“Der Oma Trick” im Schlosspark Theater: Brigitte Grothum lässt sich von ihrem Enkel nicht übertölpeln!

Oh, mein Gott. Brigitte Grothum, die wir alle noch aus der kultigen Vorabendserie “Drei Damen vom Grill” kennen, ist 90 Jahre alt geworden. Und wie feiert man diesen Tag, der zugleich auch ihr 70-jähriges Bühnenjubiläum am Schlosspark Theater markiert? Natürlich mit einem neuen Theater-Stück. Bei der Premiere vom “Oma Trick” durfte sie als pfiffige Omi ihrem vermeintlichen Enkel Johannes Hallervorden ganz schön einheizen: So leicht lässt sich eine Grothum eben nicht übervorteilen.
Den Enkel-Trick kennt inzwischen jeder. Fremde Männer spielen verwirrten Senioren vor, der Enkel zu sein – und lassen sich mit Bargeld und Schmuck aus einer vermeintlichen Finanzkrise helfen. Anschließend sind Enkel und Geld verschwunden.
Wie könnte so etwas im Theater aussehen? Das neue Stück “Oma Trick” geht der Sache auf den Grund. Und das geht so: Ein junger Mann (Johannes Hallervorden) steht mit einem erbärmlich wirkenden Strauß halb verblühter Billigblumen von der Tanke vor dem Seniorenheim. Er möchte gern seine Omi (Brigitte Grothum) besuchen, die er sooo lange nicht gesehen hat. Die Omi, leicht dement, soll eine Unterschrift leisten, und auf diese Weise ihr kleines Häuschen aufgeben, das ihr noch geblieben ist.
So weit, so gut. Man könnte fast ahnen, wie die Geschichte weitergeht, würde sie im wahren Leben stattfinden. Die Omi, froh, dass sie überhaupt besucht wird, unterschreibt alles, was ihr unter die Nase gehalten wird. Und schwupps, ist sie ihr Häuschen los. Und der fiese Enkel frohlockt.
Doch im neuen Theaterstück “Oma Trick”, das am 26. Februar am “Schlosspark Theater” Premiere feierte, ist alles ein wenig anders. Nicht umsonst heißt das Stück ja “Oma Trick” und nicht “Enkel Trick”. Wir ahnen schon: Diese Omi, von Brigitte Grothum gespielt, ist ein ganz raffiniertes Ding.
Der preisgekrönte Schweizer Autor Charles Lewinsky hat den “Oma Trick” geschrieben. Im kurzweiligen und sehr humorvollen Stück wird dem Zuschauer ziemlich schnell klar: Der Enkel, der da verlegen durch das Seniorenheim tapert, der ist gar kein Enkel. Es ist der verschüchterte Mitarbeiter in einer Firma, in der der nicht eben gut geratene Sohn der Seniorin das Sagen hat. Er will an das Haus der Mutter gelangen – und schickt den untergebenen Kollegen in betrügerischer Absicht los, um die Unterschrift unter dem Vertrag zu holen. Auch wenn das bedeutet, dass er der dementen Großmutter vorspielen muss, ein Enkel zu sein, den es gar nicht gibt.
Aber was passiert, wenn die Großmutter gar nicht so senil ist, wie das die ganze Zeit vermutet wird? Wenn sie eigentlich sogar so pfiffig ist, dass sie dem vermeintlichen Enkel erst lauter falsche Erinnerungen unterjubelt, um dann energisch festzustellen: Du bist ja gar nicht mein Enkel!
Für Brigitte Grothum ist der “Oma Trick” eine fantastische Gelegenheit, um neben ihrem sehr ernsthaften Solo “Ein deutsches Leben” als Brunhilde Pomsel, der persönlichen Sekretärin von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels, einmal wieder ihre komödiantische Seite zu zeigen.
Wie die Grothum ihre gewitzte Omi anlegt, das ringt dem Publikum Respekt – und viele Lacher ab. Mal kommt sie kaum mit dem Rollator voran, mal springt sie beherzt über Sofa und Stühle. Mal wirkt sie geistig abwesend und ganz in ihrer Demenz versunken, dann ist sie geistig so klar, dass man ihr Vergnügen spürt, den vermeintlichen Enkel an der Nase herumzuführen.
Auch wenn das Stück die eine oder andere Länge hat, hat man als Zuschauer viel Freude dabei, der gut gelaunten Theater-Lady beim Spielen zuzusehen. Denn, das darf man nie vergessen: Brigitte Grothum hat bei der Premiere ihren 90. Geburtstag gefeiert. Und ist den Brettern des Schlosspark Theaters bereits seit 70 Jahren verpflichtet. 1955 stand sie zum ersten Mal in Steglitz auf der Bühne. Damals war natürlich nicht Dieter Hallervorden der Intendant, sondern Boleslaw Barlog. Die Leistung von Brigitte Grothum wurde deswegen auch mit höchstem Respekt vom Publikum gewürdigt: Es gab stehende Ovationen.
Die Zuschauer in Steglitz haben sich auch sehr darüber gefreut, Johannes Hallervorden wiederzusehen, der seit Mitte 2022 die künstlerische Leitung vom “Theater am Frankfurter Tor” übernommen hat. Johannes Hallervorden gibt Brigitte Grothum die Bühne, die sie braucht, und schlägt als vermeintlicher Enkel eher leise und schüchterne Töne an.
Bis, ja, bis sich die Vorzeichen im Handeln von “Oma” und “Enkel” immer wieder ändern, die Zuschauer an vielen Stellen völlig überrascht werden und das Stück am Ende doch ganz anders ausgeht, als die Zuschauer dies vermutet hätten.
Der “Oma Trick” ist die dritte Eigenproduktion vom Schlosspark Theater im laufenden Jahr. Es ist zugleich die Uraufführung des Stücks, das in Steglitz nur an zwei Abenden zu sehen war. Es wird nun eine Weile am “Theater am Frankfurter Tor” aufgeführt, bevor es vom 8. bis zum 23. November für eine längere Spielzeit wieder ans “Schlosspark Theater” zurückkehrt.
Wer auf Zahlen achtet: Für Brigitte Grothum ist der “Oma Trick” die achte Produktion am Hause unter der Intendanz von Dieter Hallervorden, für Johannes Hallervorden bereits die neunte. (Text: CS / Fotos: DERDEHMEL/Urbschat)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 132 (3/2025).
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