Zettelwirtschaft für Senioren: Wir spielen Bingo in Lichterfelde!
Immer am 1. Donnerstag im Monat treffen sich bis zu 20 Senioren im ersten Stock des Kommunikationszentrums am Ostpreußendamm, um gemeinsam die Kugeln fliegen zu lassen. Beim Bingo geht es darum, als erster alle 15 von insgesamt 90 möglichen Zahlen auf einem individiuell bedruckten Bingo-Schein abzuhaken. Wer dem Zufall folgend gewinnt, freut sich über einen kleinen Preis.
Unter Menschen kommen, Spaß haben, zusammen lachen und mit etwas Glück auch etwas Feines gewinnen. Das bringt all die Senioren zusammen, die sich immer am ersten Donnerstag eines jeden Monats in Lichterfelde treffen. Im Kommunikationszentrum der Stadt Berlin am Ostpreußendamm 52 haben sie sich einen Raum gesichert, um hier regelmäßig gemeinsam dem kugeligen Glücksspiel zu huldigen.
Initiatorin des geselligen Freizeitspaßes ist u.a. Gisela Neumann (79). Sie erzählt: „Ich engagiere mich bereits seit über 35 Jahren ehrenamtlich im Bezirk. Hier bin ich im Sozialverband VdK e.V. aktiv, dem deutschlandweit 2,1 Millionen Mitglieder angehören. Der Verband ist für uns Senioren ganz besonders wichtig, weil wir hier eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen dürfen, wenn es etwa um Fragen bei der Rente oder der Pflege geht. Der VdK lädt aber auch zu Reisen ein, es gibt hier ein sehr umfangreiches Jahresprogramm mit verschiedenen Aktivitäten. Auf einer Fahrt vor etwa drei Jahren haben wir auf Büsum Bingo gespielt. Das hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir uns gleich gesagt haben: Das machen wir nun auch Zuhause in Berlin. Wir haben auch sofort die Trommel mit den kleinen Holzkugeln gekauft. Aber dann kam uns Corona dazwischen und hat unserem Bingo-Spiel einen Riegel vorgeschoben. Jetzt konnten wir in diesem Jahr endlich starten. Im Februar geht es mit acht Personen los, inzwischen kommen im Schnitt immer um die achtzehn Senioren zu uns – im Alter von Mitte sechzig bis Mitte achtzig. Mehr als 20 Spieler fasst unser Raum allerdings leider nicht. Deswegen sind Voranmeldungen unter der Mail-Adresse reisegisela@googlemail.com auch ganz besonders wichtig.“
Das Bingo in Lichterfelde folgt ganz bestimmten Regeln. So wurde ein Bingo-Set nach dem britischen System und nicht nach dem amerikanischen Spielprinzip angeschafft. Das bedeutet, dass 90 beschriftete Holzkugeln in der Drehtrommel umherkullern und nicht nur 75 wie in den USA.
Jeder Spieler bekommt einen individuellen Bingo-Spielschein ausgehändigt, auf dem rein nach dem Zufallsprinzip nur 15 Ziffern aus dem Zahlenraum von 1 bis 90 aufgedruckt sind.
Cornelia Krop (69), die mit zum Bingo-Organisations-Team gehört: „Damit unsere Bingo-Scheine möglichst lange halten, streichen wir die gezogenen Zahlen nicht mit dem Filzstift ab. Stattdessen legen wir Knöpfe, bunte Plastikscheiben oder rote Filzkreise auf den bereits ausgerufenen Zahlen ab. So sparen wir Papier und müssen nicht ständig neue Bingo-Scheine nachkaufen.“
Sobald eine neue Runde Bingo beginnt, steht eine der beiden Organisatorinnen an der Trommel, dreht sie und nimmt die auf diese Weise gezogene Kugel in die Hand, um die aufgedruckte Ziffer laut vorzulesen. Anschließend kommt die Kugel auf ein beschriftetes Holzbrett.
Gisela Neumann: „Wer alle Zahlen auf seinem Zettel markieren konnte, ruft laut BINGO. Wir vergleichen anschließend die Zahlen, sodass sich kein Fehler einschleichen kann. Stimmt alles, darf sich der Gewinner etwas von unserem Preistisch aussuchen.“
Auf dem Preistisch liegen kleine Aufmerksamkeiten wie etwa eine Tafel Schokolade, eine Tüte Bonbons, Plastikbehälter für die Küche, Serviettenringe oder Taschentuch-Boxen bereit.
Cornelia Krop: „Hat jemand Bingo gerufen, ist die Partie allerdings noch lange nicht vorüber. Wir spielen weiter, bis wir drei Gewinner haben. Erst dann sammeln wir die Scheine ein und geben neue aus. Wir spielen zwei Stunden lang und schaffen in der Regel von 14:30 bis 16:30 Uhr gleich mehrere Scheine. Die Chance, zu gewinnen, steht dabei nicht schlecht.“
Manche Spieler gewinnen anscheinend häufiger als andere. Quotenmann Udo Wollenberg (83), der mitunter als einziger Mann unter lauter Frauen zockt: „Ich bin hier, weil ich die Unterhaltung suche und es mir Spaß macht, mich mit den anderen Senioren zu treffen. Ich habe schon oft gewonnen, fast schon zu oft. Es wird langsam auffällig.“
Nach der ersten Stunde Bingo-Spaß kommt es immer zu einer Pause. Gisela Neumann: „Dann lassen wir die Bingo-Scheine mitten im Spiel kurz liegen und es gibt Kaffee und Kuchen für alle. Dafür haben wir einen kleinen Etat vom Kreisverband des VdK, schließlich werben wir beim Spielen auch immer das eine oder andere neue Mitglied.“
Cornelia Krop: „Unser Bingo hat sich inzwischen etabliert. Wir brauchen keine Angst mehr davor zu haben, dass eine Runde mangels Teilnehmer abgesagt werden muss. Inzwischen kommen sogar Spieler aus Teltow bis zu uns nach Lichterfelde, um mit uns Bingo zu spielen.“
Auf jeden Fall macht es viel Spaß, den rüstigen Bingo-Rentnern beim Spielen zuzuschauen. Und schon moniert wieder jemand: „Mein Schein ist anscheinend kaputt. Da sind die ganzen Zahlen, die gezogen werden, ja alle nicht mit dabei.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 110 (5/2023).
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