Buchlounge Zehlendorf kooperiert mit Bookbot: Ausrangierte Bücher einfach im Buchhandel abgeben!
Was macht man mit ausgelesenen Büchern, die nicht auf ewig Staub im Schrank einfangen sollen? Man bringt sie wieder in den Umlauf, sodass andere Menschen sich an ihren Buchstaben erfreuen können. Bookbot ist ein Online-Secondhand-Buchhändler, der Bücher annimmt, um sie gegen eine Gewinnbeteiligung für den Eigentümer über eine Internet-Plattform weiterzuverkaufen. Nun gibt es fünf Buchhandlungen in Berlin und Brandenburg, die sich für den Buchbesitzer um die gesamte Abwicklung kümmern – man braucht seine ausrangierten Bücher nur noch vor Ort abzugeben. Auch die “Buchlounge Zehlendorf” ist mit dabei.
Bücher sind Freunde, man wirft sie nicht einfach in den Müll, sobald sie ausgelesen sind. Am schönsten und ganz im Sinne der Nachhaltigkeit ist es, wenn sich auch noch andere Menschen an den Geschichten erfreuen, die beim Lesen im Kopf zu Bildern werden.
Ganz egal, ob Stephen King, Harry Potter, Charles Bukowski oder der neue Sebastian Fitzek: Nicht jeder kann oder mag sich das neu gedruckte Buch im Buchladen leisten – und schaut sich vielleicht eher einmal in einem Online-Secondhand-Buchladen wie eben Bookbot (www.bookbot.de) um.
Das 2019 von CEO Dominik Gazdoš und seinem Bruder David in Tschechien gegründete Startup ist sehr erfolgreich und fügt Tag für Tag über 20.000 Bücher zum eigenen Online-Portfolio hinzu. Würde man diese Bücher stapeln, wär das tägliche literarische Türmchen doppelt so hoch wie der Berliner Fernsehturm.
Wer Bücher aussortiert und sie in die Bookbot-Verwertung geben möchte, konnte sie bislang selbst einsenden oder aber einen Abholdienst beauftragen. Seit Kurzem ist es nun zumindest in Berlin und Brandenburg möglich, die ausrangierten Lesewerke direkt bei ausgewählten Partner-Buchläden abzugeben. Fünf Buchgeschäfte in Berlin und Brandenburg präsentierten sich im Oktober erstmals als Partner, weitere sollen folgen. Eine dieser fünf Buchhandlungen aus der Hauptstadtregion ist in Steglitz-Zehlendorf zu finden – und zwar die “Buchlounge Zehlendorf” (www.buchlounge-zehlendorf.de) in der Clayallee 347 direkt am Eingang zum Kastanienhof.
Die Buchlounge gibt es seit 2015, sie feiert also bald ihr zehnjähriges Bestehen. Jana Prokop (55) ist die Chefin vor Ort: “Wir nehmen bei uns gebrauchte Bücher, die der Kunde gern bei Bookbot einreichen möchte, entgegen. Dabei notieren wir eine E-Mail-Adresse, sodass Bookbot in Kontakt mit den Kunden treten kann.”
Am besten lassen sich Romane, Sachbücher, Lehrbücher und Kinderbücher in einer Tüte oder einer Kiste abgeben. Maximal 40 Bücher können auf diese Weise noch einmal einen neuen Besitzer finden, frei nach dem Bookbot-Slogan: “Deine Bücher verdienen ein zweites Leben”.
Jana Prokop: “Einmal in der Woche kommt ein Mitarbeiter von Bookbot bei uns vorbei und nimmt die Bücher mit, die bei uns abgegeben wurden. Eine Prüfung kann anschließend bis zu 14 Tage dauern. Bookbot akzeptiert in der Regel einen Großteil der Bücher zum Verkauf. Bücher, die das Unternehmen selbst nicht verwenden kann, werden in andere Kanäle weitergegeben und gestiftet.”
