“Sugar” feierte Premiere: Leichtfüßiges Musical im Steglitzer Schlosspark Theater!
Im Schlosspark Theater geht es singend in die 14. Spielzeit: Am 3. September startete das Musical „Sugar“ mit einer ausverkauften Premiere. Die kurzweilige und gesangsintensive Bühnenumsetzung von Billy Wilders berühmter Marilyn-Monroe-Komödie „Manche mögen‘s heiß“ stellt verkleidete Männer, steppende Gangster und Schnaps süffelnde Schönheiten in den Mittelpunkt.
1959 ging Billy Wilders Verwechslungskomödie „Manche mögen’s heiß“ in den Kinos an den Start. – und avancierte sehr schnell zu einem Kultfilm, der gut gealtert ist und der auch heute noch bestens unterhält. Tony Curtis und Jack Lemmon suchten im Streifen als Frauen verkleidet Unterschlupf in einer Frauen-Combo – und buhlten zugleich um die Gunst von Marilyn Monroe, die eine der Musikerinnen spielte.
Der Klassiker wurde 1972 zu einem Musical umgeschrieben und kam unter dem Namen „Sugar“ neu auf die Bühnen des Broadways. Auch singend und tanzend verlor die Komödie nichts von ihrem Witz, Esprit und Spaß.
Den wollte nun auch Dieter Hallervorden einfangen. Der Intendant vom Schlosspark Theater holte „Sugar“ nach Deutschland – und setzte das bunte Musical an den Anfang der 14. Spielzeit. Am 3. September wurde die Premiere gefeiert. Da konnten der Regisseur Klaus Seiffert, der extra für die Aufführung eine neue deutsche Fassung des Stücks voller Wortwitz geschrieben hat, und Matthias Binner, der für die musikalische Leitung zuständig war, selbst sehen, wie gut das Stück beim Berliner Publikum ankommt. So viel sei schon einmal verraten: Es gab stehende Ovationen.
Wer „Manche mögen‘s heiß“ nicht kennt – darum geht es: Im Chicago des Jahres 1931 suchen die beiden Musiker Joe (Arne Stephan) und Jerry (Lukas Benjamin Engel) verzweifelt nach Arbeit. Als sie im Auftrag eine Kisten Noten in einer Lagerhalle abholen sollen, stolpern sie mitten in den Maschinengewehr-Mord der Mafia an einem armen Opfer hinein. Gangsterboss Gamasche (Robin Poell) kann Zeugen so gar nicht gebrauchen – und schickt seine Leute mit geschulterter Knarre aus, um die Musiker kalt zu machen.
Joe und Jerry finden nur einen Ausweg: Sie verkleiden sich als Josephine und Daphne und lassen sich von der Damenkapelle „Sweet Sue and her Society Syncopators“ als Kontrabassistin und Saxophonistin engagieren. Im Zug nach Miami lernen sie die zuckersüße Ukulelespielerin Sugar Kane (Johanna Spantzel) kennen. Sie ist dem Schnaps nicht abgeneigt, hängt sich immer wieder an die falschen Männer und würde sich zu gern einen Millionär angeln.
Drei Schauspieler ragen deutlich aus dem Ensemble heraus, sie holten sich am Ende auch den meisten Applaus. Johanna Spantzel ist als Sugar einfach eine perfekte Besetzung. Mit ihrem leicht naiven Spiel, der platinblonden Frisur und dem kess-frivolen Blick hat sie durchaus etwas von der Monroe. Tanzend und singend lässt sie die Männerherzen nicht nur bei Joe und Jerry, sondern auch im Publikum höher schlagen.
Lukas Benjamin Engel spielt eine phantastische Daphne. Daphne wirkt auf der Bühne verflixt echt, überzeugt mit Ausdruck und einer perfekten Gesichtsakrobatik und lässt Gesang, Slapstick, Wortwitz und Grimassen zu einer perfekten Melange verschmelzen. Jeder Szene mit Daphne schaut man nur zu gerne zu. Dabei bleibt sogar Platz für moderne Zitate, etwa wenn Daphne plötzlich „Weil ich ein Mädchen bin“ von Lucilectric ansingt.
Und dann ist da auch noch Ralph Morgenstern. Er hat eine gewaltige Bühnenpräsenz und legt seinen alternden Millionär Osgod Fielding herrlich verschmitzt, liebestoll, verständnisbereit, tänzelnd und gurrend an. Man sieht ihm seine alterstolerante Verliebtheit in jeder Bewegung an und hat viel Spaß an seinem Spiel.
Was auch noch auffällt, dass sind die drei bösen Gangster, die klischeebehaftet im Nadelstreifenanzug mit Violinenkoffer als Versteck für die Maschinengewehre unterwegs sind. Sie tragen Schuhe mit metallenen Step-Einsätzen – und nehmen ihrer eigenen Bedrohlichkeit mit dauerhaft gesteppten Schritten etwas von der ausgestrahlten Gefährlichkeit.
Klar: „Sugar“ ist eigentlich eine brutale Flucht vor dem eigenen Tod. Die Inszenierung macht aus diesem Übel aber eine beswingte und gesangsintensive Unterhaltung, die den Zuschauer leichtfüßig durch den ganzen Abend trägt – in der Gewissheit, dass am Ende doch alles gut ausgeht.
Die Bühnenexperten vom Schlosspark Theater sind stets sehr versiert darin, ein Bühnenbild in Sekunden umzubauen. Das gelingt auch bei „Sugar“ ohne Wenn und Aber. Ganz egal, ob es um das Lagerhaus in Chicago, das Innere eines Zuges, ein Hotelzimmer in Miami oder das Deck einer Yacht geht – oft braucht es nur ein paar Handgriffe, um dem Zuschauer klarzumachen, was er da gerade zu sehen bekommt.
„Sugar“ ist in seiner Geschlechterrolle durchaus ein wenig antiquiert. Hier sucht die schöne Sugar Kane eben einzig und allein nach einem Millionär, der sie versorgt. Zugleich kommt das Stück aber auch in der modernen Regenbogenszene an, wenn sich Daphne am Ende als Mann enttarnt und der Millionär ohne erkennbaren Schock nur verliebt flüstert: „Nobody‘s perfect.“
Weitere Vorstellungen von „Sugar“ werden im Schlosspark Theater noch bis zum 16. Oktober gespielt. (Text: CS / Fotos: DERDEHMEL/Urbschat)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 102 (9/2022).
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