Kartoffelfest auf der Domäne Dahlem: Selbst die Kartoffeln auf dem Feld einsammeln!

Gerade in der Großstadt verlieren die Menschen allzu leicht den Bezug zur Herkunft ihrer Nahrung, zur Landwirtschaft. Sie vergessen, wie der Boden bestellt wird, wie die Pflanzen wachsen und wie die Ernte eingebracht wird. Auf der Domäne Dahlem wird dieses Wissen auf ganz aktive Weise bewahrt. Auf zwölf Hektar Fläche werden viele Nutztiere gehalten und es wächst Obst und Gemüse heran. Beim traditionellen Kartoffelfest konnten die Besucher sogar selbst bei der Ernte helfen.
Mitten in Zehlendorf ist die Domäne Dahlem (www.domaene-dahlem.de) zu finden. Das historische Rittergut, das damals zum Dorf Dahlem gehörte, ist inzwischen ein Freilandmuseum für Agrar- und Ernährungskultur mit ökologischem Schwerpunkt, das von einer Stiftung geleitet wird. Vor Ort wird seit über 800 Jahren Landwirtschaft betrieben. Heute achtet man beim Anbau von traditionellen Lebensmitteln allerdings ganz auf den Bio-Gedanken und ist deswegen ein anerkannter Bioland-Betrieb. Ein amüsantes Detail: Die Domäne Dahlem ist wohl Deutschlands einziger Bauernhof mit einem direkten U-Bahn-Anschluss.
Auf dem Gelände finden Besucher auch einen Hofladen, ein Museum und die Ausstellung „Culinarium – vom Acker bis zum Teller“ vor. Zugleich ist die Domäne auch ein Zuhause für viele selbstständige Betriebsstätten, in denen das traditionelle Handwerk weiter gepflegt wird. Der Bogen wird hier von der Hofschmiede über die Töpferei und die Keramikwerkstatt bis hin zur Möbelrestauration und Fassmalerei gezogen. Oft gibt es Vorführungen und ein Mitmachangebot passend zu besonderen Veranstaltungen.
Lehrreiche Events, die für die Besucher aber auch ganz viel Spaß versprechen, gibt es das ganze Jahr über auf der Domäne Dahlem. Überaus gut besucht war in diesem Jahr wieder das Kartoffelfest, das am 18. und 19. September stattfand.
Großes Markttreiben auf der Domäne
Passend zum Kartoffelfest gab es auf dem großen Platz der Domäne einen abwechslungsreichen Markt. Die angereisten Händler verkauften Öle, Gewürze, Kräuter, aber auch Artikel aus dem Kunsthandwerk.
Viele Besucher kamen extra mit Körben, um sich an den Außenständen des Hofladens mit all den Lebensmitteln einzudecken, die von der Domäne auf der eigenen Scholle angebaut und geerntet werden. Da gab es Kürbisse in allen Größen und Variationen, Ingwer, aber auch Birnen, Äpfel, Kohlrabi, Zwetschgen, Mangold-Blätter, Salate und Kohl in sämtlichen Varianten vom Weiß- über den Rot- bis hin zum Grünkohl. Besonders viel Raum wurde natürlich der Kartoffel gelassen. Neben bekannten Sorten wie Linda ließen sich auch historische Kartoffelraritäten wie Blauer Schwede, Bamberger Hörnchen, Gunda und Heiderot in den Einkaufskorb legen.
Frieda Ruthenberg aus Zehlendorf ließ sich gleich mehrere Varianten einpacken: „Speisekartoffeln sind eben nicht nur mehlig oder festkochend. Es gibt viele verschiedene Sorten, die mitunter einen völlig anderen Geschmack haben. Ich freue mich schon, die mir noch unbekannten Sorten einmal in der eigenen Küche zu verkosten. Im klassischen Supermarkt gibt es ja eine so große Auswahl gar nicht.“
Viele Familien haben das Kartoffelfest zusammen mit den Kindern besucht. Das ist kein Wunder, denn auf dem weitläufigen Gelände ist genügend Platz, um ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Auf die Kinder wartete etwa ein Kartoffel-Quiz, ein Ponyreiten auf den Tieren der Stallgemeinschaft und – besonders begehrt – eine Traktorfahrt über das Gelände. Die Besucher konnten aber auch die Nutztiere des Archehofs besuchen, historische Landmaschinen für den Kartoffelanbau bestaunen oder die sonst verschlossene Depotscheune des Museums aufsuchen. Sehr nützlich: Vor der Depotscheune wurden auch gleich noch gedruckte Rezepte für die Verwertung der Domäne-Dahlem-Kartoffeln ausgegeben. Wer schon immer einmal die Bamberger-Hörnchenpfanne, Blechkartoffeln oder Apfelkeulchen zubereiten wollte, konnte sich nun eine fachkundige Anleitung mit nach Hause nehmen.
Der größte Spaß für Jung und Alt: Auf zwei Feldern wurden Kartoffeln in Eigenregie geerntet. Dazu fuhr der Traktor einmal über das Feld, um den Boden aufzulockern. Dabei wurden viele Kartoffeln aus dem Erdinneren nach oben „gespült“. Die Besucher bekamen große orangene Netze in die Hand gedrückt – und konnten nun selbst über das Feld laufen, um die dicksten Kartoffeln einzusammeln. Finn König (7): „Das hat heute am meisten Spaß gemacht. Und am Abend macht mir meine Mama Bratkartoffeln.“
Die freiwilligen Erntehelfer mussten ihren Beutel am Ende nur wiegen lassen. Für die Kartoffelsorte Linda wurden 1,50 Euro pro Kilo fällig, beim Feld mit den „Raritäten“ wurden 3,50 Euro verlangt.
So manche Familie hatte es dabei beim Sammeln etwas übertrieben. Sebastian Holz aus Lichterfelde: „Da müssen wir wohl eine kleine Verteilaktion in der ganzen Familie starten. Selbst können wir gar nicht so viele Kartoffeln essen, wie wir sie heute eingesammelt haben.“
Beim Rückmarsch zum großen Marktplatz der Domäne kamen die Besucher auch an einem Feld vorbei, das mit hunderten rotbrauner Hokkaido-Kürbisse gespickt war. Die wurden auch gleich an Ort und Stelle für drei Euro das Stück verkauft. Susanne Holz ließ sich zwei der Kürbisse einpacken: „Wenn niemand in der Familie mehr Kartoffeln sehen kann, mache ich eben noch eine Kürbissuppe.“
Wer es nach der langen Zeit an der frischen Luft rein hungertechnisch nicht mehr bis nach Hause schaffte, konnte noch auf der Domäne Dahlem kraftvoll zulangen: An mehreren Essensständen gab es zum Thema passende warme Leckereien.
Und es geht weiter auf der Domäne Dahlem – mit dem Herbstmarkt
Nach dem Kartoffelfest folgt Ende des Monats bereits der Herbstmarkt. Am 30. und 31. Oktober dürfen sich Besucher von 11 bis 19 Uhr auf einen besonderen Markt freuen – mit vielen herbstlichen Waren, Textilien und Kunsthandwerk. Auch hier wird es wieder Ponyreiten, Traktorfahren und weitere Aktivitäten geben. Der Eintritt beträgt 3,50 Euro, Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 91 (10/2021).
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