Buchhandlung Wollschläger in Lichterfelde-Ost: Großer Lesebedarf
Ein Buch ist nichts anderes als ein gedrucktes Fenster in eine andere Welt. In diesen neuen Welten kommt es zu heimtückischen Morden, zu epischen Liebesgeschichten, zu zerstörerischen Weltraumschlachten und zu magischen Zauberduellen. Stefan Wollschläger (56) versorgt alle Buchstabensüchtigen mit dem Nachttisch-Stoff, der süchtig macht. Seine „Buchhandlung Wollschläger“ in Lichterfelde-Ost führt er in der dritten Generation. (ANZEIGE)
Wer frischen Lesestoff für ausgiebige Schmökerreisen in neue Literaturgefilde sucht, kann Taschenbücher, Paperbacks und Hardcover online bestellen – ganz simpel per Mausklick. Viel mehr Spaß macht es allerdings, durch eine richtige Buchhandlung zu flanieren, um sich von den Neuheiten auf den Tischen, den Büchern in den Wandregalen oder von den Tipps der Verkäufer vor Ort inspirieren zu lassen.
Die Buchhandlung Wollschläger gibt es bereits seit 1956 am Standort. Stefan Wollschläger ist der Chef vor Ort: „Ich betreibe unsere Familienbuchhandlung bereits in der dritten Generation. Ob es eine vierte geben wird, ist zurzeit sehr fraglich. Das muss man können und auch wollen, selbstständig so eine Buchhandlung zu führen. Wir bieten zurzeit auf einhundert Quadratmetern etwa 14.000 Titel an.“
In den Regalen finden sich Krimis, Liebesromane, Sachbücher, Schulbücher, Atlanten, Romane phantastischer Natur und Kinderbücher. Auch wenn die Buchhandlung bereits seit 1956 existiert: Olle Kamellen verstopfen die Regale nicht. Stefan Wollschläger: „Was sich in einer bestimmten Zeit nicht verkauft, wird an die Verlage zurückgegeben, also remittiert. So haben wir immer ein topaktuelles Angebot aus Bestsellern, Neuheiten und bewährten Klassikern. Dass sich bei den Büchern etwas verändert, merkt man deutlich. Die Verlage geben sich immer mehr Mühe, um die Bücher zu etwas Besonderem zu machen. Sie arbeiten mit mehr Innen-Illustrationen, setzen bei der Covergestaltung auf Prägedrucke und Sonderfarben und nutzen auch solche Besonderheiten wie etwa einen Farbschnitt an den Seiten. Das sieht man auch beim neuen Fitzek-Roman. Das Buch ‚MIMIK‘ hat ein silbernes Cover mit einem Prägedruck. Und die Seiten sind mit einem grauen Farbschnitt versehen.“
Frauen gehören zu den Hauptkunden der Buchhandlung. Dabei haben sie tatsächlich einen ganz besonderen Geschmack. Stefan Wollschläger: „Die Damen lesen sehr gern blutrünstige Krimis und Psychothriller. Dabei kaufen sie auch gern einmal fünf, sechs Bücher auf einmal – auf Vorrat. Die Herren haben ein ganz anderes Kaufverhalten. Bei ihnen stehen politische und historische Sachbücher ganz hoch im Kurs. Die Männer lesen aber deutlich weniger als die Frauen. Nur von den Männern könnten wir nicht leben.“
Aber von den Kindern. Erfreulich ist, dass der Nachwuchs zumindest in Lichterfelde noch sehr gern zum Buch greift.
Johanna Berry, die ebenfalls in der Buchhandlung Wollschläger arbeitet: „Das Kinderbuch ist ein sehr starkes Segment bei uns. Hier in Lichterfelde gibt es noch eine Generation Kinder, die wirklich sehr gern liest und auch ganz früh damit beginnt. Die bekannte Romanfigur Conni begleitet die Kinder oft durch ihre ersten Jahre. Bis etwa zum 12. Lebensjahr lesen die Kinder alle sehr gern. Danach bleibt nicht jedes Kind am Buch, bei manchen zeigen sich andere Interessen.“
Wer „dran bleibt“, entwickelt oft ein hohes Interesse an magischen Stoffen. Auf der Fährte von „Harry Potter“, „Charlie Bone“ oder „Artemis Fowl“ kommen dann neue Reihen wie „Keeper of the Lost Cities“ oder „Die Spiegelreisende“ sehr gut bei den Teenagern an.
Johanna Berry: „Zurzeit gibt es gerade bei den Mädchen einen echten Trend hin zu Herzschmerz und Romantik – ganz ohne Fantasy. Gefragt sind hier etwa die ‚Proof-of-Hope‘-Romane. Die Autoren sind mitunter Influencer, außerdem werden die Geschichten für Netflix & Co. verfilmt. Die Stories sind oft immer die gleichen: Die Mädels gehen aufs College. Sie nehmen sich vor, fleißig zu sein und sich von den Jungs fernzuhalten, geraten dann aber ausgerechnet an den Bad Boy der Schule.“
Ein neuer Trend, der freilich auf alten Traditionen aufsetzt: Hochwertige Ausgaben besonders beliebter, gar kultiger Bücher für Sammler. Stefan Wollschläger: „In kurzer Zeit erschien so etwa eine besonders exklusive Ausgabe von Stephen Kings Horrorklassiker ‚Es‘ im Heyne-Verlag. Auch der ‚Herr der Ringe‘ von J.R.R. Tolkien hat im Klett-Cotta Verlag gerade eine gebundene Luxusausgabe im Ledereinband erhalten.“
Hat die Buchhandlung keine Angst, dass ihnen kostenlose Bücherangebote etwa in den immer häufiger aufgestellten Tauschplätzen wie z.B. in umgebauten Telefonzellen den Rang ablaufen?
Johanna Berry: „Kein Stück! Ich finde diese Bücher-Telefonzellen super. Bücher gehören nicht ins Altpapier, sie müssen neue Leser finden. Ich lasse im Urlaub auch immer gern meine Bücher in der Hotelbibliothek zurück – für den nächsten Urlauber. Auch mein Friseurladen hat ein Büchertauschregal. Nicht jede Leseratte kann sich ein neues Buch leisten. Aus diesem Grund finde ich diese kostenlosen Tauschinseln sehr gut. Und viele Leser kommen vielleicht mit einem geschenkten Buch wieder auf den Geschmack – und kaufen das nächste Buch dann bei uns.“
Stefan Wollschläger, der in Corona-Zeiten viele Selbstversorger-Bücher verkauft hat: „Auch das Internet hat uns nicht geschadet. Viele Stammkunden lieben einfach das Stöbern bei uns in der Buchhandlung. Und sie brauchen das Gefühl, ein echtes Buch in der Hand zu halten. Da reicht ein E-Book-Reader nicht aus. Wir haben sogar einen eigenen Online-Shop, der gut genutzt wird. Wer hier bestellt, kann sich seine Bücher nach Hause liefern lassen oder sie – in der Regel – bereits am nächsten Tag bei uns in der Buchhandlung abholen.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Buchhandlung Wollschläger, Morgensternstraße 28, 12207 Berlin, Tel.: 030-7726933, www.buchwoll.de
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 104 (11/2022).
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