Die Polizei in Zehlendorf warnt: Enkeltrick, Einbrüche, Fahrraddiebstähle!
Trickbetrüger, Einbrecher und Diebe sind auch in Zehlendorf unterwegs, um den ahnungslosen Bürger in Bedrängnis zu bringen. Die Polizei kümmert sich nicht nur um die Nachverfolgung der Fälle, sondern setzt immer stärker auch vorbeugend auf die Prävention. Einmal im Monat gibt es ganz in diesem Sinne eine „Sprechstunde zur Kriminalprävention und Verkehrssicherheit“ in der Zehlendorfer Gottfried-Benn-Bibliothek.
Wenn das eigene Festnetztelefon klingelt, ist nicht immer tatächlich die Person am Apparat, die sich nach dem Abheben mit Namen meldet. Viele Zehlendorfer haben bereits vom „Enkeltrick“ gehört – und lassen entsprechend Vorsicht walten. Bei diesem Betrugsversuch ruft jemand vorrangig bei älteren Mitbürgern an, um vorzugaukeln, dass eine Enkelin oder ein Enkel in großen Schwierigkeiten steckt. Nur eine große Bargeldsumme oder bedeutsame Sachwerte, an der Haustür einem Boten übergeben, könnten das Problem lösen.
Diese Betrugsmasche funktioniert aufgrund des Schockeffekts seit vielen Monaten ausgesprochen gut. Oft gelingt es den Gaunern, besorgte Großeltern um all ihr Erspartes zu bringen.
Gegen diese Machenschaften hilft nur fortlaufende Aufklärung und Mahnung. Die Polizei setzt deswegen auf vorbeugende Maßnahmen. Die Zehlendorfer Polizeidirektion 4 (Süd) Abschnitt 43 lädt aus diesem Grund zu einer ebenso kostenfreien wie regelmäßig stattfindenden „Sprechstunde zur Kriminalprävention & Verkehrssicherheit“ ein, die in der Gottfried-Benn-Bibliothek stattfindet. Wer Fragen oder Sorgen hat, kann hier gern ohne Termin vorbeikommen. Darüber hinaus wird bei diesen Treffen auch der Service einer kostenlosen Fahrradkennzeichnung mit angeboten.
Am 6. Juli war der Präventionsbeauftragte Polizeihauptkommissar Karsten Leuteritz (51) mit der Kollegin und Verkehrssicherheitsbeauftragten Angela Lange-Schreiner (50) vor Ort: „Der Enkeltrick wird immer wieder neu variiert, um die Erfolgsquote der Trickbetrüger zu erhöhen. Gerade Zehlendorf ist für diese Gauner eine sehr einträgliche Quelle, weil in unserem Bezirk viele ältere Menschen wohnen, die oft dazu noch recht betucht sind. Zurzeit wird eine neue Masche eingesetzt. Da ruft etwa vermeintlich die eigene Tochter mit weinerlicher und deswegen unkenntlicher Stimme an. Sie habe einen Autounfall verursacht, bei der es zu einem Todesfall gekommen sei. Sie sei nun als Fahrerin in polizeilichen Gewahrsam genommen worden. Um nicht ins Gefängnis zu kommen, müsste sie eine Kaution von 5.000 Euro bezahlen. Sie würde einen Boten schicken wollen, der das Geld abholt. Viele Senioren stehen nach dieser Meldung so unter Schock, dass sie sofort zur Bank laufen, um das Geld abzuheben.“
Ein anderer Trickbetrug, der zurzeit die Runde macht, funktioniert wie folgt: Das Telefon klingelt, am Apparat sei das Landeskriminalamt oder ein Oberstaatsanwalt, so wird es dem Angerufenen vorgegaukelt. Man habe einen korrupten Bankmitarbeiter im Visier und bräuchte nun die Unterstützung des Bürgers. Er solle einen größeren Geldbetrag in bar bei seiner Bank abheben, um das Geld anschließend den Beamten vor Ort zu übergeben. Sie würden kontrollieren, ob der Bankmitarbeiter nicht vielleicht Falschgeld ausgibt.
Polizeihauptkommissar Karsten Leuteritz: „Es gab auch schon eine Telefonwarnung davor, dass die Polizei damit rechnet, dass die Schließfächer der Bank ausgeraubt werden sollen. Man solle seine Schließfächer rechtzeitig leeren und die Wertgegenstände dem Polizisten in Zivil übergeben, der anschließend an der Tür klingelt.“
Tatsächlich sei die Anrufrate der Trickbetrüger in Zehlendorf sehr hoch.
Polizeihauptkommissar Karsten Leuteritz: „Die Erfolgsrate ist zum Glück sehr niedrig. Aber wir hatten bereits eine Handvoll Fälle im Bezirk, bei denen die Trickbetrüger erfolgreich waren. Und wir reden dabei über erbeutete Beträge zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Wir von der Polizei sagen ganz klar: Lassen Sie niemand Fremden in die eigene Wohnung, erteilen Sie Fremden gegenüber niemals Auskunft über das eigene Vermögen, halten Sie nach einem auffälligen Anruf immer erst Rücksprache bei einer Vertrauensperson und übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an Fremde. Die Polizei wird Sie niemals nach Ihren Vermögenswerten befragen.“
Auch Einbrüche bleiben in Zehlendorf ein Thema. Karsten Leuteritz: „Hier kann man klar sagen, dass die Einbrecher stets versuchen, in höchstens drei bis fünf Minuten ins Gebäude zu gelangen. Gelingt das nicht, wird der Einbruch abgebrochen. Es lohnt sich also, die Hürden für einen Einbruch hochzusetzen. Eine kriminalpolizeiliche Beratung kann hier verschiedene Optionen aufzeigen: Die Kollegen kommen vorbei, schauen sich Wohnung oder Haus an – und geben konkrete Ratschläge. Gute, abschließbare Fenstergriffe sind immer eine sinnhafte Investition. Ansonsten helfen die drei Ls bei der Abschreckung: Licht, Lärm, Leute! Auch eine gute Nachbarschaft ist eine gute Alarmanlage. Fremde kann man gezielt ansprechen: Können wir Ihnen helfen? So zeigt man, dass die Nachbarn ein wachsames Auge haben. Wichtig ist zu wissen, dass viele Einbrüche auch tagsüber stattfinden, das haben viele Menschen gar nicht im Hinterkopf.“
Fahrraddiebstähle kommen gerade in Bahnhofsnähe oft vor und sind sehr ärgerlich. Die Polizei hilft bei der kostenlosen Kennzeichnung der Räder. Karsten Leuteritz: „Hier lohnt es sich auch, zwei verschiedene Schlösser in Kombination einzusetzen, etwa ein Bügel- und ein Kettenschloss. Oft haben die Täter nur ein Werkzeug zum Knacken der Schlösser mit dabei, aber nicht beide. Mit Bolzenschneider und Trennschleifer nacheinander zu arbeiten, dauert auch viel zu lange.“
Wer gern bei einer „Sprechstunde zur Kriminalprävention & Verkehrssicherheit“ mit dabei sein möchte, kann sich am 7. September, am 5. Oktober, am 9. November oder am 7. Dezember zwischen 11 und 13:30 Uhr in der Gottfried-Benn-Bibliothek am Nentershäuser Platz 1 in Zehlendorf-Mitte einfinden. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 101 (8/2022).
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