Bestsellerautorin Corina Bomann aus Zehlendorf: Das Waldfriede Krankenhaus in Romanform!
Halb Zehlendorf ist im Waldfriede Krankenhaus am U-Bahnhof „Krumme Lanke“ geboren worden. Das Krankenhaus gibt es bereits seit über hundert Jahren: Viele Bürger aus dem südlichen Berlin können eine Geschichte über das Waldfriede erzählen. Die Zehlendorfer Bestseller-Autorin Corina Bomann hat dem Waldfriede nun ein literarisches Denkmal gesetzt: In vier Romanen erweckt die Autorin die Historie vom Waldfriede zu neuem Leben.
Corina Bomann schreibt seit vielen Jahren ebenso spannende wie auch umfangreiche Romane, die regelmäßig auf den Bestsellerlisten landen. Ihre neue vierteilige Romanreihe hat seine Wurzeln direkt im Bezirk – in Zehlendorf. Kein Wunder also, dass das Interesse der Berliner ganz besonders groß ist. Carsten Scheibe von „Zehlendorf Aktuell“ traf die Autorin in Zehlendorf Mitte, wo sie wohnt und arbeitet. Hier sind auch ihre Romane entstanden.
Liebe Frau Bomann, sind Sie eigentlich „echte“ Zehlendorferin oder zugezogen? Was macht für Sie Zehlendorf besonders? Warum leben Sie gern hier?
Corina Bomann: „Ich bin eine ‚Zugezogene‘, die im Jahr 2012 aus Mecklenburg gekommen ist. In den Stadtteil Zehlendorf habe ich mich sofort verliebt, einerseits wegen des vielen Grüns, das man hier finden kann, andererseits wegen der historischen Bausubstanz und natürlich der Möglichkeiten, die man hier in Sachen Kunst und Kultur hat. Ich mag die Menschen hier und den besonderen Charme, der Zehlendorf gegenüber anderen Berliner Stadtteilen auszeichnet.“
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? Haben Sie gleich einen Verlag gefunden oder gab es einen steinigen Weg zum Erfolg?
Corina Bomann: „Ich habe schon früh mit dem Schreiben angefangen, noch als Kind habe ich erste kleine Geschichten verfasst. Doch der Weg zur Veröffentlichung bedurfte einiger Mühen und des Dazulernens. Trotz Absagen aus Verlagen – meinen ersten Roman habe ich mit 16 Jahren fertiggestellt – habe ich mich nicht unterkriegen lassen und weitergemacht. 1999 konnte ich meine erste Kurzgeschichte an einen Verlag verkaufen und dann ging es so weiter. Mit meiner Agentur ging es richtig los. Mein erster großer Roman erschien 2008, vier Jahre später fanden sich meine ersten Werke auf der Bestsellerliste ein.“
Zwei Millionen verkaufte Bücher: Chapeau. Wie würden Sie das Genre beschreiben, dem sich Ihre Bücher zuordnen lassen? Werden Sie auch von Männern gelesen? Haben Sie schon mal Lust verspürt, aus diesem Genre auszubrechen?
Corina Bomann: „Ich schreibe Unterhaltung, mit vielen Facetten. Am ehesten würde ich meine jetzigen Bestseller ‚Historische Romane‘ nennen. Eine Liebesgeschichte ist vorhanden, aber auch ein großer historischer Anteil. Was Genres angeht, bin ich flexibel. Ich habe auch schon Familienromane geschrieben, Weihnachtsbücher, Fantasyromane, Krimis, Jugendbücher und Western (einiges davon unter Pseudonym).
Was das Ausbrechen angeht, so ist es schwierig, denn die Leser erwarten von mir, dass sie meine Geschichten „wiedererkennen“. Scharfe Schlenker sind da gewagt, aber ich versuche, dem Publikum immer etwas Neues zu bieten und versuche manchmal auch, die Genregrenzen auszutesten. Natürlich würde es mich auch reizen, etwas ganz anderes zu machen, doch dafür brauche ich eine tragfähige Idee.
Männer lesen meine Bücher natürlich auch. So berichtete mir eine Frau während einer Signierstunde, dass meine Bücher ihren Mann wieder zum Lesen zurückgebracht hätten. Darüber freue ich mich natürlich sehr.
Die neue Buchreihe nennt sich „Die Schwestern vom Waldfriede“. Wie sind Sie auf das Waldfriede gekommen?
Corina Bomann: „Ich war im Jahr 2019 Patientin im Waldfriede. Während des Genesungsprozesses bin ich im Haus herumspaziert und habe eine Vitrine entdeckt, in der Zeitzeugnisse aus der Geschichte des Waldfriede ausgestellt wurden. Dazu gehörten Fotografien, alte medizinische Instrumente und zwei selbstgenähte Fahnen aus der Nachkriegszeit. Ich war sofort fasziniert und habe, sobald ich zuhause war, mit der Recherche begonnen. Ich fand heraus, dass Hanna Rinder, eine Krankenschwester aus dem Waldfriede, eine Chronik geführt hatte. Ich fragte bei der Geschäftsführung des Waldfriede an und bekam nicht nur die Chronik ausgehändigt, sondern auch viel Zusatzmaterial aus der damaligen Zeit. So konnte ich mich an die Arbeit machen.“
Wie authentisch sind die Details in den vier Büchern?
