Bunte Blüten: Orchideen Show 2022 im Botanischen Garten Berlin!
Zum ersten Mal seit vier Jahren konnte die beliebte Orchideen-Schau der Deutschen Orchideen-Gesellschaft e.V. wieder im Botanischen Garten Berlin veranstaltet werden. Wer das Event vom 23. bis zum 25. September verpasst hat, kann aber auch das ganze Jahr über die Lebendausstellung in den Tropenhäusern besuchen.
Irgendwie hat man es im Hinterkopf: Orchideen sind verflixt selten. Sie sind etwas ganz Besonderes. Letzteres stimmt ja auch, denn die Blütenpracht dieser Pflanzenfamilie ist einzigartig. Und auch ihre Lebensweise ist oft genug ganz besonders.
Aber wirklich selten sind die Orchideen nicht. Es gibt etwa tausend verschiedene Gattungen auf der ganzen Welt und insgesamt bis zu 30.000 Arten. Sehr viele Orchideen wachsen als Epiphyten auf den Bäumen des Regenwaldes. Aber auch in unseren Breiten gibt es Orchideen. Auf deutschen Magerwiesen auch im Speckgürtel von Berlin sind so etwa das Breitblättrige Knabenkraut oder die Grüne Waldhyazinthe zu finden.
Der Name „Knabenkraut“ birgt eine interessante Information in sich. Diese Orchideen weisen nämlich zwei hodenförmige Wurzelknollen auf, die gleich der ganzen Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben haben. „Orchis“ ist nämlich nichts anderes als der griechische Begriff für „Hoden“.
All das wissen die Experten von der Deutschen Orchideen-Gesellschaft e.V. natürlich ganz genau. Nach vier Jahren Pause lud die Berliner Gruppe der Gesellschaft (www.orchidee-berlin.de) endlich einmal wieder zur „Orchideen Show“ in den Botanischen Garten Berlin ein. Die Deutsche Orchideen-Gesellschaft e.V. ist übrigens ein gemeinnütziger Verein mit weltweit etwa 2.500 Mitgliedern.
Vom 23. bis zum 25. September konnten sich Orchideen-Freunde im Neuen Glashaus einfinden, um auf tausend Quadratmetern Ausstellungsfläche u.a. 15 ansprechend gestaltete Schaustände mit Orchideen zu bestaunen, die von eingeladenen Orchideengärtnereien und verschiedenen Landesgruppen der Deutschen Orchideen-Gesellschaft e.V. gestaltet wurden.
Vor Ort gab es auch eine Glasvitrine mit ausgewählten Mini-Orchideen zu sehen, deren Blüten man fast unter der Lupe suchen musste.
Und es gab natürlich eine kleine Einkaufsmeile, auf der die Besucher von den Orchideen-Freunden gezüchtete Pflanzen erwerben, aber auch Pflanzstoffe, Pflanzenschutzmittel, Töpfe und antiquarische Orchideenliteratur einkaufen konnten. Außerdem war es möglich, mit den Experten über den Pflanzenschutz oder das Umtopfen zu sprechen. Im Rahmen praktischer Vorführungen lernten interessierte Besucher auch, wie sich Orchideen etwa durch Teilen vermehren lassen.
Leuchtende Phalaenopsis, ausgefallene Cattleyen, exotische Raritäten und Miniaturorchideen: Neben faszinierenden Naturformen konnten die Besucher auch ausgefallene Züchtungen bestaunen. Jörg Bohn (66) von der Deutschen Orchideen Gesellschaft, die in der Hauptstadt an die 80 Mitglieder hat: „Wir haben auf der Orchideen-Show etwa 3.000 Pflanzen von 500 Arten gezeigt. Da waren auch echte Raritäten dabei wie der Mehrblättrige Frauenschuh, den man nicht sehr oft zu sehen bekommt. Auch konnten wir einige sehr seltene Farbschläge präsentieren.“
Dr. Nils Köster, Kustos für die tropischen und subtropische Lebendsammlungen im Botanischen Garten, wies auf einen großen Unterschied zwischen den Züchtungen und den Naturformen hin: „Die Naturformen der Orchideen blühen in der Regel nur einmal im Jahr – und das oft auch erst nach sechs bis sieben Jahren zum ersten Mal. In den Tropen kommt es meist vor der Regenzeit zur Blüte, damit die Pflanzen während der Samenausbildung ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden.“
Auf der diesjährigen Orchideen Show wurde übrigens eine neue Züchtung auf den regionalen Namen „Berliner Kindl“ getauft. Jörg Bohn: „Der Name der Kreuzung wird nun direkt in England registriert und hat für immer Bestand.“
Die Orchideenfreunde haben nach Corona nun bereits mit der nächsten Krise zu kämpfen. Jörg Bohn: „Unsere Gewächshäuser müssen über einen langen Zeitraum eine gewisse Mindesttemperatur halten, damit sich die Orchideen entwickeln können. Die steigenden Energiekosten machen es uns sehr schwer, über den Winter zu kommen. Das gilt vor allem für die Gärtnereien, die ja wirtschaftlich arbeiten müssen. Dabei widmen wir uns ja auch dem Naturschutz und erhalten Arten am Leben.“
Dr. Nils Köster und Reviergärtner Christopher Neuenfeldt luden passend zur Eröffnung der Ausstellung zu einem geführten Rundgang durch das Orchideenhaus ein, um „einen Eindruck davon zu bekommen, wie die Orchideen in der Natur wachsen.“ Außerdem betonte Dr. Köster, dass ihr Anliegen ein ganz anderes sei als das der Orchideenfreunde: „Wir wollen die Pflanzen nicht kreuzen, wir möchten die originalen Naturarten erhalten und erforschen.“
Beim Rundgang gab es überaus Spannendes zu entdecken. So etwa eine Orchidee, die in ihrer Blüte einen Pilz mit Lamellen nachbildet und auch so duftet. Sie zieht Pilzfliegen an, die die Blüte bestäuben, wenn sie ihre Eier legen. Für die Fliegen ein schlechter Tausch: Die Larven verhungern nach dem Schlüpfen. (Text/Fotos: CS)
Info: Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin, Königin-Luise-Straße 6-8, 14195 Berlin, www.bo.berlin
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 103 (10/2022).
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