Ein echtes Männer-Hobby: Im Lokschuppen in Steglitz!
In den “Lokschuppen Berlin” in einer Seitenstraße der Schloßstraße verirren sich Frauen eigentlich nur dann, wenn sie ein Geschenk für ihren Göttergatten suchen: Vor Ort geht es auf über 85 Quadratmetern vor allem um das große Männer-Hobbythema Modelleisenbahn. Hier finden Freunde der Miniaturnachbildung alles, was für die eigene Anlage noch dringend benötigt wird. (ANZEIGE)
Im Steglitzer “Lokschuppen” ist jeder verfügbare Platz in den Regalen gleich doppelt und dreifach belegt. Es stapeln sich neue und gebrauchte Modellbahnen in allen nur erdenklichen Spurweiten und Maßstäben, hinzu kommt Zubehör aller Art, die passende Literatur, aber auch Modellautos etwa von Wiking und verschiedenes Blechspielzeug.
Keine Frage: Das hochgradig spezialisierte Fachgeschäft verwaltet das Freizeiterbe von mehreren Generationen enthusiastischer Modelleisenbahner, die in den letzten Jahrzehnten eine eigene Miniatureisenbahn über die heimischen Schienen geschickt haben.
Im “Lokschuppen Berlin” hat Thomas Dümchen (62) ein Auge auf die zweieinhalb Mitarbeiter, das eigene Inventar und auf die Wünsche und Sorgen der Stammkunden, die täglich mit dem einen oder anderen Anliegen in das kultige Ladengeschäft drängen: “Ich habe das Geschäft vor über 40 Jahren zusammen mit meinem Bruder gegründet. In den Hochzeiten hatten wir einmal sieben Geschäfte in Berlin. Jetzt sind es noch drei. Der ‘Lokschuppen’ an der Schloßstraße ist tatsächlich auch unser ältestes Geschäft. Viele Familien begleiten wir seit drei Generationen. Manche Modelleisenbahner kommen mit ihren Kindern zu uns. Die Kinder sind aber oft nur ein Alibi. Meist sucht der Papa nur einen Grund dafür, dass er wieder an einer Modelleisenbahn basteln darf. Erstaunlich ist, dass so manche eingefleischten Eisenbahner bei einer Scheidung plötzlich das Interesse an ihrer Bahn verlieren. Dann wird der Mann zum Mann und lässt alles Kindliche hinter sich. Und sobald eine neue Beziehung etabliert ist, geht es wieder los.”
Der Steglitzer, der am Breitenbachplatz aufgewachsen ist, bietet einen Rundumservice für alle Eisenbahnfreunde an: “Wir verkaufen Eisenbahnen, Waggons, Schienen, Figuren, Zubehör und Literatur zum Thema Modelleisenbahn. Wir bedienen alle Spurweiten und Maßstäbe und haben alle wichtigen Hersteller wie Fleischmann, Märklin und Schuko, aber auch Rivarossi, Faller, Vollmer oder Trix im Programm. Neben neuwertigen Artikeln unterhalten wir auch ein großes Angebot an gebrauchten Waren, die wir Second Hand anbieten. Das Interesse an diesen Artikeln ist groß, weil es sie oft nicht mehr neu im Handel gibt – und weil hier auch der Preis etwas günstiger ist. Unser Sortiment reicht von der Vorkriegszeit bis heute.”
Ganz in diesem Sinne kauft der “Lokschuppen” auch gern bestehende Eisenbahnanlagen an – egal, in welchem Zustand sie sind. Thomas Dümchen: “Wir haben eine eigene Werkstatt und ein großes Lager mit Ersatzteilen. So bekommen wir jede Eisenbahn wieder zum Laufen. Eine restaurierte Anlage verkaufen wir anschließend gleich wieder weiter. Natürlich steht unsere Werkstatt aber auch allen Kunden zur Verfügung, die Probleme mit ihrer Eisenbahn haben und eine Reparatur benötigen. Unser Service ist durchaus auch Zuhause bei den Kunden gefragt: Manchmal werden wir darum gebeten, eine neu gekaufte Anlage beim Auftraggeber aufzubauen, weil es ihm körperlich nicht mehr möglich ist, auf dem Rücken unter die Anlagenplatte zu kriechen. Andere haben Probleme mit der technischen Verkabelung und buchen dafür unsere Expertise.”
