Heritedge aus Steglitz: Handgefertigte Messer aus Vietnam!
Das Kochen gewinnt wieder an Bedeutung, es wird in den Familien deutlich mehr zelebriert. Bei der Vorbereitung der Speisen sind gute Messer unverzichtbar. Daniel Schechter und Thi Hai Yen Nguyen leben in Steglitz und haben hier ihre Firma „Heritedge“ gegründet. Sie importieren handgeschmiedete Messer aus Vietnam – und helfen so auch dabei, die alte Schmiedekunst vor Ort am Leben zu erhalten. (ANZEIGE)
Daniel Schechter (35) und Thi Hai Yen Nguyen (31) haben sich vor zehn Jahren in Vietnam kennengelernt. Daniel Schechter: „Ich habe acht Jahre lang in Hanoi u.a. für eine NGO gearbeitet und dort Yen kennengelernt. Wir sind viel mit dem Motorroller durch Vietnam gereist. 2015 sind wir so auch in der Berglandregion gelandet, in der viele ethnische Minderheiten leben. Dort haben wir zum ersten Mal die Messer gesehen, die dort geschmiedet werden. Ich habe mir ein Messer gekauft, das ist immer noch mein absolutes Lieblingsmesser.“
In der Provinz Cao Bang, einer abgelegenen Region im Nordosten von Vietnam, lebt die ethnische Minderheit der Nung. Hier wird immer noch eine Schmiedetradition gelebt, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Wurden damals noch Schwerter und Kanonen geschmiedet, geht es nun aber um die Fertigung von Küchenmessern in den verschiedensten Varianten.
2017 hat das Paar geheiratet, 2019 zog es nach Berlin. Daniel Schechter: „Ich komme eigentlich aus Wiesbaden, habe aber in Berlin studiert. Ich habe einen Logistik-Hintergrund, der internationale Handel interessiert mich sehr. In Berlin sind wir auf die Idee gekommen, mit ‚Heritedge Viet Crafts Messer‘ eine eigene Firma zu gründen. 2021 sind wir gestartet, es gibt uns jetzt bereits seit einem Jahr.“
Tatsächlich hat das junge Pärchen eine Schmiede gefunden, die nun exklusiv für „Heritedge“ Messer schmiedet. Thi Hai Yen Nguyen: „Wir haben eine ganz eigene Messerkollektion entwickelt und zusammen mit den Schmieden einige Modelle exklusiv designed, die perfekt für den europäischen Markt sind. Wir bieten sozusagen eine Fusion-Version an: Asiatische Messer, aber für die deutsche Küche. Diese Messer werden nur für uns gefertigt und ohne Zwischenhändler an uns verkauft. So bekommt die Schmiede ihr Geld ohne weitere Abzüge – und unsere Kunden helfen auf diese Weise dabei, eine jahrhundertealte Tradition am Leben zu erhalten. Denn ohne Arbeit schließen immer mehr Schmieden, die jungen Leute wandern aus den Bergen in die Städte ab.“
Sieben verschiedene Messer gibt es bereits, die zwischen 55 und 85 Euro kosten und in einer exklusiven Geschenkbox überreicht werden. Sie tragen Namen wie Rua, Hac oder Chep. Alle Namen stammen aus der vietnamesischen Mythologie. Der Name Long steht etwa für den Drachen.
Thi Hai Yen Nguyen: „Wir kochen selbst sehr gern. Kochen ist Kultur. Beim Schneiden von Obst, Gemüse oder Fleisch lieben wir diese handgefertigte Schmiedekunst. Wir leben aber auch den nachhaltigen Gedanken dahinter.“
So werden die Klingen für die Carbonstahlklingen aus den Blattfedern alter Fahrzeuge hergestellt. Härte und Elastizität zeichnen diese Klingen aus. Dafür entwickelt Carbonstahl leicht einen feinen Flugrost. Wer damit nicht leben kann, bestellt seine Messer in der Edelstahlversion.
Daniel Schechter: „Das nördliche Bergland Vietnams ist ressourcenarm, mit wenig fruchtbaren Böden und schwierigen Wetterbedingungen. Da muss man sehr nachhaltig mit den vorhandenen Ressourcen umgehen. Das Holz für die Messergriffe stammt so etwa aus den Pfählen von alten Pfahlhäusern, die abgerissen wurden. Die Pfähle sind tragende Elemente der Häuser und aus hochwertigem und widerstandsfähigem Holz gefertigt. So wird auch jedes Messer zu einem Unikat – keins sieht exakt so aus wie das andere.“
Thi Hai Yen Nguyen: „Das sind sehr fleißige und ehrliche Leute, mit denen wir es in Vietnam zu tun haben. Wir werden weitere Produkte entwickeln und so unser Angebot noch erweitern.“
Daniel Schechter: „Man muss auch bedenken, dass ein handgefertigtes Messer normalerweise nicht unter 300 Euro zu bekommen ist. Wir wollten unbedingt versuchen, unter 100 Euro zu bleiben. Und bei uns kauft man nicht nur das Messer, sondern auch gleich noch die Geschichte der vietnamesischen Schmiedekunst mit.“
Noch hat das junge Unternehmen kein eigenes Ladengeschäft. Die Messer werden über den Online-Shop vermarktet und per Post verschickt. Thi Hai Yen Nguyen: „Wir machen auf Facebook und Instagram auf uns aufmerksam und möchten in Zukunft auch auf Märkten in Steglitz-Zehlendorf präsent sein. Erste Ladengeschäfte haben auch signalisiert, dass sie mit uns zusammenarbeiten möchten. Die Umsätze aus dem ersten Jahr sind sehr gut, wir sehen in ‚Heritedge‘ ein großes Potenzial.“
Die „Heritedge“-Messer dürfen nicht in die Spülmaschine, sie müssen von Hand gewaschen werden. Daniel Schechter: „Wer sein Messer liebt, der macht das aber sowieso auf diese Art und Weise. Unsere Messer mit Carbonstahl werden übrigens deutlich stärker nachgefragt, auch wenn sie nicht rostfrei sind. Dass vietnamesische Messer auch in einer Edelstahlversion angeboten werden, gibt es anscheinend nur bei uns. Die Messer sollten alle drei bis vier Wochen nachgeschliffen werden, mit unserem Schleifstein ist das in einer Minute erledigt.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Heritedge – Thi Hai Yen Nguyen, Birkbuschgarten 8, 12167 Berlin, Tel.: 0176-87826155, www.heritedge.de
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 98 (5/2022).
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