Trendsport Disc-Golf: Körbe werfen im Teltower Park – mit der Frisbee-Scheibe!
Disc-Golf spielen ist wie Golfen, nur ohne Ball und mit einer Flugscheibe in der Hand. In der Regel spielt man auf einem Parcours mit 18 Körben. Nachdem es erste Anlagen bereits im Potsdamer Volkspark und im Lichterfelder Bäkepark gibt, zieht nun auch Teltow nach. Hier kam die Anregung aus der Grace-Hopper-Gesamtschule, das Geld aber aus dem Bürgerhaushalt 24: Fünf Körbe konnten aufgestellt werden.
Disc-Golf ist wie das echte Golf ganz leicht zu verstehen, aber nicht eben einfach zu meistern. Von einer vorgegebenen Abwurfposition aus schickt man eine Flugscheibe durch die Luft auf Reisen. In möglichst wenigen Würfen nähert man sich so einem Korb an, in dem am Ende die fliegende Plastikscheibe landen muss. Wer am Ende einer Runde die wenigsten Würfe aufgeschrieben hat, gewinnt die Partie.
Das große Problem bei dieser Sportart: Der “Schwebedeckel” fliegt leider nicht immer so, wie er das sollte. Die Segelscheibe driftet zur Seite, rollt über den Boden, landet im Gebüsch oder verschwindet hinter einem Baum. Da braucht es auf jeden Fall viel Übung, um beim Disc-Golf auf das Par zu kommen. Das Par gibt an jeder neuen Station die Würfe vor, die man als geübter Spieler maximal benötigten sollte, um die Scheibe in den Korb zu bringen.
Florian Müller (38) ist Sportlehrer und Fachleiter für Sport an der Teltower Grace-Hopper-Gesamtschule (www.gesamtschule-teltow.de). Er sagt: “Wir sind eine sehr projektorientierte Schule. Wir haben nicht nur Fachunterricht, sondern setzen zusammen mit den Schülern auch immer wieder viele spannende Projekte um. In diesem Umfeld kam die Idee auf: Gleich hier bei uns im Teltower Park könnte man doch eine neue Disc-Golf-Anlage errichten – und sie von den Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Projektwoche planen lassen. Da die Schule das Geld nicht hat, haben wir uns mit dieser Idee bereits im letzten Jahr für den Teltower Bürgerhaushalt 2024 beworben.”
Im Teltower Bürgerhaushalt schlummern alle zwei Jahre 100.000 Euro, die für Projekte freigesetzt werden, die sich die Bürger ausdenken. Dabei darf kein Vorhaben mehr als 15.000 Euro verschlingen. 58 Ideen gingen für das Jahr 2024 ein, zehn wurden am Ende favorisiert. 1.600 Bürger aus Teltow stimmten ab, jeder Teilnehmer im Alter über 16 Jahren durfte dabei drei Stimmen vergeben. Auf Platz 2 landete tatsächlich das Projekt “Disc-Golf-Parcours im Randgebiet des Postviertels”.
Florian Müller: “Wir haben 3.000 Euro aus dem Bürgerhaushalt erhalten. Das Geld hat für fünf Körbe, das Gießen der Fundamente und die TÜV-Abnahme gereicht. Für einen richtigen Parcours bräuchten wir eigentlich wie beim Golf 18 Körbe, aber dafür war nicht genug Geld da.”
Eine 14-köpfige Projektgruppe der Grace-Hopper-Gesamtschule hat die gesamten Planungen übernommen. Die Schüler haben in einem durch Baumreihen abgeschotteten Areal im Teltower Park den Verlauf der fünf Disc-Golf-Bahnen, die Position der Abwurfpunkte und den Zielort für die Körbe erarbeitet, die vor Ort aufgestellten Hinweisschilder mit den Regeln und den Detailinfos zu jeder Bahn selbst am Computer entworfen, sämtliche Bauvorgänge begleitet und die Baumpflegearbeiten übernommen. Außerdem haben sie die Anlage am 14. September mit dem allerersten öffentlichen “Teltower Disc-Golf-Turnier” eingeweiht.
