Kompost-Klo: Trockentoilette im Stadtpark Steglitz aufgestellt!
Nichts ist unangenehmer, als wenn man in Berlin unterwegs ist – und plötzlich ein ganz besonders dringendes Bedürfnis verspürt. Berlin hat, um sich mit dieser Not auseinanderzusetzen, bereits das städtische Netz öffentlicher Toiletten deutlich ausgebaut. Vor allem in Parks und Grünanlagen fehlen aber die nötigen Wasserleitungen für die Spülung. Hier kommen nun im Rahmen eines Pilotprojekts 24 klimafreundliche Trockentoiletten zum Einsatz – auch im Stadtpark Steglitz.
Der nächste Baum darf nicht die letzte Option sein, wenn unterwegs die Blase drückt. Um allen Bürgern in Not eine deutlich bessere Alternative zu bieten, gab es im Jahr 2017 die Bestrebung, ein „Toilettenkonzept“ in der Hauptstadt zunächst zu erdenken und dann auch in die Tat umzusetzen. Im Zuge der Umsetzung dieses Konzepts wurden viele neue öffentliche Toilettenanlagen an das Versorgungsnetz angeschlossen. So stehen den Menschen in der Stadt seitdem insgesamt 325 öffentliche Toiletten zur Verfügung.
Was ist aber, wenn die Blase in den Park- und Grünanlagen, an den Badestellen, mitten im Wald oder unterwegs an den Rad- und Wanderwegen drückt? An all diesen Orten ist es sehr schwer, ein öffentlich zugängliches WC zur Verfügung zu stellen, weil die benötigten Wasser- und Abwasserrohre im Erdreich einfach nicht zur Verfügung stehen.
Für eine machbare Lösung möchte sich das aktuelle Pilotprojekt „Klimafreundliche Parktoiletten für Berlin“ stark machen. Im Rahmen des Projektes wurden im April und auch im Mai 24 klimafreundliche Trockentoiletten aufgestellt – immer jeweils zwei in den zwölf teilnehmenden Berliner Bezirken. Die Zahl „Zwei“ pro Bezirk ist dabei kein Zufall. Denn tatsächlich gibt es die wasserlosen Trockentoiletten in zwei unterschiedlichen Ausführungen. Welche Trockentoilette kommt wohl bei den Benutzern besser an? Die von der EcoToiletten GmbH oder etwa die von der Finizio GmbH?
Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) testet die barrierefreien Unisex-Trockentoiletten zunächst ein ganzes Jahr lang. Die Nutzer können im Rahmen einer Umfrage (www.berlin.de/parktoiletten) selbst mitteilen, wie sie den Standort, die Ausstattung, die Funktionalität der Öko-Klos und das Nutzungserlebnis bewerten. Aus all diesen Eingaben werden dann am Ende „Schlüsse“ gezogen.
Wie sieht nun aber eine solche „autarke, ökologische und klimagerechte Toilettenanlage“ eigentlich aus? Ende März haben sich Staatssekretär Markus Kamrad und Bezirksstadtrat Urban Aykal gemeinsam die Zeit genommen, um das Projekt im Stadtpark Steglitz der Öffentlichkeit vorzustellen. Hier wurde auch gleich die vor Ort neu errichtete Parktoilette präsentiert.
Die typische Parktoilette ist fast komplett aus Holz gebaut und verzichtet auf einen Wasser- oder Stromabschluss. Für das kleine Geschäft gibt es ein Urinal, wahlweise als Kombilösung für Männer und Frauen oder aber in zwei separaten Fassungen. Hinzu kommt eine Toilette für das große Geschäft, bei dem Strohmehl als Geruchsbremse in den Auffangbehälter nachrieselt. Die Toilettentanks werden übrigens in eine Verwertungsanlage in Eberswalde gebracht. Dort forscht die Finizio GmbH, wie sich die menschlichen Hinterlassenschaften zu Humus- und Mehrnährstoffdünger zur späteren Verwendung in der Landwirtschaft verarbeiten lassen.
Damit man tagsüber etwas im stillen Örtchen sehen kann, lässt eine Scheibe im Dach das Tageslicht durch. Nachts schaltet ein Bewegungsmelder ein Licht ein. Der nötige Strom wird von einer kleinen Solaranlage bereitgestellt. (Text: CS / Foto: Nils Stelte/SenUMVK)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 110 (5/2023).
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