Galerie Laqua in Steglitz-Zehlendorf: Nostalgie für Comic-Liebhaber!
Comics gelten als die neunte Kunst. Viele Erwachsene sind mit den filigran gezeichneten Bildern aufgewachsen, die uns beim Lesen bunte Filme auf die Innenseite des Schädels projizieren. Ganz egal, ob Micky Maus, die Fabulous Freak Brothers, Tim und Struppi oder die schwulen Knollennasen von Ralf König: Viele Fans schwärmen von “ihren” Lieblingscomics und wünschen sich, ein Original zu besitzen. Carsten Laqua aus Lichterfelde kann liefern… (ANZEIGE)
Dinge, die sich nicht in endlosen Mengen herstellen lassen und die dementsprechend selten sind, werden mit zunehmendem Alter immer wertvoller. Das weiß jeder, der Whisky-Flaschen, Ölgemälde oder Goldmünzen sammelt. Dieser Effekt gilt aber auch für Comics. Weltweit gibt es hier einen starken Markt, der mit gezeichneten Originalen handelt. Da dieser Markt von echten Fans und nicht von Spekulanten befeuert wird, steigt der Wert der Papierseiten nicht ganz so schnell, dafür aber stetig.
Einer, der sich bestens in der Geschichte der Comics auskennt und der vom deutschen Zeichner Hans-Rudi Wäscher (“Sigurd”) über den amerikanischen Underground-Heroen Robert Crumb bis hin zum französischen Avantgardisten Moebius (“Der Incal”) immer wieder originale Seiten in seiner Galerie Laqua anbietet, ist Carsten Laqua (61).
Der Steglitzer, der in Lankwitz aufgewachsen ist, verwahrt die oft überdimensional großen Originalseiten aus den Comic-Veröffentlichungen in speziellen Schubladen. Die Seiten, die gerade zum Verkauf stehen, werden in gedruckten Katalogen angepriesen. Man kann die Unikate aber auch im Internet bestaunen.
Carsten Laqua: “Ich beschäftige mich seit März 1981 beruflich mit dem Thema Comics. Das begann mit einem Nebenjob im Studium und einem Tauschstand für Romanhefte und Comics auf dem Wochenmarkt am Kranoldplatz. Das war die Zeit der Zack-Magazine, der Fix-und-Foxi-Hefte, der Clever & Smart Alben und der anarchistischen MAD-Hefte. Damals bin ich auf Deutschlands ältesten Comic-Verein aufmerksam geworden. Das war die ‘Interessengemeinschaft Comic Strips’, kurz INCOS (www.incos-ev.de) genannt. Über die INCOS habe ich erste Kontakte zu Zeichnern wie Chris Scheuer bekommen – und angefangen, für mich erste Originale zu kaufen. Ab und an hab ich dann eins wieder verkauft, um mir dafür ein anderes leisten zu können. Und plötzlich war ich ein Händler. Ich bin meines Wissens der einzige Händler in ganz Deutschland, der originale Comicseiten beruflich verkauft. Meine Konkurrenten sitzen sonst eher in Belgien, in Frankreich oder in den USA. Also in den Ländern, in denen viele bedeutsame Comics entstanden sind und wo der Comic eine ganz andere gesellschaftliche Bedeutung hat als hierzulande. Ich denke, in meinem Fundus liegen zurzeit etwa 1.000 bis 1.500 Originalseiten, ich habe nicht nachgezählt.”
Flash Gordon, Little Nemo, Krazy Kat, Donald Duck – Carsten Laqua hat sie alle. Und wenn nicht aktuell, dann wenigstens schon einmal gehabt: “Meine teuerste Seite, die ich je verkauft habe, stammte aus dem Tim & Struppi Album ‘Tim in Tibet’ vom belgischen Zeichner Hergé. Das ist schon wieder ein paar Jahre her. Ich habe die Seite für 65.000 Euro verkauft. Inzwischen müsste sie glatt eine Million Euro wert sein.”
Die Superhelden, die heute das Kino dominieren, haben natürlich alle ihren Ursprung in den gedruckten Comics. Carsten Laqua, der für die Freie Universität Berlin auch schon einmal als Dozent für Comicgeschichte gearbeitet hat: “Superhelden wie Batman, Spider-Man & Co. sind natürlich in den USA das vorherrschende Thema. Hier in Deutschland ist das aber nur ein Thema unter vielen. Ich habe noch ein Plakat zu einer Veranstaltung von 1972, das von Stan Lee signiert wurde. Auch von Batman habe ich ganze Seiten. Hier war mein wertigster Verkauf übrigens die Titelseite von einem Batman-Heft aus den Vierzigern. Es stammte von Jerry Robinson und zeigte zum ersten Mal den Joker auf einem Cover. 12.000 Dollar hat das Bild erzielt.”
Alan Moore, Hugo Pratt, Loisel, Greg, Frank Frazetta: Comic-Fans bekommen in der Galerie Laqua schnell große Augen. Carsten Laqua, der zwei Drittel seines Umsatzes im Ausland macht: “Die Haupttriebfeder bei meinen Kunden ist nicht in erster Linie der aktuelle oder der in Zukunft mögliche Wert der Originalzeichnungen. Die Käufe werden meist von der eigenen Nostalgie getrieben. Die Käufer möchten gern ein Bild besitzen, weil sie den Künstler wertschätzen oder besondere Erinnerungen an den Comic haben. So verkaufe ich immer noch sehr gut die Originale von Don Rosa und Carl Barks, die wie niemand sonst bei Disney das Erscheinungsbild von Donald Duck geprägt haben. Allerdings muss man ganz klar sagen, dass 99 Prozent meiner Kunden Männer sind. Das ist im Grunde genommen nur bei den Originalzeichnungen von Ralf König anders. Die Zeichnungen von seinen knollennasigen schwulen Männchen werden überraschenderweise oft von Frauen gekauft.”
Was schätzt der Experte selbst besonders? Carsten Laqua, der keine besuchbare Galerie betreibt, sondern die Geschäfte online abwickelt: “Ich bin ein großer Fan von Sergio Aragonés, dessen unfassbar detaillierte und witzige Arbeiten viele Jahre lang im MAD-Magazin zu lesen waren. Heute ist er noch immer mit seiner Serie GROO um einen sehr chaotischen Barbaren und seinen Hund Rufferto in den Comic-Läden zu finden. Auch die Pogo-Cartoons des Amerikaners Walt Kelly schätze ich sehr. Sie erschienen von 1948 bis 1975 in den amerikanischen Tageszeitungen.”
Für Comic-Freunde unterhält Carsten Laqua übrgens ein eigenes Online-Antiquariat, das seltene historische und im Handel längst vergriffene Titel ankauft und wieder verkauft. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 114 (9/2023).
Info: Galerie Laqua, Siemensstraße 60 A, 12247 Berlin, Tel.: 030-76703066, www.galerielaqua.de
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