Corina Bomann: „Wie in jedem meiner Romane vermischt sich in der Waldfriede-Saga Fiktion mit Realität. Die geschichtlichen Details sind weitgehend authentisch, fundierten Quellen entnommen, die ich vom Krankenhaus und aus dem hiesigen Heimatmuseum erhalten habe. Aber ich nehme mir künstlerische Freiheit bei den Figuren. Von einigen kenne ich nicht alle Lebensdaten, weil Zeit und Krieg Dokumente verschluckt haben. Außerdem erwartet man von einem Roman eine gewisse Spannung. Spannend sind die historischen Details durchaus, aber mit ein wenig ‚Unterfutter‘ lässt sich ihr Effekt noch verstärken.“
Warum haben Sie sich dafür entschieden, in jedem Band eine neue „Schwester“ zu Wort kommen zu lassen?
Corina Bomann: „Weil ich verschiedene Aspekte der Arbeit im Waldfriede zeigen möchte. Schwester Hanna, eine der Hauptfiguren, die uns auch durch die anderen Bände erhalten bleibt, ist zum Beispiel Röntgenschwester und Sprechstundenhilfe von Dr. Conradi. Schwester Lilly in Band 2 ist Kinderkrankenschwester. Dr. Helene Jacobs in Band 3 wird Chirurgin sein und Schwester Christina in Band 4 Kreißsaalschwester mit der Ambition, Hebamme zu werden. So kann ich verschiedene Facetten des Lebens im Waldfriede beleuchten. Außerdem kommt es bei der Leserschaft gut an, wenn sich die jeweilige Protagonistin verliebt und damit verbundene Schwierigkeiten meistern muss.“
Ist die Reihe mit dem vierten Band abgeschlossen oder könnte bei Erfolg noch ein Roman mit einem späteren Handlungsdatum nachfolgen?
Corina Bomann: „Da sich die Waldfriede-Saga auf die Krankenhauschronik von Schwester Hanna stützt, wird sie mit dem 4. Band abgeschlossen sein. Die echte Hanna Rinder verlässt das Krankenhaus im Jahr 1956, damit endet auch die Chronik. Natürlich könnte man auch spätere Zeiten darstellen, aber durch den authentischen Einblick, den uns die Chronik gewährt, sind die Romane so besonders. Außerdem möchte ich speziell Schwester Hanna ein Denkmal setzen. Und – das gestehe ich – ich wechsle gern schreiberisch zu anderen Orten und Epochen.“
Wie schreiben Sie? Am Computer, mit der Hand, mit der Schreibmaschine? Und wann? Wie sieht Ihre Schreibroutine aus?
Corina Bomann: „Ich schreibe natürlich am Computer. Mit der Hand verfasse ich nur Notizen. So schön und nostalgisch Schreibmaschinen auch sind – ich bewahre meine erste Schreibmaschine immer noch auf – ich empfinde sie als mühsam. Außerdem wünschen die Verlage Manuskripte in digitaler Form. Damit ich mir nicht doppelte Arbeit machen muss, verfasse ich meine Texte natürlich gleich digital. Meine Schreibzeiten bewegen sich im Rahmen normaler Bürozeiten. Also meist von 9 Uhr mit Pausen bis 17 oder 18 Uhr. Die Wochenenden mache ich frei. Ich schreibe meist im stillen Kämmerlein, manchmal höre ich Musik, die mich durch die Szenen zieht. Manchmal beende ich die letzte Szene eines Tages nicht, um am nächsten Tag dort wieder einhaken zu können.“
Kommen Sie auch in Ihren Romanen an den Punkt, an dem die Figuren ein Eigenleben entwickeln und nicht mehr das tun, was im Exposé steht?
Corina Bomann: „Das passiert schon hin und wieder. Das Exposé wird in der Regel lange vor dem Verfassen des Textes erstellt, denn der Verlag muss ja sehen, was er bekommt und worauf er sich marketingtechnisch einstellen muss. Während des Schreibens schlagen einige Figuren manchmal leicht andere Wege ein, um zu dem Ziel zu kommen, das allerdings feststeht. Manchmal verwerfe ich mittendrin auch Handlungslinien, um die Story zu straffen. Aber im Großen und Ganzen bleibe ich dem Kurs treu.“
Die ersten beiden Bände „Sternstunde – Die Schwestern vom Waldfriede“ und „Leuchtfeuer – Die Schwestern vom Waldfriede“ sind bereits im Penguin Verlag (penguinrandomhouse.de) erschienen. Band 3 „Sturmtage – Die Schwestern vom Waldfriede“ ist für den 28. Dezember angekündigt. Der abschließende Band 4 „Wunderzeit – Die Schwestern vom Waldfriede“ wird am 24. Mai 2023 erwartet. Jeder Band kostet 13 Euro. (Text/Fotos: CS)
Bonusfrage: Ihre letzten Bestseller waren ebenfalls historische Romane. Was fasziniert Sie am meisten am Zeitraum des frühen 20. Jahrhunderts, über den Sie häufig schreiben? (Quelle: Penguin Verlag)
„Das freie 20. Jahrhundert ist eine Zeit großer Umbrüche. Befand man sich zu Beginn noch in der Kaiserzeit, wurde diese nach dem verheerenden 1. Weltkrieg praktisch auf den Kopf gestellt. Die „Golden Twenties“ markierten den Wendepunkt hin zu der modernen Welt, wie wir sie jetzt kennen. Die Mode, die Musik und gesellschaftliche Normen veränderten sich. Es gab große Entdeckungen in der Wissenschaft. Dies alles wurde dann wieder erschüttert durch den zweiten Weltkrieg, der bis dahin nie gekanntes Leid über die Welt gebracht hat.
Doch darauf folgte wieder eine Phase des Aufbaus. Diese raschen Veränderungen machen es für mich so reizvoll, darüber zu schreiben. Gleichzeitig ist diese Zeit uns nicht so fern, dass wir uns nicht mit den Menschen und ihren Sorgen und Nöten identifizieren könnten. Das ist ein weiterer ganz großer Pluspunkt für eine spannende Geschichte.“
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 105 (12/2022).
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