Botanischer Garten: Patin für die Victoria
Zwölf Jahre stand das Victoriahaus im Botanischen Garten leer. Es wurde umfassend saniert – und dabei auch gleich mit modernsten Techniken isoliert, damit die Heizleistung des tropischen Gewächshauses nicht halb Zehlendorf mit auf Temperatur bringt.
Nun ist die Sanierung abgeschlossen und das neue Victoriahaus wurde am 15. Juni unter Anwesenheit von viel Politikprominenz neu eröffnet – auch Berlins Bürgermeister Michael Müller war vor Ort. Die Botaniker haben bereits rechtzeitig mit der Anpflanzung einer neuen Victoria-Seerose begonnen. Pünktlich zur Eröffnung konnten die neugierigen Besucher nicht nur die gewaltigen, schwimmenden Blätter der Riesen-Seerose in Augenschein nehmen, sondern auch schon die ersten Blütenknospen bestaunen: Die Victoria-Seerose fühlt sich bei tropischen Temperaturen anscheinend schon recht wohl.
Die große Überraschung: Die bekannte Promiköchin Sarah Wiener übernimmt die Ehrenpatenschaft für die Victoria. Sie war selbst mit vor Ort, als die ersten Besucher ins Victoriahaus strömten – und freute sich, als das Infoschild mit ihrer ausgewiesenen Patenschaft im Becken platziert wurde. Sarah Wiener, die selbst in Berlin lebt und hier mehrere Gastronomie-Objekte betreibt: „Der Botanische Garten ist einer meiner Lieblingsorte in Berlin. Ich werde also oft vor Ort sein, um mein Patenkind zu besuchen. Ich bin sehr froh, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Patentante sein darf.“
Zwölf lange Jahre musste der Botanische Garten in Berlin auf eine seiner wichtigsten Attraktionen verzichten – auf das Victoriahaus. In diesem Gewächshaus konnte man einst neben hunderten tropischer Sumpf- und Wasserpflanzen die berühmte Riesenseerose Victoria bestaunen. Sie bringt es auf bis zu zwei Meter große Schwimmblätter und auf bis zu 30 Zentimeter große Blüten.
Nun ist die eine halbe Generation dauernde Wartezeit endlich vorbei. Vor über 600 geladenen Gästen wurde das Victoriahaus am 15. Juni neu eröffnet, sodass die Besucher nun endlich wieder die – neu angepflanzte – Victoria-Seerose bestaunen können. Damit ist eine der weltweit wichtigsten Wasserpflanzen-Sammlungen wieder zurück in der Hauptstadt.
„Der Botanische Garten Berlin ist eine der Top-Sehenswürdigkeiten in unserer Stadt und eine Wissenschaftseinrichtung von Weltrang, darauf können wir zu Recht stolz sein. Das wiedereröffnete Victoriahaus ist im wahrsten Sinne des Wortes ein heißer Tipp und wird die Besucherinnen und Besucher zweifelsohne begeistern. Zugleich stärkt es die renommierte Berliner Biodiversitätsforschung. Ich danke allen, die sich für die Sanierung und Wiedereröffnung engagiert haben“, sagte Michael Müller, Berlins Regierender Bürgermeister und Senator für Wissenschaft und Forschung, am Eröffnungstag.
Die Sanierung des Victoriahauses war aus verschiedenen Gründen nötig geworden. Einer davon war die energetische Komponente. Um das tropische Gewächshaus auf eine Temperatur von 30 Grad Celsius bei 85 Prozent Luftfeuchtigkeit zu heizen, musste viel zu viel Energie aufgewendet werden, weil das Glashaus nicht besonders gut isoliert war. So heizte man in der Vergangenheit immer auch die Berliner Außenluft mit auf.
Für zehn Millionen Euro hat man nun das Gewächshaus saniert – dem Denkmalschutz gerecht werdend und in besonderer Berücksichtigung einer stark verbesserten Isolierung. Berlin spart dank der energetischen Sanierung des Victoriahauses und des damit verbundenen Nahwärmenetzes jährlich mehr als 245 Tonnen Kohlendioxid ein.
