Anders Einkaufen im Zehlendorfer Unverpackt-Laden: Auf Verpackungen wird hier komplett verzichtet!

In der Clayallee ist ordentlich etwas los: Viele neue Geschäfte sorgen für neue Kundschaft auf Zehlendorfs Flaniermeile. Hier haben sich nun auch Sören Bähr und seine Frau Sabrina Schüßler-Bähr ihren Traum von einem eigenen Geschäft erfüllt. Seit dem 1. August 22 laden sie alle Zehlendorfer in ihren Unverpackt-Laden ein. (ANZEIGE)
In Berlin gibt es bereits eine Handvoll Lebensmittel-Läden, die das Unverpackt-Prinzip umsetzen. Das ist im neuen Ladengeschäft „UVLA Unverpackt“ ganz genauso. Vor Ort wird konsequent auf sämtliche Unverpackungen verzichtet. Reis, Bohnen, Nüsse oder Nudeln werden einfach in den tatsächlich benötigten Mengen in selbst mitgebrachte Gläser umgefüllt.
Das entlastet erst die eigene Mülltonne und später auch die Umwelt. Wenn man bedenkt, wie unfassbar viel Verpackungsmüll ein ganz normaler Wocheneinkauf generiert, dann ist so ein Unverpackt-Laden eigentlich die perfekte Alternative zum bestehenden Status Quo. Wenn die Verpackung so viel Ärger macht, lassen wir sie einfach weg. Das Konzept tritt auch der gesamten Marken-Hysterie vors Schienbein: Hier geht es nicht um verkaufsträchtige Produktnamen, sondern nur ums Produkt.
Sabrina Schüßler-Bähr (36): „Wir haben uns dazu entschieden, ausschließlich rein pflanzliche Nahrungsmittel und Produkte anzubieten, die nachhaltig produziert und bio-zertifiziert sind. Das Unverpackt-Prinzip folgt halt dem Zero-Waste-Konzept. Das hat uns sehr angesprochen.“
Sören Bähr (36): „Auf 80 Quadratmetern Verkaufsfläche bieten wir etwa 530 Produkte an, darunter Lebensmittel, Naturkosmetika, natürliche Reinigungsmittel sowie Haushalts- und Geschenkartikel.“
Das Pärchen hat studiert, u.a. Wirtschaft und Kommunikationswissenschaft. Sabrina Schüßler-Bähr: „Wir haben bereits im Studium von einer eigenen Firma gesprochen, uns aber zunächst nicht getraut. Als wir dann die ersten Finanzierungsgespräche mit der Bank führten, erfuhren wir von meiner Schwangerschaft. Als unsere Tochter auf die Welt kam, war uns klar: Wir wollten einen Beruf ausüben, der sinnstiftend ist und etwas für den Planeten tut. So haben wir die Idee mit dem Unverpackt-Laden umgesetzt. Es war allerdings zunächst ein Ding der Unmöglichkeit, freie Ladenflächen zu finden. Unser Geschäft in der Clayallee haben wir nur durch Zufall beim Spazierengehen gefunden. Vorher war hier ein Studio zur Stromstimulation und ganz früher einmal Butter Lindner zu finden.“
Wer das neue Geschäft betritt, weiß oft noch gar nicht, wie das Kaufen in so einem Unverkauft-Laden überhaupt funktioniert. Nun, das ist ganz einfach.
Sören Bähr: „Man bringt einfach leere Gefäße egal welcher Art mit. Die wiegt man vorn im Geschäft leer aus und schreibt das Gewicht auf die Gläser. Dann füllt man die Gefäße – etwa mit Hülsenfrüchten, Trockenfrüchten, Gewürzen, Tees, Mehlen, Zucker und Salzen, Stärke, Sojaschnetzel, Schokolade oder Keksen – und kommt dann an die Kasse. Hier wiegen wir neu, ziehen das Leergewicht ab und können so die Preise berechnen. Für ein problemloses Abfüllen halten wir übrigens Zangen, Schaufeln, Kaffeelote und Trichter bereit, die nach jedem Gebrauch gesäubert werden.“
Wer ein Gefäß vergessen hat, kann gern neue Behälter vor Ort kaufen oder aber ganz kostenfrei ein „Spendenglas“ verwenden, das andere Kunden im Geschäft gelassen haben.
Gut ist natürlich, dass sich endlich einmal genau die Mengen einkaufen lassen, die tatsächlich benötigt werden. Ein halbes Glas Basmatireis, 500 Gramm Nudeln aus Kichererbsen oder exakt fünf Zimtstangen können nun endlich ganz nach Bedarf mitgenommen werden. Wer angesichts der großen Sammelgefäße Angst vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum hat, schaut genau auf die Gläser: Das bei vielen Kunden noch immer so wichtige Datum steht handschriftlich auf jedem Produktspender vermerkt. Das gilt auch für Getränke, Backzutaten, Öle und Essige, Marmeladen und Aufstriche.
Was sind eigentlich die Bestseller im Unverpackt-Laden? Sören Bähr: „Haferflocken werden ohne Ende gekauft. Die Kinder lieben die veganen Süßigkeiten – und vor allem, dass sie sich alles einzeln selbst aussuchen dürfen. Beim Zucker haben wir sechs verschiedene Sorten, darunter auch Dattelzucker, das kommt auch gut an. Und unsere festen Duschbrocken für Shampoo und Duschgel werden sehr gern eingekauft.“
Auf einer Wunschliste an der Wand können die Kunden all das vermerken, was es im Unverpackt-Laden (geöffnet Montag bis Freitag 10-18 Uhr und Samstag 10 bis 14 Uhr) zurzeit noch nicht gibt.
Sabrina Schüßler-Bähr: „Gefragt wird so etwa nach Tapiokaflocken oder nach Tomatenmark im Glas. Wir schreiben die Vorschläge wöchentlich ab und versuchen, die Wünsche bei unserer nächsten Bestellrunde zu berücksichtigen.“
Sören Bähr: „Wichtig ist, dass wir immer ansprechbar sind. Wir möchten, dass unsere Kunden das Geschäft mit einem Lächeln im Gesicht verlassen. Wir denken das Geschäft auch immer noch ein Stück weiter. So gibt es bei uns ein Mietregal, in dem sich das Kleingewerbe aus der Region mit seinen Produkten präsentieren darf. In unserem Büchertauschregal kann man seine ausgelesenen Bücher gegen andere Schmöker eintauschen. Und wir arbeiten an ersten kleinen Events, die wir bei uns im Laden abhalten möchten. Wir haben ja auch einen Café-Betrieb.“
Sabrina Schüßler-Bähr: „Wir möchten nachhaltig sein, aber ohne Zeigefinger. Dabei gehen wir mit gutem Beispiel voran. Für die Regalsysteme in unserem Ladengeschäft haben wir so etwa über 60 alte Apfelkisten recycelt und neu verschraubt.“ (Text/Fotos: CS)
Info: UVLA Unverpackt, Clayallee 331, 14169 Berlin, Tel.: 030-80482828, www.uvla-unverpackt.de
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 102 (9/2022).
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