Scheibes Glosse: Sprache ist wichtig
Noch lesen wir Texte – Buchstabe für Buchstabe und Zeile für Zeile. Noch holen wir uns die Informationen aus geschriebenen Absätzen und nicht allein aus flirrenden Videos im Internet. Beim Verfassen der Texte geraten Rechtschreibung und Stil aber zunehmend ins Hintertreffen. Es ist an der Zeit, wieder ein paar grundlegende Regeln im allgemeinen Gedächtnis zu verankern. Wer weiß, wann man sie wieder gebrauchen kann.
Wir bekommen in der Redaktion täglich Texte zugeschickt, die wir für unsere Arbeit verwerten. Es werden Termine eingereicht, Polizeiberichte gemeldet und Pressemitteilungen verschickt. Dabei stellen wir oft fest, dass einige grundlegende Regeln nicht zur Anwendung kommen. Nachfolgend einige wichtige Regeln: Hätten Sie‘s gewusst?
Eine Leertaste kommt immer NACH dem Satzzeichen und nicht davor. Und zwar ganz egal, ob es sich um einen Punkt handelt, um ein Komma, ein Semikolon, einen Doppelpunkt, ein Fragezeichen oder ein Ausrufezeichen. Bei Klammern ist dies aber (anders). Hier wird nach den Klammern KEIN Leerzeichen eingesetzt.
Zahlen werden in Texten ausgeschrieben – und zwar von der „Eins“ bis zur „Zwölf“. Erst ab der 13 verwendet man die Ziffern anstelle der Buchstaben. Gern kann man auch die Zahlen „zehn“, „hundert“ oder „tausend“ ausschreiben. Es sieht im Text einfach besser aus.
Oft hängt man zwei Sätze aneinander und trennt sie durch einen Doppelpunkt. Ganz wichtig: Ist der Satz nach dem Doppelpunkt vollständig und kann auch für sich alleine stehen, so beginnt er immer mit einem Großbuchstaben. Anderenfalls wird klein weitergeschrieben. Beispiel: „Sonja war fassungslos: So einen tollen Hund hatte sie noch nie gesehen.“
Wann werden zwei Wörter eigentlich zu einem neuen Wort zusammengesetzt? Klarer Fall: Immer dann, wenn ein neuer Sinn entsteht. Das beste Beispiel ist das Wort „zusammengesetzt“. Hier ist ein ganz neuer Sinn entstanden – „etwas zusammenfügen“. Dem ursprünglichen Wortlaut folgend hätten sich nämlich z.B. zwei Menschen „zusammen (hin)gesetzt“.
Eine Sonderregel: Setzt sich ein zusammengesetztes Wort aus einem deutschen und einem Wort aus einer anderen Sprache zusammen, wird immer mit Bindestrich getrennt. Beispiel: „Musik-Jukebox“.
Wie ist das eigentlich mit ss und ß? Wann setzt man was ein? Das lässt sich leicht beantworten: ss steht nach einem kurzen Vokal, man denke an die „Kasse“. ß steht nach einem langen Vokal oder einem Diphthong (au, äu, eu, ai, ei). Beispiele wären hier die „Soße“ oder das „schießen“.
Was auch viele Leseratten nicht wissen: Es gibt einen Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener Sprache. Man sagt etwa „ich will“, schreibt aber „ich möchte“. Oder man sagt „ich kriege“, schreibt aber „ich bekomme“.
Ein guter Tipp für alle, die nur selten Texte verfassen, ist der: Verwenden Sie kurze Sätze. Immer. Man macht einfach weniger Fehler. Vor allem keine Kommafehler. Aber auch keine Grammatikfehler.
Ansonsten denken Sie beim Schreiben an die W-Regeln. Wer, was, wann, wo, wie, womit und zu welcher Uhrzeit? Sind die Ws in einem Text vorhanden, ist er meist vollständig und gut verständlich.
Vor dem Versenden von selbst verfassten E-Mails oder Texten anderer Art kann man auch die Oma-Regel anwenden: Lesen Sie den Text noch einmal Korrektur und tun dabei im Kopf so, als wären Sie nicht Sie selbst, sondern Oma Sybille aus Buxtehude. Würde die Oma jeden Satz verstehen? Oder eben nicht, weil sie aus einer anderen Generation stammt oder weit weg wohnt? Dann ergänzen Sie den Text so lange, bis Oma Sybille ihn versteht. Der Text wird auf diese Weise zwar länger, aber auch besser.
Dabei können Sie gleich überflüssige Füllwörter löschen – meine liebsten sind „aber“ und „auch“. Und vermeiden Sie Wortwiederholungen. Statt zwei Mal „bereits“ können Sie einmal „schon“ schreiben. Und aus einem doppelten „z.B.“ wird ein „etwa“.
In der Redaktion selbst haben wir auch einige Regeln aufgestellt, die nicht zwingend Duden-konform sind, aber für eine einheitliche Textsprache sorgen. So entfernen wir bei Uhrzeiten alle überflüssigen Nullen und machen aus „09:00 Uhr“ ein „9 Uhr“. Telefonnummern schreiben wir als „03322-5008-0“. Web-Adressen mit „www.“ und nicht mit „https://“. Aus der Datumsangabe „01.03.2023“ machen wir immer ein „1. März 2023“. Die Bezeichnungen „Herr“ und „Frau“ lassen wir weg. Der Nachname einer Person reicht uns auch nicht aus, es muss immer der vollständige Name sein, also „Patrick Hückstädt“, um ein Beispiel zu nennen.
Schwer fällt es auch uns, manche neue Regeln zu adaptieren. So schreibt man „Parties“ inzwischen anglophil als „Partys“, das tut beim Schreiben weh. (Carsten Scheibe)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 107 (2/2023).
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