Pulverisiert: Startup ooohne aus Dahlem präsentiert Hand-Spülmittel in Pulverform!
Zurzeit wird an vielen Stellen darum gerungen, den Planeten zu retten. Es geht darum, das Abholzen der Wälder zu verhindern, mehr regenerative Energien zu nutzen, den Klimawandel aufzuhalten und den Plastikmüll zu reduzieren. Um den Plastikmüll geht es auch Jan Markus Schütz (30) aus Dahlem. Der ehemalige VWL-Student ist 2010 aus Lemgo nach Berlin gezogen, um an der Freien Universität zu lernen.
Nach dem Studium hat er zwei Jahre lang für eine Unternehmensberatung gearbeitet. Er sagt: „Immer mehr Menschen möchten gern ihren Verbrauch an Plastikverpackungen deutlich einschränken. Tatsächlich gibt es erste Angebote, man denke nur an die Unverpackt-Läden. Auch in den Supermärkten findet langsam ein Umdenken statt – etwa in den Obst- und Gemüseabteilungen. Insbesondere bei den Spülmitteln für die Küche gibt es aber bislang noch keine Alternative zur Einweg-Plastikflasche. Da es rund ums Spülmittel einen recht hohen Verbrauch in den Haushalten gibt, kommt man an dieser Plastikflasche auch nicht wirklich vorbei. Das möchten wir gern ändern – und sind auch kurz davor.“
Im April 2019 traf Jan aus Berlin-Dahlem auf Carolin Möllenbeck (36) aus Telgte bei Münster. Sie nahmen beide an einem Gründer:innen-Workshop der Stiftung Entrepreneurship in Berlin teil – und stellten die gleiche Idee vor: Sie wollten gern „konzentrierte Reinigungsmittel ohne Plastik und nur mit den besten Inhaltsstoffen“ auf den Markt bringen. Caro hat einen Master in nachhaltiger Ernährungswirtschaft und war bislang bei einer Öko-Kontrollstelle angestellt, in der sie Hersteller von Bio-Lebensmitteln zertifiziert hat. Beide beschlossen, sich zusammenzutun – und gründeten im Oktober 2020 die ooohne GmbH (www.ooohne.de).
Die ooohne-Idee ist schnell erklärt. Die Firma entwickelt einen eigenen Pumpspender, der sich immer wiederverwenden lässt. Das Spülmittel wird von Duft- und Farbstoffen befreit – und besteht am Ende allein aus pflanzlichen Tensiden und natürlichen Konservierungsstoffen. Am Ende wird das Wasser aus der Formel genommen: „ooohne“ kommt als Pulver in den Handel, das Zuhause mit Leitungswasser aufgefüllt wird. Nach einer Stunde Wartezeit ist das neue Spülmittel einsatzbereit und kann verwendet werden, um Fett von Tellern und Pfannen zu entfernen.
Jan Markus Schütz: „Wir verzichten auf Plastik, auf Mineralöle und auf Tierversuche, vermeiden Mikroplastik und sorgen beim Transport für eine erhebliche CO2-Einsparung, da die Wasserkomponente erst vor Ort hinzugegeben wird. Das spart bis zu 80 Prozent Transportgewicht.“
Die ersten 25 Kilo des pulverförmigen Spülmittels wurden längst produziert – und die Tester sind zufrieden. Jan Markus Schütz: „Die Leute waren überrascht, wie gut ooohne ihr Geschirr reinigt. Wir durften eine Woche lang einen Popup-Store in einem Bio-Supermarkt in der Berliner Yorckstraße installieren. Da konnten die Leute mit ihrem dreckigen Geschirr vorbeikommen und es direkt bei uns sauber machen. Da konnte man unmittelbar sehen, wie die Kunden auf unser Produkt reagieren. Die meisten waren schon zufrieden, wenn es schäumt. Die Reinigungskraft war aber auch sehr gut. Für uns war diese Feldstudie sehr spannend, weil wir beobachten konnten, auf welch verschiedene Art und Weise die Menschen ihr Geschirr von Hand abwaschen.“
Um größere Mengen an pulverisiertem Spülmittel herstellen zu lassen, fehlte es nun vor allem an einer Sache – Kapital. Jan Markus Schütz: „Wir haben noch im letzten Jahr eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Wir brauchten 10.000 Euro, um mit der Produktion zu beginnen. Das Geld war bereits nach 48 Stunden da. Bis zum Ende der Kampagne konnten wir über 27.000 Euro einnehmen. Damit steht einem soliden Start von ooohne nichts mehr im Weg. Wir lassen das Produkt auch gerade von Ecocert zertifizieren.“
Das pulverförmige Spülmittel soll nun ab März in drei Berliner Unverpackt-Läden zu kaufen sein. Jan Markus Schütz: „Leider gibt es noch keinen eigenen Unverpackt-Laden in Steglitz-Zehlendorf. Der nächste ist erst in Wilmersdorf zu finden. Aber wir gehen auch mit einem eigenen Online-Store ins Netz. Corona hat den Menschen nun noch mehr beigebracht, wie es funktioniert, online Waren zu bestellen. Darüber hinaus laufen Gespräche mit einer großen Bio-Supermarktkette. Wir hoffen, nun durchstarten zu können.“
Dass die beiden Gründer räumlich so weit getrennt voneinander agieren, scheint kein Problem zu sein. Jan Markus Schütz: „Wir hatten beide ein Stipendium von Soulincubator bekommen, das ging von April bis November. Dazu musste man aber in Berlin sein. Also ist Caro in der Zeit nach Berlin gezogen. Corona-bedingt konnten wir aber auch da nicht in einem Büro zusammenarbeiten. Die räumliche Trennung ist also kein Problem für uns, das sind wir so gewohnt. Unsere Arbeit ist auch ganz klar strukturiert. Caro entwickelt das Produkt, ich kümmere mich um die Vermarktung und die Finanzen. Die Aufgaben sind also deutlich voneinander getrennt.“
Das langfristige Ziel von ooohne ist schnell erklärt. Das Hand-Spülmittel ist das erste Produkt einer Angebotspalette, die in den kommenden Jahren gern noch wachsen darf. Jan Markus Schütz: „Wäre beim Crowdfunding die 50.000-Euro-Marke erreicht worden, so hätten wir gleich damit begonnen, eine plastikfreie Variante eines Spülmaschinenpulvers auf den Weg zu bringen. So bleibt dieser Punkt erst einmal noch Zukunftsmusik. Sehr hilfreich wäre es natürlich, einen Investor zu finden. Der Gang in die TV-Sendung ‚Höhle der Löwen‘ ist eine Möglichkeit, wird aber von uns zurzeit noch nicht weiter verfolgt.“
Gründen ist immer eine harte Zeit, die wenig Freizeit mit sich bringt. Jan Markus Schütz: „Ich versuche, mich gut zu organisieren. Sechs Tage in der Woche arbeite ich, einen Tag nehme ich mir frei. Dann habe ich Zeit, mich darüber zu freuen, dass wir unseren Teil beitragen, dass die Welt ein Stück weit plastikfreier wird.“ (Text: CS / Fotos: Presse)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 82 (1/2021).
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