Berlin-Airbrush aus Zehlendorf: Marcus Eisenhuth greift zur Airbrush-Pistole!
An der Airbrush-Pistole wird Marcus Eisenhuth zum wahren Künstler: Er sprüht besonders farbenfrohe Bilder, Schriftzüge und detailgenaue Porträts auf Motorräder, Helme und sogar auf Urnen. Der Zehlendorfer hat im Jahr 2016 endgültig den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – und das mit großem Erfolg. Inzwischen arbeitet er eng mit verschiedenen Airbrush-Firmen zusammen und gibt Airbrush-Kurse für die nächste Generation. (ANZEIGE)
Der flammende Feuerball auf dem Benzintank eines Motorrads geht Marcus Eisenhuth (42) mit der Airbrush-Pistole ebenso leicht von der Hand wie das Porträt eines Verstorbenen auf einer Urne. Ihn selbst interessieren vor allem Naturthemen: Für seine eigenen Wandbilder, die mit großer Akribie gesprüht werden, stehen ihm Leguane, Wespen, Schlangen, Spinnen und Frösche Modell. So entstehen fotorealistische Abbilder auf der mit Farbe eingenebelten Leinwand.
Der Künstler, der in Zehlendorf aufgewachsen ist, hat schon von Kind an eine gewisse Leidenschaft fürs Zeichnen und Malen entwickelt: “Seitdem ich denken kann, habe ich gezeichnet. Bereits im Kindergarten habe ich festgestellt, dass das, was ich da male, ganz anders aussieht als bei den anderen Kindern. Ich habe früh gemerkt, dass ich eine Begabung dafür habe. Vorbilder habe ich nie gehabt. Ich habe mir autodidaktisch alles selbst beigebracht.”
Ein Kumpel in der Schule hatte damals eine erste Billig-Airbrush-Pistole. Marcus Eisenhuth: “Das war wie eine Sprühdose mit einer Pistole oben dran. Das war mir aber eine viel zu große Sauerei. Ich habe zunächst doch lieber das Graffiti-Sprühen für mich entdeckt. Mit neun Jahren durfte ich mich an der Garage meiner Eltern austoben. In dieser Szene war ich vor allem in Zehlendorf eine Ewigkeit unterwegs, bestimmt an die zwei Jahrzehnte lang. Bis dann so 2007/08 eine andere Gang versucht hat, uns mit Baseballschlägern aufzumischen. Da dachte ich mir: Mir geht es doch vor allem um die Kunst, diesen Gangsterscheiß muss ich mir so nicht mehr geben. An dem Tag habe ich die Graffiti-Sprühdose endgültig an den Nagel gehängt und mich wieder komplett dem Airbrush zugewandt.”
Die Airbrush-Pistole war aber nie so ganz out. Marcus Eisenhuth: “Im RC Car Rennsport kommen ziemlich große Modellautos zum Einsatz. Für viele Teams habe ich damals mit 14, 15 Jahren die Karosserien ihrer Modellautos mit Airbrush verschönert. Das sind kleine Elektroautos, für deren Rennen es eigene Rennstrecken gibt. Da habe ich selbst als Fahrer mitgemischt. 2001 habe ich meine letzte Europameisterschaft absolviert. Letztes Jahr habe ich wieder mit dem RC-Racing angefangen. Leider gibt es unsere alte Strecke in Potsdam nicht mehr, ich muss jetzt nach Mahlow-Blankenfelde fahren.”
Seit 2008 beschäftigt sich Marcus Eisenhuth täglich mit der Airbrush-Kunst, 2011 machte er sich nebenberuflich selbstständig. Seit 2014 gibt er Kurse für den Nachwuchs und im Jahr 2015 begann er eine enge Zusammenarbeit mit den Herstellern Createx Europa und Iwata Deutschland: “Hier konnte ich nicht nur Verbesserungen an den verschiedenen Airbrush-Pistolen durchsetzen, sondern auch eigene Farben auf den Markt bringen, die mir im Angebot bislang noch gefehlt haben. So etwa mein Frog Juice oder das Fire Red.”
Seit 2016 ist der Airbrush-Künstler hauptberuflich selbstständig. Vorher hat er als gelernter Industriemechaniker für einen Zehlendorfer Betrieb gearbeitet. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat er nicht bereut: “Ich arbeite sehr schnell und auch sehr gut. Meine Preise sind durchaus ambitioniert. Aber ich biete eben auch die gewünschte Qualität. Natürlich gibt es Anbieter, die günstiger sind. Aber dann sieht es eben auch so aus. Ich kann sagen: Was ich mache, macht in Deutschland kein anderer. Schon gar nicht in der Qualität und in dem Tempo.”
Heute hat Marcus Eisenhuth ein eigenes Atelier in Laufentfernung vom Teltower Damm, in dessen hellen Räumen er an seinen Projekten arbeitet und auch Schulungen für Dritte anbietet: “In den Räumen war früher eine Firma ansässig, die hat Muster für die Tapetenproduktion entworfen. Ich liebe es, dass so viel echtes Tageslicht durch die Fenster in mein Atelier dringt. So kann ich am besten arbeiten.”
Für kleine und große Firmen und auch für viele Privatkunden sprüht der international bekannte und gut gebuchte Marcus Eisenhuth farbenfrohe Logos, Landschaften, Bildmotive, Schriftzüge und auch Porträtaufnahmen auf Motorräder, auf Helme, auf Buddy Bären, auf PCs oder Konsolengehäuse, auf Skateboards, auf Wände und sogar auf Urnen: “Es ist für mich das härteste Business, wenn ich ein Porträt eines Verstorbenen auf eine Urne sprühen soll. Hier muss ich wirklich meine bestmögliche Arbeit abliefern. Vor dieser Aufgabe habe ich immer den größtmöglichen Respekt.”
Bei seiner täglichen Arbeit trägt der Experte natürlich immer eine Maske, um den feinen Aerosolen zu entgehen: “Ich arbeite mit modernen, wasserbasierten Farben. Meine fertigen Arbeiten bringe ich zum Lackierer meines Vertrauens, der einen Klarlack aufbringt. Der Lack lässt meine Arbeiten leuchten und glänzen, versiegelt sie aber auch. Meine Farben haben Museumsqualität, die strahlen auch in tausend Jahren noch so intensiv wie heute.”
Schade findet der Airbrush-Kreative, dass Airbrush in der akademischen Welt nicht wirklich als Kunst anerkannt wird. Und er sieht den aktuellen Hype rund um Künstliche Intelligenzen, die vermeintlich gemalte Bilder per Knopfdruck generieren können, sehr kritisch: “Wir haben doch schon in den Filmen der 80er Jahre gelernt, wohin das führen kann.”
Gern würde Marcus Eisenhuth sein ehrenamtliches Engagement ausweiten: “Ich würde gern Zehlendorfer Schulklassen dazu einladen, mich in meinem Atelier zu besuchen, um bei mir das Airbrush-Malen kennenzulernen.” (Text/Fotos: CS, Bilderreihe unten: Berlin-Airbrush)
Info: Berlin-Airbrush, M. Eisenhuth, Prinz-Handjery-Straße 6, 14167 Berlin, Tel.: 0172-1901820, www.berlin-airbrush.de
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 115 (10/2023).
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