Kommt es zu einem Verkauf, so erhält der ursprüngliche Buchbesitzer 60 Prozent vom erzielten Preis gutgeschrieben, abzüglich 1,19 Euro pro Buch.
Jana Prokop: “Die Höhe des Ankaufpreises hängt stark davon ab, wie neu das Buch ist. Und auch davon, wie begehrt Autor und Titel bei der Kundschaft sind. Das macht den Unterschied, ob man für ein Buch noch mehrere Euro oder aber nur ein paar Cent bekommt.”
Schon immer hatten nachhaltig agierende Leseratten Probleme damit, ausgelesene Bücher wieder loszuwerden. Viele Stadtbibliotheken nehmen keine Spenden mehr an. Oft entstehen auf privaten Grundstücken Bücherboxen, in denen aussortierte Werke zum Tauschen angeboten werden.
Natürlich gibt es im Internet verschiedene Startups, die gebrauchte Bücher ankaufen. Meist muss hier aber jedes einzelne Werk von Hand gescannt und fotografiert werden. Ein mehr als mühseliger Vorgang – vor allem, wenn am Ende nur ein paar Cent Lohn zu erwarten sind.
Da ist es doch um einiges einfacher, die aussortierten Werke einfach in der “Buchlounge Zehlendorf” abzugeben, um anschließend darauf zu warten, dass ein gewisser Betrag auf das eigene Bookbot-Konto eingezahlt wird. Das so verdiente Geld lässt sich nutzen, um neue Bücher aus dem Online-Fundus einzukaufen. Es kann aber auch ausbezahlt werden, sodass es auf dem eigenen Konto landet.
Eins ist natürlich klar: Die Bücher, die man in der “Buchlounge Zehlendorf” abgibt, sollten in einem ordentlichen Zustand vorliegen. Sie dürfen weder schon beim Ansehen auseinanderfallen noch starke Beschädigungen aufweisen oder gar bemalt oder angeschimmelt sein.
Seit dem 1. Oktober ist die “Buchlounge Zehlendorf” eine von fünf Drop-Off-Stationen und damit ein echter Partnershop von Bookbot. Wie wird das Angebot angenommen? Jana Prokop: “Ich bin ganz begeistert. Es kommen viele Menschen in unsere Buchhandlung und bringen uns unsere Bücher. Da sind auch viele dabei, die vorher noch nie bei uns waren. Das ist natürlich ein Werbeaspekt für uns. Im besten Fall geben diese Bookbot-Nutzer ihre ausgelesenen Bücher bei uns ab – und kaufen gleich wieder neuen Nachschub ein.”
Viele junge Leser nutzen das Angebot der Drop-Off-Station, weil sie großen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Für sie ist es wichtig, dass ein Buch auch noch andere Schmökerfreunde glücklich macht und so ein möglichst langes Leben hat. Jana Prokop: “Bei uns in Zehlendorf kommen auch viele ältere Leute vorbei, die sich im Alter verkleinern müssen. Sie möchten gern ihre Bücher loswerden, um dann vielleicht in eine Seniorenresidenz umzuziehen. Es gibt also einen großen Bedarf im Bezirk. Toll finden viele Besucher unserer Buchlounge, dass es so einfach ist, die Bücher abzugeben. Man muss natürlich auch ganz klar sagen: Das ist keine Methode zum Geldverdienen, davon werden wir alle nicht reich.”
Marilena Himmelreich ist Head of Communications bei Bookbot. Sie sagt: “Unser Ziel ist es, diese Kooperationen auszuweiten, sodass unsere Partnershops bald deutschlandweit vorhanden sind. Denkbar ist es auch, dass sich die Buchläden von Drop-Off-Points für zu verkaufende Bücher auch zu Pick-Up-Points für bei Bookbot bestellte Bücher wandeln können.“
Seit der Gründung von Bookbot wurden bereits mehr als fünf Millionen Bücher wieder neu in den Umlauf geschickt. Eine Million Bücher befinden sich zurzeit im Online-Fundus. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 225 (12/2024).
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