Schlosspark Theater: Kasimir und Kaukasus
Francis Weber schrieb die Theater-Komödie „Un animal de compagnie“, die im letzten Jahr uraufgeführt wurde. Dieter Hallervorden hat Gefallen an dieser Komödie gefunden. Er übersetzte das Werk ins Deutsche und brachte es am 12. Mai zum ersten Mal in seinem Schlosspark Theater (www.schlossparktheater.de) auf die Bühne.
Holger Hauer übernimmt die Regie im Stück „Kasimir und Kaukasus“, das in den kommenden Monaten noch bis in den September hinein auf dem Spielplan des Schlosspark Theaters stehen wird.
Innenarchitektin Christine (Ulrike Frank) ist eine bestens organisierte, aber nicht eben romantische Frau. Mit ihrem Mann, dem etwas verträumten Journalisten Henri (Dieter Landuris), hat sie nur noch wenig Gemeinsamkeiten, eine mögliche Scheidung steht im Raum. Kann ein Haustier dabei helfen, die kriselnde Beziehung zu retten? Zu dumm, dass Henri, anstatt einen Hund zu besorgen, lieber einen stummen Goldfisch mit nach Hause bringt.
Einen stummen Goldfisch? Mitnichten. Unhörbar für seine Besitzer plappert Goldfisch Kasimir im besten Berliner Slang, wie es ihm gerade in den Sinn kommt – und kommentiert sehr süffisant das Beziehungsdrama, das sich auf der anderen Glasseite seines Aquariums entfaltet. Dieter Hallervorden höchstpersönlich leiht dem Schuppentier seine markante Stimme.
Auf der Bühne eskaliert das Stück noch weiter. Christine nimmt Kontakt mit einem alten Studienfreund auf, der sie früher schon immer angehimmelt hat. Doch Hans-Peter (Markus Majowski) entpuppt sich als kompletter Verlierer, der gerade erst bei seiner Mutter rausgeflogen ist und sich prompt bei Christine und Henri einnistet. Im Schlepptau hat er Dounia, eine kaukasische Edelnutte (Katharina Maria Abt). Und mit der hat Henri blöderweise schon einmal im Bett gelegen. Der besondere Aufreger: Es könnte sein, dass bei diesem Akt vor vielen Jahren ein kleiner Henri gezeugt wurde. Ein weiteres Drama in der kinderlos gebliebenen Ehe des Journalisten.
Im Schlosspark-Theater werden immer wieder kantige, knurrige, mutige und dennoch augenöffnende Stücke gezeigt wie etwa „Einer flog übers Kuckucksnest“, „Honig im Kopf“ oder „Mosca und Volpone“. Auch die Komödien haben immer eine besondere Qualität. „Einfach tierisch“ mit Marion Kracht war ein echtes Vergnügen, und auch „Die Wahrheit“ ließ einen mit durchgeschütteltem Kopf zurück.
„Kasimir und Kaukasus“ zeigt sich im Vergleich dazu als deutlich schwächer dahinplätscherndes Stück. Es bietet eine angenehme Unterhaltung, ist kurzweilig und hat vor allem dank der Komik von Markus Majowski seine besonderen Momente. Es bleibt aber Theater-Fast-Food ohne weitere Tiefe, da alle Charaktere nur oberflächlich Gestalt annehmen und das tiefere Drama fehlt. In der Tat bleiben einem auch Henri und Christine so fremd und fern, dass es dem Zuschauer egal ist, ob sie sich nun trennen oder nicht. Schade ist auch, dass Hallervordens Stimme nicht life ertönt, sondern hörbar vom Band kommt. Das nimmt der Fischstimme das Spontane und erinnert den Zuschauer daran, dass er einer Inszenierung lauscht. (Text: CS /Fotos: DERDEHMEL/Urbschat)
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