Ein vergänglicher Moment: Kirschblüte in Teltow
Auf dem einstigen Todesstreifen der DDR-Grenzanlagen wurzeln seit 1996 eintausend japanische Kirschbäume. Wenn diese Bäume Ende April, Anfang Mai zu blühen beginnen, wird der gesamte ehemalige Grenzstreifen in ein atemberaubendes Pink getaucht. Das Naturschauspiel zieht jedes Jahr viele tausend Berliner und Brandenburger an. Sie alle hoffen auch darauf, unter den blühenden Bäumen eins der bunt verkleideten Manga-Mädchen zu treffen, die hier gern flanieren.
Das japanische Volk war von der Wiedervereinigung der Deutschen so begeistert und gerührt, dass es auf eine Initiative der TV Asahi Group hin über 140 Millionen Yen gespendet hat. Von dem Geld der „Sakura-Campaign“ wurden über 10.000 japanische Kirschbäume angeschafft und im Raum Berlin gepflanzt. Der erste Baum wurde auf der Potsdamer Seite der Glienicker Brücke in die Erde gesetzt, der letzte steht an der Berliner East Side Gallery.
Über eintausend Kirschbäume wurden 1996 aber auch auf dem ehemaligen DDR-Todesstreifen zwischen West-Berlin und Teltow eingegraben. Auf einer Länge von zwei Kilometern ist auf diese Weise die TV-Asahi-Kirschblütenallee entstanden. Sie reicht von der Lichterfelder Allee bis zum Japan-Eck (Teltow-Sigridshorst).
Die Bäume präsentieren sich das gesamte Jahr über recht unspektakulär. Wenn sie aber zu blühen beginnen, was meist Mitte April der Fall ist, färbt sich plötzlich alles rosa: Millionen Blüten gehen auf einmal auf. Dann schauen nur allzu gern Anwohner und Touristen aus aller Welt vorbei, um unter den pinkfarbenen Blütendächern zu flanieren und Fotos zu machen.
Schon Tage vor dem Aufplatzen der Kirschblüten lässt sich im Internet auf dem „Kirschblütenticker“ mitverfolgen, wie weit sich die Blüten bereits geöffnet haben. In diesem Jahr hat die Kälte dafür gesorgt, dass die Bäumchen erst um den ersten Mai herum in voller Pracht zu bestaunen waren. Dann wird immer das Kirschblütenfest Hanami (www.hanamifest.org) ausgerufen, das seit Mai 2002 vor Ort gefeiert wird. Corona hat dem Fest zwar einen spürbaren Dämpfer verpasst. Aber noch immer wird zum Hanami auf der Kirschbaumallee flaniert, gebummelt und auch gepicknickt. Viele Nachbarn nutzen die Möglichkeit, um Kaffee und Kuchen oder selbstgemachte Waffeln an schnell aufgebauten Ständen zu verkaufen.
Das Hanami ruft auch immer wieder Cosplay-Darsteller auf den Plan, die sich in meist selbstgeschneiderten Kostümen präsentieren und gern fotografiert werden dürfen. Jasmin Guth (22) stammt aus Berlin-Lichtenberg. Sie ist seit zwei Jahren mit dabei: „Meine Figur, die ich darstelle, heißt Keqing, sie stammt aus dem Computerspiel ‚Genshin Impact‘. Das Kostüm selbst stammt aus China.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 110 (5/2023).
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