Diplomatic Softball League: Wir spielen Softball in Lichterfelde!

Sheldon Eisenhower (54) sieht ein bisschen aus wie Helge Schneider in einem Baseball-Outfit – und den passenden Humor bringt der Exil-Amerikaner auch gleich mit. Mit viel Spaß an der Sache fungiert er als Gründer und bislang einziger Präsident der „Diplomatic Softball League“.
In dieser Liga, deren Saison 2018 am 5. Mai beginnt und die im September endet, spielten im vergangenen Jahr noch neun Mannschaften mit Namen wie „The Peanuts Gang“, „Crosshill Creeps“, „Chicks With Sticks“ oder „Taiwan All Stars“ mit. Sheldon Eisenhowers eigenes Team, das sind die „Jolly Dodgers“. Maximal dürfen in 2018 zwölf Teams an den Start gehen. Jedes Team besteht aus zehn Spielern, Frauen sind eindeutig auf dem Spielfeld erwünscht. Die Liga sieht wenigstens zwei Frauen pro Mannschaft als Reglement vor, eine ausgewogene 50:50-Mischung würden alle Spieler sehr bevorzugen.
Worum geht es beim Softball eigentlich? Softball ist eine Variante des Baseballs, die mit einem größeren Ball auf einem kleineren Feld gespielt wird. Ursprünglich wurde diese Form des Baseballs 1887 in Chicago erfunden – um es auch einmal „drinnen“ spielen zu können. Es gibt drei Varianten des Softballs. In der „Diplomatic Softball League“ wird vor allem das „Slow Pitch Softball“ gespielt. Dabei wirft man den Ball nicht von oben auf den Spieler mit dem Schläger, sondern von unten.
Die Berliner Liga, zu der inzwischen 120 aktive Mitglieder gehören, hat zuerst in der alten Ami-Siedlung in Zehlendorf gespielt – in der Stewardstraße. Diesen Platz gibt es aber längst nicht mehr. Sheldon Eisenhower: „Seit sieben Jahren sind wir jetzt in Lichterfelde in der Goethestraße. Hier haben wir einen echten Schrottplatz vorgefunden und alles selbst von Hand restauriert. Wir haben den Rasen gesät, den Zaun und die Backstopper aufgestellt und unseren eigenen Imbiss errichtet, den ‚Burger & Dog Snack Shack‘. Wir sind sehr froh, dass wir nun endlich einen Pachtvertrag von der Stadt über eine Laufzeit von zehn Jahren erhalten sollen. Das ist gut, denn Berlin braucht Sportplätze. Wir bekommen dann aber auch die Auflage, das marode Haus abzureißen und Toiletten vor Ort zu installieren.“
Sheldon Eisenhower, der mit einer Deutschen mit Wurzeln in Sizilien verheiratet ist, kam schon als Kind mit seinem Vater nach Berlin, weil der für die Luftwaffe arbeitete: „Ich war bis 85 in Berlin, ging dann zurück nach Nebraska, fand es dort sehr langweilig und kehrte 87 nach Berlin zurück. Ich habe als Zivilangestellter auf dem Flughafen Tempelhof im Club Silver Wings gearbeitet. Die Liga habe ich dann 1999 aus der Taufe gehoben und 2001 nach ersten Pickup-Games richtig offiziell gegründet. Unser erster Sponsor war die Firma ‚Diplomatic Sales‘ – und so kam es auch zum Namen unserer Liga. Damals waren auch viele Diplomaten bei uns in der Liga, sodass wir den Namen nicht ändern mussten, als der Sponsor eines Tages nicht mehr mit an Bord war. Jetzt sind Diplomaten allerdings die Ausnahme, da hat sich doch einiges geändert.“
Was sich nicht geändert hat, ist die Internationalität der Spieler. Amerikaner, Deutsche, Kubaner, Koreaner: Sie alle haben irgendwann einmal das amerikanische Spiel Softball kennen- und liebengelernt – und nutzen nun die Chance, auch in Berlin regelmäßig auf das dreieckige Spielfeld hinauszugehen. Sheldon Eisenhower: „Bei uns treten Spieler aus bestimmt 18 verschiedenen Nationen an. Da viele Spielbegriffe nur auf Englisch existieren, sprechen wir auf dem Feld oft ein ‚dinglish‘, eine Mischung aus Deutsch und Englisch. Das ist aber kein Problem – jeder versteht es.“
Alle Spiele der Liga finden auf dem Gelände in der Goethestraße 1-5 statt und zwar in der Spielzeit immer am Sonnabend von 11 bis 18 Uhr. Sheldon Eisenhower: „Wir schaffen dann in der Liga immer so fünf bis sechs Spiele. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Am Sonntag geht‘s weiter, dann kommen die Fast Pitch Softball Spiele an die Reihe.“
Wer spontan Lust darauf entwickelt, einmal beim Softball zuzuschauen, ist herzlich eingeladen, sich an den Spielfeldrand zu stellen. Dabei gibt es meist handgemachte Burger und Hot Dogs, sodass es sich alleine deswegen schon lohnt, am Wochenende nach Lichterfelde zu fahren. Aber es besteht auch jederzeit die Möglichkeit, ungeachtet vom eigenen Kenntnisstand mitzuspielen. Sheldon Eisenhower: „Ich habe schon so viele Meisterschaften gewonnen, um‘s Gewinnen geht es mir nicht mehr. Bei unseren Jolly Dodgers findet sich schon ein Plätzchen. Gern kann man sich auch vorab unter dslevberlin@gmail.com anmelden.“
Einige der Spieler sind bereits seit 1999 mit dabei und haben keine Saison verpasst. Auch in diesem Jahr werden die Spieler wieder auf den letzten Tag der Saison hinfiebern – den Champions Day. Dann treten die besten vier Mannschaften noch einmal gegeneinander an, um herauszufinden, wer der Sieger ist und wem der Pokal zusteht. Es gibt aber nur diese eine Liga. Niemand kann aufsteigen und niemand steigt ab. Sheldon Eisenhower: „Das ist Freizeit-Softball.“ Die Spieler der Liga zahlen im Jahr 70 Euro Beitrag. Wer im Jahr sechs Arbeitsstunden auf dem Platz absolviert, bekommt 30 Euro erlassen.
Nur eins wünscht sich Sheldon Eisenhower jetzt noch für die nahe Zukunft: „Als Präsident der Liga würde ich gern in den Ruhestand gehen und das Zepter einem Nachfolger übergeben. Damit ich mich mehr um meine schöne Frau kümmern kann.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Diplomatic Softball League, Goethestrasse 1-5, 12207 Berlin-Lichterfelde, www.dslsoftball.de
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