Sozialkaufhaus Fairkauf in Steglitz: Gebrauchte Möbel, Kleidung, Spiele – auf 410 Quadratmetern!
Ab sofort gibt es in der Albrechtstraße das Sozialkaufhaus Fairkauf. Vor Ort werden tausend Dinge des alltäglichen Bedarfs angeboten, die aus Spenden und aus Wohnungsauflösungen stammen – und deswegen deutlich preiswerter angeboten werden als bei einem Neukauf. Das Konzept kommt an: Viele Bürger suchen im Fairkauf bereits nach einem Schnäppchen. Kurz vor Weihnachten wurde die Eröffnung gefeiert. (ANZEIGE)
Das neue Sozialkaufhaus Fairkauf der „Union Sozialer Einrichtungen (USE) gGmbH“ schloss in der Steglitzer Albrechtstraße zum allerersten Mal seine Türen auf. Cerstin Richter-Kotowski, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport, und Tim Richter, Bezirksstadtrat für Soziales und Bürgerdienste, schauten vor Ort vorbei, um zur Eröffnung zu gratulieren.
An dieser Stelle muss verraten werden, dass das Fairkauf nicht komplett neu entstanden ist, sondern eigentlich nur einen Umzug hinter sich gebracht hat. Petra Übleis ist die Fachgebietsleiterin vor Ort. Sie verrät: „Uns gab es vorher schon fünf Jahre an der Goerzallee und dann sechs Jahre am Stichkanal. Jetzt sind wir in der Albrechtstraße zu finden. Hier sind wir nicht mehr im Gewerbegebiet versteckt und haben deutlich mehr Laufkundschaft. So sprechen wir auch Kunden an, die uns vorher noch gar nicht kannten und die einfach einmal neugierig in unseren Ausstellungsraum hineinschauen. Der Name Fairkauf ist nicht geschützt. Es gibt in Berlin auch noch andere Fairkaufhäuser. Diese werden aber nicht von uns betrieben.“
Dort, wo früher ein Kik zu finden war, stehen nun auf 410 Quadratmetern Ausstellungsfläche viele handverlesene Second-Hand-Artikel aus Wohnungsauflösungen und Spenden bereit, die zu einem fairen Preis verkauft werden. 13 Leute arbeiten vor Ort, darunter sieben Menschen mit Behinderungen.
Es gibt Möbel wie Schränke, Tische und Stühle, Kleidungsstücke aller Art, Schmuck, Vasen und Teller, Brettspiele, Bilder, Kuscheltiere und Kinderbücher. Erwachsenenbücher werden nicht angeboten – um dem Antiquariat in der Nachbarschaft keine unnötige Konkurrenz zu machen. Und Elektroartikel findet man nicht, weil die Betreiber ansonsten eine Gewährleistungspflicht übernehmen müssten.
Petra Übleis: „Wir haben kein Lager; alle Dinge, die für den Verkauf vorgesehen sind, lassen sich bei uns auf der Fläche begutachten. Das Interesse der Steglitzer ist allerdings von Anfang an sehr groß: Wir haben einen hohen Durchlauf, vor allem die Möbel stehen nie lange bei uns. In der ersten Woche mussten wir allein die Möbelausstellung zwei Mal neu bestücken. Normalerweise liefern wir die Möbel auch nach Hause – wenn die Grippe unseren Fahrer nicht gerade ins Bett zwingt. Bei den Preisen haben wir Standards, so kostet ein T-Shirt immer zwei Euro, nur die echten Markenklamotten von Hilfiger & Co sind etwas teurer. Mit einem Berlin-Pass oder einem entsprechenden ALG-II- oder Grundsicherungsbescheid bekommt man übrigens noch einmal 20 Prozent Nachlass auf alle Preise. Zu uns kommen junge wie alte Kunden, wir sprechen alle Bevölkerungsschichten an. Niedlich war ein kleiner siebenjähriger Junge, der uns täglich besucht hat, und der ganz genau geschaut hat, was er für sein Taschengeld einkaufen kann. Er musste sich am Ende zwischen einem Puppenwagen und einer Carrera-Bahn entscheiden.“
Zu den absoluten Bestsellern in den ersten Tagen des neuen Sozialkaufhauses Fairkauf gehörten Winterjacken, Winterschuhe, Haushaltsartikel wie Teller und Tassen – und die bereits erwähnten Möbel.
Das Konzept beeindruckte auch die lokale Politik. Cerstin Richter-Kotowski: „Ich bin äußerst dankbar dafür, dass wir eine so großartige Institution wie das Fairkauf bei uns im Bezirk haben.“
Tim Richter: „Die Eröffnung vom Fairkauf-Sozialkaufhaus macht uns noch einmal deutlich bewusst, dass es Menschen gibt, denen es, aus welchen Gründen auch immer, finanziell nicht so gut geht und die sich zum Teil grundlegende Bedürfnisse gar nicht oder nur kaum erfüllen können. Das betrifft oftmals auch den Kauf von Kleidern und Möbeln, Büchern und Spielzeug. Gerade in diesen turbulenten Zeiten fühlen sich viele vom gesellschaftlichen Leben ein stückweit ausgeschlossen. Beim Sozialkaufhaus Fairkauf geht es also um weit mehr als nur darum, einkaufen zu gehen.“
Die aktuell sehr hohe Inflationsrate sorgt für eine deutliche Verteuerung der Lebenshaltungskosten. Auch treibt die Menschen die Angst vor explodierenden Energiekosten um. Petra Übleis: „Wir bemerken deutlich, dass viele Kunden ihr Geld zurzeit noch mehr zusammenhalten müssen, als dies in den letzten Jahren der Fall war. Oft werden wir gefragt, ob wir einen Pullover nicht für 3,50, sondern bereits für drei Euro abgeben können.“
Die Betreiber vor Ort bemerken aber auch, dass nicht nur Kunden mit einem fast leeren Portemonnaie in das Fairkauf gelockt werden. Petra Übleis: „Das Thema Nachhaltigkeit kommt zunehmend in der Bevölkerung an. Es geht darum, Dinge des täglichen Lebens nicht immer neu zu kaufen, sondern die Nutzungsdauer von tadellos erhaltenen Kleidungsstücken, Spielen oder Bildern noch einmal zu erhöhen.“
Das Sozialkaufhaus hat Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. (Text/Fotos: CS)
Info: Sozialkaufhaus Fairkauf, Albrechtstraße 117, 12167 Berlin, Tel.: 030-84727227, www.u-s-e.org/einkaufen-erleben/sozialkaufhaus-fairkauf/
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 106 (1/2023).
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