Florian Müller: “Unsere längste Bahn ist 74 Meter lang. Wir haben alle Bahnen so konstruiert, dass Kinder und Erwachsene sie gleichermaßen nutzen können und dass wir keine Hunde, Spaziergänger oder Fahrradfahrer gefährden. Die Fläche, die wir belegen, hat jetzt sogar eine neue Widmung als Sport- und Spielfläche erhalten. Außerdem haben wir Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen, dass hier Scheiben durch die Luft fliegen können. Wir nutzen eine durch Baumreihen klar abgegrenzte Triangelfläche mit jeweils 140 Metern Seitenlänge.”
Wer hier Disc-Golf spielen möchte, kann jederzeit loslegen. Florian Müller: “Mitbringen sollte man gute Laune und jede Menge Lust auf Sport und frische Luft.” Und keine Angst vor den “Mandos”, wie man alle natürlichen oder künstlichen Hindernisse beim Disc-Golf nennt.
Das einzige Equipment, was man benötigt, ist etwa eine klassische Frisbee-Scheibe. Sie reicht bereits aus, um sich mit dem Parcours anzufreunden und ein Gefühl für den Sport zu bekommen. Wer sich allerdings richtig auf den Sport Disc-Golf einlassen und öfters einmal eine Runde über den Platz gehen möchte, kauft im Fachhandel ein sogenanntes Dreier-Set unterschiedlicher Wurfscheiben.
Florian Müller: “Vom Abwurfpunkt aus wirft man mit dem sogenannten Distance Driver. Das ist eine sehr leichte Scheibe, die man braucht, um die Weiten zu schaffen. Sie kann bis zu 200 Meter weit fliegen. Die Midrange-Scheibe ist für die Annäherungswürfe an den Korb da. Und am Ende nimmt man die Putter-Scheibe für die ganz kurzen Würfe. So auch für den Wurf in den Korb.”
Die fünf Körbe auf der Disc-Golf-Anlage in Teltow haben zusammen ein Par-14. Das bedeutet, dass man auf jeder Bahn nicht mehr als zwei oder drei Würfe benötigen sollte, um die Scheibe im Korb zu versenken. Das ist die Herausforderung. Zumal beim Spiel klassische Golfregeln gelten. Florian Müller: “Wer im Gebüsch oder hinter einem Baum landet und die Scheibe aus dieser Position nicht mehr werfen kann, darf sie ‘besserlegen’, muss dann aber einen Strafwurf notieren.”
Disc-Golf ist an der Grace-Hopper-Gesamtschule übrigens schon lange Bestandteil des Schulsports geworden. Florian Müller: “Wir reden im Sportunterricht nicht mehr von Sportarten, sondern von Bewegungsfeldern. Disc-Golf ist hier eine Spielsportart, die dem Ultimate Frisbee sehr nahe kommt. In der Schule haben wir portable Körbe, um mit ihnen das Zielwerfen zu üben. Wir bauen regelmäßig neue Parcoure auf. Nun haben wir die Chance ergriffen, das aus dem Unterricht heraus in den Park, in die Kommune zu bringen.”
Auch Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt zeigte sich von dem neuen Angebot sehr erfreut: “Die Disc-Golf-Anlage ist eine hervorragende Ergänzung zum bestehenden Freizeitangebot im Teltower Stadtgebiet, da es unseren Bürgerinnen und Bürgern ein neues kostenfreies Sportangebot mit einem garantierten Spielvergnügen bietet.”
Tim Richter (15) geht in die 10. Klasse der Grace-Hopper-Gesamtschule. Er gehörte zur Projektgruppe: “Für das Projekt haben wir mit Herrn Müller auch die Disc-Golf-Anlage im Potsdamer Volkspark besucht und hier eine Runde gedreht. Schwierig finde ich es persönlich immer wieder, die Scheiben aus den Büschen zu holen. Mir hat das Bauen am meisten Spaß gemacht.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 127 (10/2024).
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