„Die energetische Sanierung der Gebäude ist eine zentrale Säule für den effektiven Klimaschutz. Beim Victoriahaus werden Energiebedarf, Energiekosten und die CO2-Emissionen signifikant sinken. Damit ist der Botanische Garten für die Zukunft deutlich besser aufgestellt“, sagte Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Ermöglicht wurde die Grundsanierung mit Mitteln des Landes Berlin, des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Umweltentlastungsprogramms II sowie mit Eigenmitteln der Freien Universität Berlin.
Die Besucher freuen sich, denn das Victoriahaus war schon immer ein echter Publikumsmagnet. „Von der Riesenseerose Victoria bis zur kleinsten Blütenpflanze der Welt vermittelt das Victoriahaus die Vielfalt der Wasserpflanzen“, erläuterte Prof. Dr. Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums Berlin. Beim Festakt überreichte er die Ehrenpatenschaft für die Riesenseerose Victoria an Sarah Wiener und freute sich über die prominente Patin.
Noch bis zum 25. August gibt es im Botanischen Garten auch noch die „Victorianächte“. Immer am Samstag wird die Öffnungszeit verlängert, sodass die Besucher bis 24 Uhr im Garten verweilen dürfen. Der letzte Einlass findet passend dazu um 22 Uhr statt.
Die längere Öffnungszeit macht Sinn, da die Riesenseerose Victoria nur in der Nacht blüht und nur dann ihre Knospen öffnet. Für die Gäste bieten die beleuchteten Gewächshäuser natürlich eine einzigartige Kulisse für beeindruckende Spaziergänge zwischen den ausgestellten Pflanzen. Die „Victoria Lounge“ Sommerterrasse ist ebenfalls bis Mitternacht geöffnet.
Wer mehr über die Victoria-Seerose erfahren möchte, kann (im Rahmen der „Victorianacht“ auch nachts) im Botanischen Museum vorbeischauen und die Fotoausstellung „Victoria Kabinett“ besuchen. In dieser Sonderausstellung werden 166 Jahre Berliner Victoria-Geschichte in 100 epochalen Bildern visualisiert. Darunter sind auf dem Victoriablatt sitzende Kinder zur Kaiserzeit ebenso zu sehen wie Bilder von der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Zeitrafferfilm zeigt die Victoria von der Keimung im Februar bis zur Blüte im Juni. Auf einem Victoriablatt-Modell können die Besucher sitzen, stehen und sich fotografieren lassen. An einem getrockneten Victoriablatt lassen sich die spannende Blattunterseite und das Geheimnis für seine Stabilität studieren.
Und dann gibt es da auch noch die „Victoriatalks“, die ebenfalls am Sonnabend stets um 20:15 Uhr beginnen und sich ohne Anmeldung oder Aufpreis besuchen lassen. Am 4. August spricht Dipl. Ing. Karsten Schomaker zum Thema „Sauna für Seerosen – energieeffiziente Gewächshäuser der Zukunft“. Am 11. August geht es weiter mit Lotte Burkhardt, die einen Vortrag zu royalen Pflanzennamen in den Gewächshäusern hält. Am 18. August ist Prof. Thomas Borsch an der Reihe. Er referiert über das Thema „Wie Seerosen das Schwimmen lernten.“ Und am 25. August heißt das Thema des Victoriatalks „Das Victoria Kabinett – 166 Jahre in 100 Bildern“. Die Kunsthistorikerin Marina Heilmeyer spricht an diesem Tag.
Wichtig: Am 20. und 21. Juli lädt der Botanische Garten wieder zur Botanischen Nacht, die bereits zum 10. Mal veranstaltet wird. Zehn magische Themenwelten werden im Park aufgebaut und erlauben spannende Spaziergänge mit ganz ungewohnten Eindrücken. Alle Informationen hier: www.botanische-nacht.de. (CS)
Dieser Artikel wurde in „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 52 (7/2018) veröffentlicht.
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