Im Philantow: Kostenfreie Finanzberatung für Familien in Teltow!
Wenn der Kontostand nur rote Zahlen kennt, das Portemonnaie nur Kleingeld und keine Scheine mehr enthält und in der Post immer mehr letzte Mahnungen eintreffen, dann zeigt dies eine finanzielle Schieflage an, die dringend behoben werden muss. Andrea Ludwig ist Fachfrau für Finanzanlagen. Im Teltower Philantow hilft sie Familien auch aus Berlin ehrenamtlich dabei, finanziell wieder Fuß zu fassen.
Zu welchem Fantasiewort kommt man, wenn man die Begriffe „Philanthrop“ für „Menschenfreund“ und „Teltow“ miteinander kombiniert? Dann entsteht der Begriff „Philantow“. Genau das ist der Name für das von der Stadt Teltow geführte Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus Philantow (www.philantow.de).
Dabei handelt es sich um einen Ort der Begegnung, der Raum lässt für ein Familiencafé, für Eltern-Kind-Gruppen, ein Spielezimmer und verschiedenste Kurse von Pilates über Kinderballett und Wing Tsun bis hin zur Geburtsvorbereitung.
Ein Baustein im Angebot des Philantow, der zurzeit immer mehr an Bedeutung und auch an Nachfrage gewinnt, ist die „Finanzberatung für Familien“, die immer an jedem zweiten Dienstag im Monat von 16 bis 18 Uhr durchgeführt wird und zwar von Andrea Ludwig (54). Die Fachfrau für Finanzanlagen arbeitet ehrenamtlich. Sie bittet aber um eine verbindliche Voranmeldung unter der Mail-Adresse andrea.ludwig21@gmx.de oder der Telefonnummer 0151-53247777.
Die Finanzexpertin, die sich auch beruflich mit den Finanzfragen von Firmen und Privatpersonen befasst, hat einen klaren Grund dafür, sich im Philantow zu engagieren und etwa zwanzig Stunden im Monat ohne Rechnung für Menschen in Not zu arbeiten: „Ich bin jemand, der es ungerecht findet, wenn Menschen in Not nicht gut behandelt werden. Ich kämpfe wie ein Löwe für meine Klienten. Sie sollen einfach nur das bekommen, was ihnen zusteht. Viele wissen aber nicht, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen, wenn sie in eine finanzielle Schieflage geraten sind. Genau da helfe ich gern mit meiner Expertise weiter.“
Die Familien, die seit 2015 ins Philantow zur Finanzberatung kommen, können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Die Inflation sorgt für noch mehr Ebbe im Portemonnaie. Andrea Ludwig: „Die Nachzahlungen für Strom und Gas sind noch längst nicht bei den Haushalten der Mieter angekommen. Hier rechne ich damit, dass diese Geldforderungen weitere Familien über die finanzielle Klippe stoßen werden.“
Natürlich brauchen die Besucher der Finanzberatung zunächst einmal die Selbsteinsicht, dass es so nicht weitergeht. Meist bleibt dann schon am Ende des Monats kein einziger Euro mehr übrig – es ist kein Silberstreif am Horizont zu sehen.
Andrea Ludwig: „Ich hatte schon Familien bei mir, die kamen mit einem ganzen Wäschekorb voll mit ungeöffneten Rechnungen, Mahnungen und offiziellen Schreiben. Mein Ansatz ist es immer, zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen. Wie sind die Einnahmen der Familie, wie die Ausgaben? Wo gibt es Ausgaben, die sich leicht reduzieren oder ganz streichen lassen – etwa für ein Fitnessstudio? Gern setze ich mich auch mit den Gläubigern oder mit der Bank zusammen und suche nach Lösungen.“
Ein großes Problem bei fast allen Besuchern der Finanzberatung ist die fehlende Struktur. Andrea Ludwig: „Dann legen wir zusammen einen Ordner an, heften alle Schreiben ordentlich weg und sorgen so für einen dauerhaften Überblick. Ich sage immer: Wenn es im Haus brennt, darf alles zurückbleiben, nur dieser Ordner nicht. Man muss aber auch bereit dafür sein, diese Struktur anzunehmen. Ich hatte schon Familien, die wollten ihr Chaos gar nicht beenden, da ist es schwierig zu helfen.“
Wie geraten die Menschen eigentlich in die finanzielle Schieflage? Andrea Ludwig: „Ein Todesfall. Der Verlust der Arbeitstelle. Oft reicht das Geld im Erziehungsjahr plötzlich nicht mehr aus. Familien trennen sich und werden von den Kosten überrollt. Bei den Senioren sind es Aufwendungen für die Pflege. Es gibt so viele Gründe. Aber auch viele Lösungen. Wenn der Ehemann im Rentenalter verstirbt, kann ich etwa Witwenrente beantragen.“
Gut 70 Prozent der Besucher der Finanzberatung kommen erst zur Finanzexpertin, wenn es eigentlich schon viel zu spät dafür ist. Nur wenige klopfen bereits vorher an die Tür von Andrea Ludwig: „Wenn die finanzielle Schieflage zu groß ist, verweise ich auf eine professionelle Schuldnerberatung. Ich bin immer nur der erste Wegweiser, der die Richtung aufzeigt, in die wir gehen müssen. Im besten Fall bringen meine Besucher bereits ein Haushaltsbuch mit den protokollierten Einnahmen und Ausgaben mit. Das hilft mir schon sehr bei einer ersten Einschätzung der Situation. Ich empfehle es jedem Haushalt, ein solches Buch zu führen. Man ist doch immer wieder überrascht, wie viel Geld man etwa für den normalen Lebensmitteleinkauf, aber auch für Luxusgüter wie Zigaretten, Sport oder Restaurantbesuche ausgibt. Letztens bin ich über den Posten Unterhosen-Abo gestolpert. Da frage ich dann sofort nach: Brauchen Sie das wirklich? Viele Verträge lassen sich auch leicht für eine gewisse Dauer pausieren oder reduzieren. Auf diese Weise können schnell mehrere hundert Euro im Monat freigesetzt werden.“
Wie funktioniert eine Finanzberatung eigentlich? Andrea Ludwig: „Die Finanzberatung im Philantow ist ein erstes Kennenlernen. Ich verschaffe mir einen Überblick und suche nach ersten Lösungen. Im Normalfall begleite ich die Familien anschließend etwa drei bis vier Monate lang. Die weiteren Treffen finden unabhängig vom Philantow statt. Im Regelfall kümmere ich mich um etwa vier Familien im Monat, denen ich helfe. Der Bedarf ist weitaus größer, wir bräuchten noch deutlich mehr Angebote wie meins. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, wenn es mir gelingt, die Familien so zu beraten, dass sie anschließend meine Struktur übernehmen und ihren neu eingeschlagenen Kurs beibehalten. Manche fallen aber leider sofort wieder zurück ins Chaos, sobald die helfende Hand fehlt. Viele meiner betreuten Familien sind übrigens längst Freunde geworden, wir halten auch privat weiterhin den Kontakt.“
Gibt es Tipps zur eigenen Finanzberuhigung, die auch ohne ein Treffen sofort greifen können? Andrea Ludwig: „Ein Haushaltsbuch führen. Nur etwas kaufen, wenn auch das Geld dafür da ist. Finger weg von Krediten. Unterlagen strukturiert abheften. Und darauf achten, wofür das Bargeld ausgegeben wird.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Philantow, Mahlower Straße 139, 14513 Teltow, Tel.: 03328-470140, www.philantow.de
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 109 (4/2023).
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