entwickelt werden. Wir versprechen ein aufregendes Sortiment an Produkten, das die Fantasie und Kreativität anregt.”
Zu den ersten Klemmbaustein-Sets von BRYX gehören drei Fußballstadien, die Fußballfreunde nun in Eigenregie nachbauen können. Die passenden Steine und die Bauanleitung finden sich in den Sets. So können Berliner Fans bereits die Alte Försterei und das Olympiastadion nachbauen. Es steht aber auch die Veltins Arena als Bauset zur Verfügung. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 116 (11/2023).
Seitenabrufe seit 25.11.2023:
Sie haben eine Artikelidee oder würden gern eine Anzeige buchen? Melden Sie sich unter 03322-5008-0 oder schreiben eine Mail an info@zehlendorfaktuell.de.
Anzeige