Was den “Lokschuppen”-Chef immer wieder freut: Viele Kunden sind echte Experten, die alles über ihre Eisenbahn wissen: “Jeder Kunde ist schlauer als ich – und das finde ich toll. Es ist immer wieder erstaunlich, was für ein Spezialwissen die Kunden passend zu einer bestimmten Eisenbahn, zu einem elektrischen Trafo oder zu einem historischen Ereignis an den Tag legen. Ich höre da gern zu und lerne etwas.”
Bei all der umfassenden Auswahl, dem Service und der Fachkompetenz von der Materie: Ein Problem macht dem “Lokschuppen Berlin” zunehmend zu schaffen. Thomas Dümchen: “Unsere Kundschaft wird immer älter. Es gelingt leider nicht mehr, die nächste Generation mit der Faszination Modelleisenbahn anzustecken. Manchmal schafft man es für eine Weile, aber dann kommt die Pubertät und die Modelleisenbahn wird uninteressant. Die Verlockungen der digitalen Medien sind einfach zu groß, da kann die Modelleisenbahn nicht mithalten. Und es geht bei uns natürlich um ein reines Männerthema. Frauen kommen oft nur dann zu uns, wenn sie ihren Männern eine Freude machen und ein Geschenk kaufen wollen. Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, das ist einfach so. Amüsant ist, dass wir die Einkäufe der Kunden noch immer in neutralen und werbefreien Tüten verstauen. Viele Männer schmuggeln ihre Einkäufe an ihrer Frau vorbei ins Haus. Sie soll gar nicht mitbekommen, dass der Mann schon wieder Geld für sein Hobby ausgegeben hat.”
Neben den Modelleisenbahnern, die eine eigene Anlage aufgebaut haben und ihre Bahnen auch fahren lassen, gibt es da auch noch die Sammler. Thomas Dümchen, der übrigens auch Versicherungsgutachten erstellt: “Die Sammler interessieren sich weniger für die neuen Modelle, sie wandern eher rückwärts in der Zeit. Viele pflegen ein ganz besonderes Sammelgebiet, so etwa nur den Berliner Nahverkehr.”
Rund um das Thema Modelleisenbahn stehen im “Lokschuppen” auch Anfragen, Aufträge und Aufgaben an, mit denen man gar nicht gerechnet hätte.
Thomas Dümchen: “Im Winter haben wir immer wieder Aufträge, da geht es dann darum, die Schaufenster von Ladengeschäften weihnachtlich zu schmücken. Da wird etwa gewünscht, dass eine Eisenbahn im Kreis durch eine Weihnachtswelt fährt. Das ist für uns natürlich kein Problem. Oft kommen auch Requisiteure zu uns, die suchen ganz bestimmte Miniaturautos oder Eisenbahnen für einen Kinofilm oder eine Fernsehsendung. Langweilig wird es bei uns nie.”
Im “Lokschuppen” gibt es übrigens auch eine große Auswahl an Wiking-Autos. Thomas Dümchen: “Diese Firma hatte übrigens ihren Sitz bei uns im Bezirk – Unter den Eichen Ecke Drakestraße. Wiking hat im Krieg Modelle gebaut, damit die Soldaten im direkten Vergleich feindliche Schiffe besser erkennen konnten. In Friedenszeiten wurde die Miniaturexpertise dann für die Fertigung der beliebten Spielzeugautos genutzt.” (Text/Fotos: CS)
Info: Der Lokschuppen Berlin, Markelstraße 2 (Ecke Schloßstraße), 12163 Berlin, Tel.: 030-7921465, www.lokschuppen-berlin.de
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 113 (8/2023).
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