2. Weinbrunnen: Wie kann man den Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde beleben?

Zwischen dem Augustaplatz und dem Klingsorplatz ist in Lichterfelde auch noch der Ludwig-Beck-Platz zu finden. Hier steht der markante Wappenbrunnen. Schade ist, dass dieser schöne Platz so selten belebt wird, viele Anwohner laufen einfach an ihm vorbei. Der Verein “Family & Friends e.V.” zeigt, wie man die Nachbarschaft mobilisieren und auf dem schönen Platz zusammenbringen kann. Ende August fand vor Ort bereits der zweite “Weinbrunnen” statt – ein Fest nicht nur für alle Weinfreunde.
Überall in Berlin gibt es kleine und große Plätze, die zentral an Straßenkreuzungen liegen. Hier könnten die Nachbarn eigentlich bestens zusammenkommen und sich treffen. In der Regel werden die Plätze aber nicht genutzt, was sehr schade ist. Sie verkümmern ungenutzt, anstatt eine urbane Klammer zu sein, die Menschen zusammenbringt.
Der Berliner Verein “Family & Friends e.V.” (www.family-and-friends-ev.de) wurde vor über 20 Jahren in Charlottenburg gegründet, um einen Spielplatz zu retten. Das ist gelungen. Die damalige Rettungsaktion ging unmittelbar in ein Stadtteilfest über, das die Menschen zusammenbrachte. Seitdem hat sich der Verein deutlich weiterentwickelt und sich längst einen Ruf als Veranstalter von verschiedensten Märkten und Stadtteilfesten im ganzen Berliner Westen erarbeitet. Auch das “Wein- und Winzerfest Westend” und die Veranstaltung “KUNST trifft WEIN” gehen auf das Konto des ehrenamtlich tätigen Vereins. Auch das zwei Mal im Jahr stattfindende “Wein- und Winzerfest in Lichtenrade” hat der Verein vor zwölf Jahren übernommen, weil die ursprünglichen Veranstalter das aus Altersgründen nicht mehr stemmen konnten.
Claudia Scholz und Stefan Piltz haben den Verein “Family & Friends e.V.” seinerzeit gegründet. Ihre aktuelle Aufgabe ist es tatsächlich, den Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde neu zu beleben.
Claudia Scholz: “Die Wirtschaftsförderung vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat uns im Mai letzten Jahres auf dem Weinfest in Lichtenrade besucht. Wir wurden konkret angesprochen, ob wir es uns nicht vorstellen können, auch dem Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde neues Leben einzuhauchen. So ein Weinfest wäre dafür doch sehr gut geeignet. Anfang Juni ’23 haben wir einen Termin gemacht und uns den Platz zusammen mit der Wirtschaftsförderung angesehen. Wir kommen zwar beide aus Berlin, kannten den Platz aber zuvor gar nicht, was wir zu unserer Schande gestehen müssen. Dann haben wir den Brunnen gesehen und dachten, das ist ja schon ein tolles Wahrzeichen für den Platz. So kamen wir auf den Namen ‘Weinbrunnen’. Am ersten September-Wochenende haben wir den ersten ‘Weinbrunnen’ mit fünf Winzern veranstaltet. Im letzten Jahr gab es aber nur wenig Essensstände, dafür hat die Zeit nicht mehr ausgereicht.”
Der “Weinbrunnen” kam sehr gut an – und der Wunsch kam auf, aus der Veranstaltung eine Tradition zu machen. Der zweite Weinbrunnen fand deswegen in diesem Jahr vom 30. August bis zum 1. September statt. Die Buden und Wagen der Aussteller bildeten einen Kreis einmal um den Platz herum, im Zentrum hatte man viele Bierzeltgarnituren zum Verweilen und Genießen aufgestellt.
Auch beim zweiten “Wein- und Winzerfest mit Kulinarik, Kommunikation, Kreativität und Kunst” durfte man wieder probieren, was europäische Winzer aus den Trauben gekeltert hatten. Stefan Piltz: “Bei der zweiten Auflage vom ‘Weinbrunnen’ waren sechs Winzer dabei. Eigentlich waren sieben geplant, aber ein Winzer musste kurzfristig aus familiären Gründen absagen.” Vor Ort waren so z.B. das Weingut Matteo aus Italien, das Weingut Wandl aus Österreich, das Weingut Ökonomierat August E. Anheuser aus Bad Kreuznach oder das Weingut Koch aus Franken dabei.
Claudia Scholz: “Das sind alles kleine, selbstvermarktende Familienweingüter mit authentischen Weinen. Viele Besucher haben die Gelegenheit genutzt, vor Ort ein Gläschen zu probieren, um bei den Winzern gleich ein paar Flaschen zu bestellen. Das hat sehr gut funktioniert.”
Tatsächlich war der “Weinbrunnen” sehr gut besucht. Viele Familien, Senioren, Freundeskreise und spontane Besucher nahmen bei bestem Wetter auf den Sitzbänken Platz, um sich ein Glas Wein schmecken zu lassen. Sehr positiv war natürlich, dass man die Winzer gleich selbst befragen konnte: Sie gaben bereitwillig Auskunft.
Wer seinen Durst gestillt hatte, bekam vielleicht auch noch Hunger. Bei der zweiten Auflage des Weinfestes hatten die Veranstalter von “Family & Friends e.V.” bereits deutlich mehr Food-Trucks und Gastronomen für sich gewinnen können. Es gab Flammkuchen, Thüringer Rostbratwurst, Leberkäse, Zwiebelbrot, Pizza, Zimt-Tölpel, Spätzle und sogar eine frisch aufgeschnittene Brotzeitplatte.
Für eine Musikbegleitung mit Swing, Blues und Boogie sorgte das “Huub Dutch Duo” mit seinem “Wäscheleinophon”. Am Sonntag ergänzte regionales Kunsthandwerk das Wein- und Stadtfest-Angebot.
Stefan Piltz: “Tatsächlich haben wir auf dem Ludwig-Beck-Platz bereits die ‘Europäischen Tage des Kunsthandwerks’ zum Leben erweckt. Am 7. April waren 60 Aussteller mit dabei. Dieser Markt wird auch 2025 wieder auf dem Programm stehen. Auch der 3. ‘Weinbrunnen’ wird kommen.” Übrigens auch mit alkoholfreien Weinen, die laut Stefan Piltz bei den Konsumenten zunehmend im Trend liegen.
Tatsächlich ist es so, dass der Ludwig-Beck-Platz auch im Winter wieder ein kultureller Kiez-Mittelpunkt sein wird. Denn am 14. und 15. Dezember wird hier erstmals der “Wein-Nachtsmarkt am Ludwig-Beck-Platz” veranstaltet. Der Verein nimmt seinen Auftrag, den Platz mit neuen Ideen zu vitalisieren, sehr ernst.
Das funktioniert mit Wein eben ganz besonders gut. Stefan Piltz: “Wein ist ein Produkt, der ungeheuer kommunikativ ist. Das sieht man schon an den Weinständen, die von allen Seiten begehbar sind. Da sitzen die Leute auch drumherum und trinken Wein. Man braucht eigentlich nur die Winzer und Sitzgarnituren. Wenn man beides zusammen hat, funktioniert das. Auf Weinfesten gibt es auch nie Ärger. Ich sage immer: Bier macht aggressiv, Wein macht müde. Es ist wichtig, dass wir unsere vergessenen Plätze in den Bezirken bespielen. Die Nachbarn treffen sich hier auf neutralem Boden und kommen wieder miteinander ins Gespräch.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 126 (9/2024).
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