50 Jahre “Weinhandlung Hardy” in Dahlem: Edle Tropfen!

Ein guter Tropfen Wein rundet ein feines Essen ab, macht bestimmte Momente besonders und verspricht Entspannung am Abend. Die “Weinhandlung Hardy” zählt zu den ältesten Weinhäusern in ganz Berlin. Sie feierte im Mai ihr 50-jähriges Jubiläum, seit 31 Jahren ist Philipp Schreiber für sie verantwortlich. Er konzentriert sich auf europäische Weine mit Charakter, hat aber auch besondere Winzer-Champagner im Angebot. (ANZEIGE)
Im Raritäten Cabinet warten Weine aus den letzten hundert Jahren darauf, für ein anstehendes Jubiläum verschenkt zu werden.
Die “Weinhandlung Hardy” ist in der Thielallee zu finden – ein wenig versteckt auf der anderen Kreuzungsseite vom Kino “Capitol Dahlem”. Ebenso wie das Kino lebt die “Weinhandlung Hardy” die Tradition.
Eberhard Schreiber, von allen nur Hardy genannt, entdeckte früh sein Gespür für gute Weine. Nach langen Wanderjahren durch viele europäische Länder gründete er zunächst in den Sechzigern die Weinstube “Hardy an der Oper”. Es folgte 1969 das Wein-Restaurant “Hardy auf Sylt”, 1982 kam auch noch die Weinstube “Hardy’s Gute Stube” in Berlin-Schmargendorf dazu.
Im Mai 1974 wurde dann die “Weinhandlung Hardy” gegründet, die es im Gegensatz zu den anderen Lokalitäten immer noch gibt. Sie feierte im Mai ihr 50-jähriges Jubiläum. Gründer Hardy ist übrigens längst im Ruhestand. Sohn Philipp Schreiber (57) hat das Geschäft vor 31 Jahren zusammen mit seiner Schwester Henriette vom Vater übernommen: “Meine Schwester hat das Unternehmen aber im letzten Jahr nach vielen Jahren verlassen. Sie wollte in ihrem Leben noch einmal etwas anderes machen als immer nur Wein.”
In der “Weinhandlung Hardy” findet man die besonderen Abfüllungen kleiner, hart arbeitender Winzer vor allem aus Deutschland und Frankreich, obwohl es natürlich auch Weine aus Spanien und Italien gibt. Philipp Schreiber: “Diese Winzer bieten einfach eine besondere Qualität. Ihre Weine sind vielleicht ein klein wenig teurer, dafür bieten sie aber deutlich mehr Charakter.”
Die Vorliebe von Philipp Schreiber vor allem für französische Weine ist schnell erklärt. Er hat in Paris Wirtschaft studiert und in Bordeaux Weinrecht und Weinwirtschaft gelernt: “Im Burgund habe ich auch meine erste Weinlese mitgemacht und alles über die Kultur des Weins aufgesogen. Nach dem Abitur habe ich dort für ein Jahr gelebt.”
Die “Weinhandlung Hardy” hat über die Jahre viele Stammkunden gewinnen können. Philipp Schreiber: “Manche kaufen seit Jahrzehnten stets den gleichen Wein. Andere probieren gerne immer wieder etwas ganz Neues aus. Manche Kunden suchen die Beratung und fragen gezielt nach einem Wein, der zu einem bestimmten Essen passen könnte. Andere lieben es, durch die Auslage zu schlendern und sich inspirieren zu lassen. Generell freuen wir uns, wenn wir gefragt werden. Wir geben gern einen Tipp.”
Die Inflation hat die Weingenießer ein wenig zurückhaltender werden lassen, so Philipp Schreiber: “In einem Fachartikel stand, dass der Deutsche seit der gestiegenen Inflation eine Flasche Wein weniger im Jahr trinkt. Der späte Frost und generell das schlechte Wetter haben in diesem Jahr in vielen Weingütern die jungen Triebe absterben lassen. In diesem Jahr wird es also nicht so viel Wein geben wie im letzten. Noch eine Beobachtung: Während in den mediterranen Ländern der Wein zum Essen getrunken wird, heben sich die Deutschen ihre Flasche gern für danach auf, um sie etwa beim Fernsehen zu genießen.”
Viele Kunden kaufen nicht nur eine Flasche, sondern gleich eine ganze Kiste. Wenn der Wein dann doch nicht schmeckt, tauscht die “Weinhandlung” die restlichen Flaschen anstandslos um.
Süße Weine hat Vater Hardy “damals” noch kistenweise verkauft, inzwischen sind herbere Sorten gefragt. Auch Dessert- und Eisweine gehen nur vereinzelt über den Tresen. Philipp Schreiber: “Die trinkt man eher gläserweise im Restaurant nach einem guten Essen, aber nicht flaschenweise Zuhause. Gute Eisweine sind auch selten geworden. Die Reben brauchen am Ende der Reifung Temperaturen von minus sechs Grad, um ihr besonderes Aroma zu entwickeln. Diese Temperaturen gibt es aber kaum noch.”
Nur vereinzelt bietet die “Weinhandlung Hardy” auch Weine aus Übersee an, etwa aus Chile oder Südafrika. Philipp Schreiber: “Interessant, sehr speziell und besonders sind die Amphorenweine aus Georgien. Hier ist eins der ältesten Weinanbaugebiete der Welt zu finden. Der Kunde denkt aber zunehmend nachhaltig und kauft deswegen am liebsten Weine aus den Nachbarländern.”
Neben Whisky, Gin und Likören bietet die Weinhandlung auch eine Auswahl besonderer Winzer-Champagner an, die sich so eben nicht im Supermarkt kaufen lassen. Philipp Schreiber: “Viele Stammkunden besorgen sich immer gleich eine ganze Kiste, um für Weihnachten und Silvester versorgt zu sein. Danach bricht der Verkauf stets ein – wegen dem “Dry January”, in dem viele Berliner auf das Trinken von Alkohol verzichten, und der folgenden Fastenzeit. Zu Ostern zieht der Verkauf dann wieder an.”
Eine echte Besonderheit ist das Raritäten Cabinet. Hier finden sich Flaschen ab 1893. Philipp Schreiber: “Für die letzten einhundert Jahre haben wir für jedes einzelne Jahr noch einen passenden Wein da. Diese speziellen Weine werden oft zu besonderen Geburtstagen und Jubiläen verschenkt. Wir können aber nicht garantieren, dass diese Weine noch trinkbar sind, dann wäre der Preis deutlich teurer. Es geht da eher um den Gedanken.”
In der Weinhandlung gibt es immer die eine oder andere offene Flasche zum Probieren. Am 27. Juni wird wieder zur Sommerweinprobe eingeladen. Und für den 8. November ist die “Nacht der Guten Weine” angesetzt. (Text/Fotos: CS)
Info: Weinhandlung Hardy, mit Raritäten Cabinet, Philipp Schreiber e.K., Thielallee 29, 14195 Berlin, Tel.: 030-8312598, www.hardy-weine.de
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 123 (6/2024).
Seitenabrufe seit 9.07.2024:
Anzeige

Sie haben eine Artikelidee oder würden gern eine Anzeige buchen? Melden Sie sich unter 03322-5008-0 oder schreiben eine Mail an info@zehlendorfaktuell.de.