Stahnsdorf: Lamas und Alpakas im therapeutischen Einsatz!
Die Mitarbeiter von Olga Weinert haben vier Beine, ein freundliches Wesen, bis zu 150 Kilo Gewicht und ein sehr, sehr niedliches Aussehen. In ihrem „Lama Zentrum Berlin-Brandenburg“ kommen tatsächlich gleich mehrere Lamas und Alpakas zu therapeutischen Zwecken zum Einsatz. Die Kleinkamele aus Nordamerika spiegeln die Emotionen der Menschen auf ganz besondere Weise und gelten somit auch als „Delfine der Weide“. (ANZEIGE)
Seit 2016 gibt es das „Lama Zentrum Berlin-Brandenburg“ als „Institut für Therapie und Tiergestützte Intervention“ bereits. Olga Weinert (50) hat es zusammen mit ihrem Lebensgefährten Christian Giese ins Leben gerufen. Zum Firmenstandort in Berlin gehört seit 2019 auch eine eigene „Hofstelle“ in Stahnsdorf mit dazu. Auf dem Vierseithof sind zwölf Lamas und drei Alpakas zu Hause – übrigens allesamt Hengste.
Olga Weinert, die in Lichterfelde aufgewachsen ist: „Unsere Tiere schlafen in ihrem Gehege auf dem Vierseithof. Tagsüber sind sie aber auf ihrer großen Weide auf den Upstallwiesen. Hier können sie in aller Ruhe umherlaufen und Gras fressen – und sind für alle Spaziergänger vor Ort eine echte Sehenswürdigkeit, die immer wieder gern bestaunt wird.“
Die Lamas und Alpakas sollen im „Lama Zentrum“ so artgerecht wie nur möglich leben können – nach den strengen tierethischen Vorschriften vom Bundesverband für tiergesteuerte Intervention. Dazu gehört auch, dass sie weder durch Bestrafung noch durch eine Belohnung mit Futter „dressiert“ werden. Olga Weinert: „Wir bauen auf ein tiefgehendes Vertrauen der Tiere zu uns. Das aufzubauen, dauert sehr lange. Aber es ist auch deutlich nachhaltiger.“
Über die freundlichen Schwielensohler aus den Anden gibt es sehr viel zu lernen. Sie gelten als Kleinkamele. Sie haben kein Fell, sondern tragen Fasern. Regelmäßig müssen die flauschigen Tiere geschoren werden, weil es ihnen sonst in unseren milden Nächten zu warm wird. Aus den Fasern lässt das „Lama-Zentrum“ übrigens besonders verträgliche Seife, hochwertige Bettwaren und Garne herstellen. Lamas und Alpakas können spucken. Als Distanztiere nutzen sie das Spucken nur, um Rangzwistigkeiten zu klären. Olga Weinert: „Lamas und Alpakas, die auf Menschen spucken, lassen sich nicht mehr für die Arbeit mit Menschen verwenden, da sie diese nun nicht mehr als artfremde Wesen einordnen. Das könnte für Komplikationen sorgen.“
Olga Weinert ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Mediatorin und systemischer Coach, Supervisorin, Fachkraft für tiergestützte Intervention und Reittherapeutin.
Zusammen mit ihren Tieren widmet sie sich ganz der therapeutischen und pädagogischen Arbeit. So lernen Kinder im Kindergarten die Tiere kennen und können sogar einen „Lama-Führerschein“ absolvieren, bei dem sie das Lenken und Bremsen der Kleinkamele erst erlernen und dann unter Beweis stellen. Olga Weinert: „Das ist doch einmal eine andere Erfahrung als das eigene Meerschweinchen im Käfig. Hier lernen die Kinder auch etwas über artgerechte Tierhaltung.“
Ebenso können die sanften Tiere auch im Hospiz zum Einsatz kommen und hier sogar den Sterbevorgang begleiten. Sie werden außerdem in Kliniken für Psychotherapie und Psychosomatik eingesetzt. Es hat sich gezeigt, dass sich der Kontakt mit ihnen sehr positiv auf junge Frauen mit Essstörungen oder auf Menschen mit Depressionen, Angst und Zwangsstörungen auswirkt. Auch bei Persönlichkeitsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen können die Lamas und Alpakas ihre therapeutische Kraft ausleben.
Olga Weinert: „Mitunter sind wir mit bis zu 13 Tieren gleichzeitig unterwegs. Oft bekommen die Patienten jede Woche das ihnen schon bekannte Tier erneut an die Seite gestellt. Wir suchen uns einen Park in der Nähe und gehen anderthalb Stunden lang spazieren. Dabei findet die therapeutische Arbeit statt.“
Die pädagogische Arbeit kann auch direkt in Stahnsdorf auf dem Hof stattfinden. Das lohnt sich vor allem bei Einzelsitzungen, etwa bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten oder mit Autismus.
Olga Weinert: „Lamas und Alpakas sind wie Delfine auf besondere Weise dazu in der Lage, die Emotionen der Menschen zu spiegeln, die sich gerade mit ihnen beschäftigen. Die Tiere sind dabei wie eine Resonanzfläche, ohne selbst unter den gespiegelten Emotionen zu leiden. Ganz egal, ob die sie führenden Menschen unruhig, traurig, übermütig, neugierig oder froh sind – die Alpakas und Lamas passen sich umgehend an. Sie gelten deswegen auch als Delfine der Weide.“
Die Tiere werden in der Therapie oft zu einem wahren Eisbrecher, wenn es um die inneren Themen der betroffenen Menschen geht. Olga Weinert: „Kinder bemerken auf einmal, dass ihr geführtes Lama impulsiv und hektisch wird und dass dies ja auch etwas mit ihrem eigenen Verhalten zu tun hat. Wenn die Kinder selbst ruhiger werden, spiegelt sich das auch sofort im Tier wider. Die Kinder und Jugendlichen bauen so ein neues Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl auf. Gerade bei Kindern mit ADHS, die nicht stillsitzen können, verzeichnen wir bei der tiergestützten Therapie Riesenerfolge.“
Gern können die Leistungen vom „Lama Zentrum“ auch für Kindergeburtstage oder für Teambildungsmaßnahmen in der Firma in Anspruch genommen werden. Außerdem lädt das Team zu Trekking-Wanderungen in der Umgebung ein. (Text/Fotos: CS)
Info: Lama Zentrum Berlin-Brandenburg GmbH, Hofstelle: Dorfplatz 7, Stahnsdorf, Tel.: 01525-4019709, www.lamazentrum-bb.de
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 99 (6/2022).
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