Moos, Rinde & Tannennadeln im Goerzwerk: Der Wald als Wand oder Bild!
Josef Freund hatte vor zwölf Jahren die Idee, Moos aus unseren Wäldern zu färben, zu konservieren und an die Wand zu bringen. Die dekorativen Elemente geben Hotelfoyers, Anwaltskanzleien und Supermärkten einen grünen und naturnahen Touch. Inzwischen arbeitet die „Freund GmbH – Material für Ideen“ auch mit Rinden, Blättern und Tannennadeln. In einem neu eingerichteten Online-Shop können nun auch Privatkunden bestellen. (ANZEIGE)
Was macht das mit einem, wenn man als Gast ein Hotel betritt und auf eine Innenwand schaut, die ganz aus Moos besteht?
Ganz viele Dinge passieren da mit dem Besucher. Das Hotel vermittelt sofort einen freundlichen, warmen, naturnahen Eindruck. Man glaubt, frischere Luft zu atmen und mitten in der Natur zu stehen. Zugleich wirkt ein solches Haus auf eine positive Art und Weise modern, nachhaltig und innovativ.
Vielleicht sind all das die Gründe dafür, warum sich die „Freund GmbH“ vor Aufträgen aus ganz Europa kaum noch retten kann. Nicht nur Hotels, sondern auch Supermärkte, Anwälte und Notare, Wellness- und Spa-Betriebe, Krankenhäuser, Schulen, Büros aller Art und Einkaufszentren beauftragen ihre Innenarchitekten damit, Moos an die Wand zu bringen.
Die Mooswände oder Moosbilder können dabei ganz individuell gestaltet werden. Besonders beliebt sind bei den Kunden Weltkarten aus Moos oder die Buchstaben des eigenen Firmennamens, die aus Moos modelliert werden.
Firmengründer ist der Österreicher Josef Freund, der sich noch immer ganz deutlich an den Start vor zwölf Jahren erinnert: „Damals bin ich mit einem Freund über Österreichs Berge gewandert. Bei Salzburg haben wir in 1.640 Meter Höhe eine Pause in der sogenannten Mooshütte gemacht. Da kam mir das erste Mal die Idee, Moos als Material zur Wandverkleidung zu verwenden. Mit dieser Idee war ich damals noch der erste. Im Internet fanden sich zu der Zeit nur Beiträge darüber, wie man störendes Moos entfernt. Aber nicht darüber, wie man es zur Raumdekoration verwendet. Ich habe dann ein halbes Jahr gebraucht, um die Idee geschäftsfähig zu machen.“
Die „Freund GmbH“ nutzte zum Start zunächst nur Islandmoos. Das gibt es im Grunde genommen überall dort, wo es auch Elche gibt, also in Russland, Finnland, Norwegen und Kanada.
Josef Freund, der seine Idee gemeinsam mit seiner Tochter Nina weiterentwickelt hat: „So eine Genehmigung, Moos in den Wäldern abzutragen, die muss man beim Staat beantragen. Die Ernte muss auch behutsam und nachhaltig passieren, sodass das Moos die Chance hat, sich in fünf Jahren komplett zu erneuern. Wenn wir das Islandmoos ernten, ist es weiß. Wir färben es und nutzen ein eigenes geheimes Verfahren, um das Moos dauerhaft zu konservieren.“
Diese Konservierung sorgt dafür, dass das Moos jahrelang an der Wand verweilen kann, ohne auszutrocknen oder unansehnlich zu werden. Dabei fasst es sich noch immer genau so an, als hätte man es gerade erst aus dem Wald mitgebracht.
Josef Freund: „Im Winter wird das Moos immer ein wenig trockener, was an der geringeren Luftfeuchtigkeit liegt. Das gibt sich im Frühjahr wieder. Unsere Mooswände benötigen weder Pflege noch eine Wartung.“
Inzwischen arbeitet das Unternehmen auch mit Polster- und Waldmoosen. Da sie eingefärbt werden, kann der Kunde aus einem Dutzend Farben wählen. Natürlich gibt es verschiedene Grüntöne, die sich frei miteinander kombinieren lassen. Abhängig vom Projekt wünscht sich so mancher Kunde aber vielleicht auch ein blaues oder ein rotes Moos.
Übrigens: Oft werden die Moos-Panele auch in Konferenzräumen eingesetzt, um gezielt die Raumakustik zu verbessern. Sie schlucken bis zu 95 Prozent vom Schall.
Das Unternehmen wurde in Österreich gegründet, 2020 hat aber Nina Freund die Firma als Geschäftsführerin „übernommen“ – und lenkt sie nun von Berlin aus. Im Steglitzer Goerzwerk ist auch die Fertigung zu finden. 20 Mitarbeiter kümmern sich hier (zusätzlich zu 15 Mitarbeitern der bwb Behindertenwerkstätte Berlin) darum, die Wünsche der Kunden direkt vor Ort umzusetzen. So sind die Moostafeln komplett „Made in Germany“.
Josef Freund: „Früher war ich in ganz Deutschland und auch in den angrenzenden Ländern unterwegs, um den Auftraggebern unser Portfolio zu zeigen und um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Das wird heute anders gehandhabt. Es gibt eine Musterkiste, die wir unseren Kunden zuschicken können. Die Gespräche, die Ideenfindung und der Austausch finden aber anschließend online statt. Da hat sich doch vieles getan. Darüber bin ich sehr froh, ich war viel zu viel unterwegs.“
Was nicht bedeutet, dass der Gründer inzwischen die Füße hochlegen kann. Problemlos zählt er mehrere Dutzend Projekte auf, die gerade im Entstehen sind. Moos scheint das neue Gold in der Innenarchitektur zu sein. Im Trend liegt es auf jeden Fall. Und dabei soll es auch nicht bleiben.
Nina Freund: „Inzwischen arbeiten wir auch mit Baumrinde. Hier setzen wir auf die bekannte Korkeiche. Für die Wandgestaltung lässt sich aber auch die Rinde von Birken, Lärchen und Eichen verwenden.“
Neu sind Wandbilder mit Blättern aus Asien, die sich auch nach der Konservierung noch so anfühlen, als hätte man sie eben erst frisch von einem Busch gezupft.
Josef Freund: „Ein echter Hingucker sind unsere Wandbilder aus zusammengeklebten und eingefärbten Tannennadeln, hinter die wir Schafwolle kleben. Das sieht nicht nur sehr modern aus, sondern ist ebenfalls ein optimaler Schallschutz.“
Inzwischen gibt es die Naturbilder auch für den Privatkunden. Nina Freund hat dafür gerade erst den Online-Shop „FREUND greenliving“ (www.freund-greenliving.com) ins Leben gerufen. (Text/Fotos: CS)
Info: Freund GmbH – Material für Ideen -, Goerzwerk, Goerzallee 299, 14167 Berlin, Tel.: 030-30306923-0, www.freundgmbh.com
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 94 (1/2022).
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