Nachruf: Nero Brandenburg ist am 20. August 2022 verstorben!

Mit Nero Brandenburg ist am 20. August ein wahres Berliner Urgestein verstorben. Das Gesicht vom „Radio im amerikanischen Sektor“ war nicht nur der Freund vieler Schlagerstars, sondern ein Tausendsassa in vielen Bereichen. Ob als Journalist, als Moderator, als Macher, als Anschieber, als Verwirklicher oder als brummbäriger Aufdentischklopfer im Unruhestand: Rund um Nero war immer etwas los. Dabei war eins immer gesetzt: Seine Freunde ließ er nie im Stich.
Ich als Chefredakteur von „Zehlendorf aktuell“ habe Nero Brandenburg erst sehr spät kennengelernt.
So kann ich über sein frühes Wirken nur erzählen, was auch in verschiedenen Portalen geschrieben steht. Er wurde am 28. September 1941 als Horst Peter Paul Brandenburg in Berlin geboren. Er ließ sich zwar zum Postbeamten ausbilden, arbeitete aber nach 1962 für den Berliner Senat. Hier wirkte er als DJ, Moderator, Programmmacher und Clubleiter für bekannte Jugendclubs wie etwa die berühmte „dachluke“, den „Swing Point“ und das „Sloopy“.
Von hier schnappte sich der RIAS 1968 das junge Talent weg. Für den Jugendfunk moderierte er den „RIAS-Treffpunkt“. Der RIAS war für Nero Brandenburg sein Leben und sein Ein und Alles. Bis ganz zum Schluss war er niemals ohne seine RIAS-Mütze unterwegs. Im Radio moderierte er Sendungen wie „Beat um 5“, „Beat mit Nero“ oder die „RIAS-Schlagerparade“. Im Rahmen seiner Arbeit lernte er unfassbar viele Gesangstalente kennen. Echte Profis und Promis, mit denen Nero schnell langjährige Freundschaften schloss.
Er war sogar selbst als Sänger aktiv – und schuf mit „Dingeling“ ein süffisant-verschweinigeltes Lied, das schnell auf dem Moralindex landete und nur unter dem Ladentisch verkauft wurde. Dass das Lied 1973 trotzdem zum Bestseller mutierte, freute Nero über alle Maßen. Und er merkte beim aktuellen „Layla“-Skandal stolz an, dass es einen öffentlichen Aufschrei der Empörung doch auch schon zu Zeiten seines „Dingelings“ gegeben habe. Es gibt eine Fassung des Songs auf YouTube, bei dem Nero das Lied zusammen mit Gunter Gabriel auf der Knesebeckstraße spielt.
Ich lernte Nero vor einigen Jahren über die Zehlendorfer Bestsellerautorin Monika von Ramin kennen, die fast in Rufnähe zu Nero wohnte. Wir waren einige Male in kleiner Runde essen. Dabei wurde sofort klar: Nero schloß die Menschen sehr schnell ins Herz. Und dabei war es ihm ganz egal, ob sie berühmt waren oder nicht. Sie mussten nur etwas auf dem Kasten haben, Kreativität mitbringen, unterhaltsam sein. Dann gab Nero alles, hielt sofort per Facebook Kontakt, fragte nach neuen Treffen und bot immer seine Hilfe an. In der Corona-Pandemie erkundigte er sich sofort, ob ich mit der Zeitung über die Runden komme, ob er helfen könne, ob er mir Geld borgen sollte. Das war alles nicht nötig. Aber Nero hätte es sofort gemacht.

8. April: Jetzt gibt es den Günter Pfitzmann Platz in Nikolassee: Eröffnung mit Nero Brndenburg, Lilo Pfitzmann und den beiden Söhnen.
Manche sagen, Nero sei im Unruhestand mitunter polterig gewesen, laut, unbequem. Das stimmt so nicht. Wie ein kleiner Junge kämpft er voller Herz für die Sachen, die ihm wichtig waren. Den Erhalt der Berliner Bockwurst. Den Berliner Dialekt. Für den Seniorentreff im Hans-Rosenthal-Haus in Zehlendorf organisierte er hochkarätige Musikabende. Und er sorgte dafür, dass der verstorbene Volksschauspieler Günter Pfitzmann in seinem Wohnort Nikolassee einen eigenen Pfitzmann-Platz bekam.
Seinen 80. Geburtstag feierte Nero noch mit vielen Weggefährten und seiner frisch angetrauten Frau Christiane in der PanAm-Lounge über den Dächern Berlins. Am 20. August ist er überraschend verstorben. Und in Berlin ist es um ein Dutzend Dezibel leiser geworden. (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 102 (9/2022).
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