Theater am Weinberg Kleinmachnow e.V. mit Grusel-Musical: Der kleine Horrorladen!
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„Fütter mich!“ hieß es im September gleich drei Mal nacheinander in der „Residenz Augustinum“ in Kleinmachnow. Das „Theater am Weinberg Kleinmachnow“ führte das gruselige Musical „Der kleine Horrorladen“ auf. Die sprechende Topfpflanze „Audrey II“ verleibte sich im Verlauf des Stücks große Teile der Bühnendarsteller ein.
Seymour Krelbourn (Michael Surma) ist ein etwas einfältiger, aber trotzdem liebenswerter Tropf. Er wurde vom vornamenslosen Mr. Mushnik (Jürgen F. Schmidt) aus dem Waisenhaus geholt, um ihn in seinem heruntergekommenen Blumenladen als billige Hilfskraft zu missbrauchen. Hier himmelt der ungeschickte Gehilfe das sexy Überblondchen Audrey (Cynthia Schulz) an, das ebenfalls im Blumenladen arbeitet. Leider hat Audrey ein Faible für wirklich böse Buben. Und so landet sie in den zupackenden Armen des sadistischen Zahnarztes Orin (John Janzen), der ihr so manches blaues Auge verpasst.
Die eh schon desolate Vorstadtwelt droht völlig zu zerbrechen, als der schmächtige Umsatz im Blumenladen ganz versiegt. Mr. Mushnik jammert: „Nicht einmal ein Bund Kresse haben wir heute verkauft!“ Er plant, den Laden zu schließen.
Einen Ausweg aus dem Dilemma hält ausgerechnet Seymour in seinen Händen: Er stellt eine geheimnisvolle fleischfressende Pflanze namens „Audrey II“ ins Schaufenster, die prompt zahlungskräftiges Klientel anlockt.
Plötzlich wendet sich alles zum Guten. Ruhm, Reichtum, Aufmerksamkeit und sogar eine zart erblühende Liebe haben für Seymour aber einen giftigen Preis: Das gruselige und sprechende Veggie-Wesen im Blumentopf schiebt Kohldampf und liegt dem Trottel mit dem grünen Daumen ständig in den Ohren: „Fütter mich!“
Das „Theater am Weinberg Kleinmachnow“ gibt es bereits seit 30 Jahren. Erst jetzt, mit langer Verspätung, hat sich rund um das Theater ein eingetragener Verein gegründet. „Der kleine Horrorladen“ ist die erste Inszenierung des neuen Vereins, sie fand am 24., 25. und 30. September im Theatersaal der „Residenz Augustinum“ in Kleinmachnow statt.
Regisseurin Kathrin Heilmann begrüßte die Gäste: „Das Original wurde vor 40 Jahren in Amerika am Broadway aufgeführt. Und es wird gerade jetzt wieder neu in den USA gespielt. Wie bei uns. Nur, dass wir ein etwas kleineres Orchester haben.“
Die Zuschauer freuten sich über die Abwechslung, dass es sich bei „Der kleine Horrorladen“ tatsächlich um ein Musical handelte. Die Amateur-Schauspieler auf der Bühne mussten die bekannten Songs aus dem Gruselstück also wirklich live mitsingen.
Das war auch für gestandene Amateur-Schauspieler wie Michael Surma eine Herausforderung: „Das mit dem Singen hat sich so ergeben. Wir haben ein neues Stück gesucht und unsere Gruppe singt sehr gern. Es war aber auch für mich kein Problem, mich darauf einzustellen. Unter der Dusche oder im Auto singe ich auch schon einmal. Wir haben zum Glück junge Mitglieder im Team, die gerade eine Musical-Ausbildung machen. Das hebt die Qualität natürlich.“
Der Zehlendorfer Michael Surma (55), der auch im neuen Stück zu den Publikumslieblingen gehörte, spielt bereits seit frühester Zeit Theater: „Ich habe das erste Mal im Gymnasium auf der Bühne gestanden – für ‚Der Abituriententag‘ von Franz Werfel. Danach war ich Teil von ‚Chamäleon‘, der Ehemaligen-Theatergruppe vom Werner-von-Siemens-Gymnasium aus Nikolassee. Seit dem Jahr 2000 spiele ich für ‚Akt für Akt‘ in Britz. Beim ‚Theater am Weinberg Kleinmachnow‘ bin ich ein Spätberufener, hier bin ich erst seit fünf, sechs Jahren dabei. Das Theaterspielen ist für mich ein toller Ausgleich für meinen Dienst im Potsdamer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Man darf in tolle Kostüme steigen, andere Charaktere spielen und bekommt im besten Fall auch noch Applaus.“
Doch zurück zum Stück: Das Theater-Ensemble lieferte eine solide Vorführung, in der es neben dem perfekt aufspielenden Michael Surma zwei weitere Highlights gab. John Janzen legte seinen fiesen Zahnarzt so durchgedreht irre und wahnsinnig an, dass man sich tiefer in seinen Theatersessel duckte und spontan beschloss, den nächsten Prophylaxe-Termin beim Zahnarzt unbedingt zu stornieren. Und natürlich war auch die gruselige Zimmerpflanze „Audrey II“ ein echter Hingucker. Sie wuchs gleich mehrfach im Verlauf des Stücks und stand am Ende omnipräsent auf der Bühne. Herrlich animiert wackelte sie mit ihren zahnbewehrten Kaublättern und schrie nach neuer Nahrung. Eine gehässig-gierige Stimme aus dem Off verlieh der Pflanze einen ganz eigenen bösen Charakter.
So manches Kind im Publikum schmiegte sich da durchaus eingeschüchtert an ein Elternteil, während sich „Audrey II“ erst einzelne Körperteile und am Ende ganze Menschen einverleibte.
Herrlich gespielt war auch die Verzweiflung vom Waisenknaben Seymour, der zum Ende hin immer stärker mit sich haderte, ob es denn wohl in Ordnung sei, sein persönliches Glück damit zu bezahlen, dass er weiter fiese Menschen in die Pflanze stopft. Zum Glück reifte am Ende doch noch die Erkenntnis: „Das üble Gemüse muss weg!“ Aber ist es dafür nicht schon zu spät?
Empfehlenswert ist es unbedingt, sich im Nachgang noch einmal den Hollywood-Film von Frank Oz aus dem Jahr 1986 anzusehen. Hier lassen sich Rick Moranis als Seymour und Steve Martin als irrer Zahnarzt bestaunen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 103 (10/2022).
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