Theaterstück „Rain Man“ zu Gast im Schlosspark Theater!
Im Schlosspark Theater von Dieter Hallervorden feiern immer wieder ausgesuchte Eigenproduktionen Premiere auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Am 7. Dezember wurde einmal mehr Premiere gefeiert – allerdings für ein Gastspiel des Kammertheaters Karlsruhe. Gespielt wurde das Stück „Rain Man“ – und Richy Müller gab den liebeswerten Autisten Raymond mit Bravour.
Charlie Babbitt ist ein wahrlich egozentrischer Hallodri, ein halbseidener Geschäftsmann, der lügt, schwindelt und betrügt, damit sein Kartenhaus aus eigentlich nicht vorhandener Wirtschaftlichkeit nicht einfach in sich zusammenfällt.
Selbst seine Freundin behandelt er nicht gut. Vielleicht hat dies ja alles etwas mit seiner unglücklichen Kindheit zu tun. Als sein verhasster Vater stirbt, möchte Charlie am liebsten auf seinem Grab tanzen. Noch lieber aber würde er sein Erbe antreten, um sich endlich von allen drängenden Geldproblemen verabschieden zu können. Zu ärgerlich, dass alles Geld an seinen Bruder Raymond geht, von dem er vorher noch nie etwas gehört hat. Die nächste Überraschung: Raymond ist Autist. Kurzerhand entführt Charlie seinen Bruder, um so seinen Teil vom Erbe zu erpressen.
Der Kinofilm „Rain Man“ ist 1988 herausgekommen – und er war ein großer Erfolg, der viele Preise einheimsen konnte. Tom Cruise spielte damals den gelackten Charlie, während der Autist Raymond sehr überzeugend von Dustin Hoffman dargestellt wurde. Tatsächlich ist der Film, der jetzt schon wieder über 30 Jahre alt ist, vielen Menschen so tief in die Erinnerung eingegraben, dass sie noch heute spontan einzelne Szenen aus ihm zitieren können.
Da wundert es nicht, dass es inzwischen auch ein Theaterstück gibt, dass die bewährte Geschichte noch einmal neu inszeniert. Das Kammertheater Karlsruhe geht mit der Bühnenfassung gerade auf Tournee – und legt im Dezember einen Zwischenstopp in Berlin-Steglitz ein, um im Schlosspark Theater zu spielen. Am 7. Dezember war die Premiere, Regie führte Christian Nickel.
In der Rolle von Charlie Babbitt ist Markus Frank zu sehen, den viele aus dem Fernsehen und aus Sendungen wie „Traumschiff“ und „Wege zum Glück“ kennen. Schnell denkt man als Zuschauer: „Was für ein Ekel, was für ein Unsymphat“. Am liebsten möchte man ihn von der Bühne buhen, so unangenehm gebährdet sich der mittellose und emphatiefreie Poser. Doch je tiefer man in seine Familiengeschichte abgleitet, umso vielschichtiger wird der Charakter. Es macht Spaß, Charlie auf dieser besonderen Reise in seine Vergangenheit zu begleiten.
Das Stück wird aber ganz klar dominiert von Richy Müller („Die große Flatter“, „Tatort“), der als „Rain Man“ bereits seit 2013 auf der Bühne zu sehen ist. Er geht komplett auf in der Rolle des Autisten, der größten Wert auf Regeln, bestimmte Rituale und feste Uhrzeiten legt, zugleich aber auch eine mathematische Sonderbegabung hat. Richy Müller läuft gebeugt, fuchtelt gefangen in zwanghaften Gesten mit den Händen, bleckt fortwährend die Zähne und verströmt maximales körperliches Unbehagen bei jeder Berührung. Wie der „Rain Man“ sich nach und nach öffnet, sogar einen ganz eigenen Humor entwickelt und eigentlich dabei hilft, dass sich sein eigentlich „normaler“ Bruder vom emotionalen Krüppel wieder in einen empfindsamen Menschen verwandelt, das gewinnt durch Richy Müllers Spiel eine große Intensität. Die am Ende der Premiere auch mit einer Standing Ovation gefeiert wird.
Wer den Film kennt, wird viele Stationen aus dem Kinostreifen auch im Theaterstück wiederfinden. Ein Highlight dabei ist natürlich der Trip nach Las Vegas, wo Raymond seinem Bruder beim Kartenzählen hilft und eine Bordsteinschwalbe kennenlernt: „Ruf mich nicht an, ich rufe dich an.“
Ganz im Sinne von Integration und Toleranz: „Rain Man“ bleibt als Stück topaktuell. (Text: CS / Foto: Philipp Mönckert)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 93 (12/2021).
Seitenabrufe seit 20.12.2021:
Sie haben eine Artikelidee oder würden gern eine Anzeige buchen? Melden Sie sich unter 03322-5008-0 oder schreiben eine Mail an info@zehlendorfaktuell.de.
Anzeige