Gemeinsames Gärtnern im Ökogarten am Buschgraben!
Direkt an der Ludwigsfelder Straße entsteht die neue „Evangelische Schule Zehlendorf“ – der Rohbau steht bereits. Das Bauprojekt zwingt den direkt hinter dem Schulareal liegenden „Ökogarten am Buschgraben“, sich neu zu orientieren. Für die zukünftige Schule kann dies nur von Vorteil sein, denn es stehen einige Gemeinschaftsprojekte mit dem Ökogarten an.
Der „Ökogarten am Buschgraben“ gehört zu den ältesten Gemeinschaftsgärten in ganz Berlin. Hier arbeiten viele Nachbarn aus Zehlendorf und Umgebung zusammen, um Kräuter, Obst und Gemüse anzupflanzen, zu ernten und zu verwerten. Jeder hilft, wo er kann. Das gemeinsame Arbeiten steht hier allerdings mehr im Mittelpunkt als der essbare Gewinn, der vor Ort der Zehlendorfer Scholle abgerungen wird.
Claudia Peinecke-Hach (54): „Das Grundstück, auf dem wir unseren Ökogarten bewirtschaften, gehört inzwischen allein der Kirche. Unser Gartenprojekt ist 1981 aus einer Ökogruppe der Kirche hervorgegangen, wir feiern in diesem Jahr bereits unser 40-jähriges Jubiläum. Man muss hier immer wieder auf Pfarrer Dr. Gerhard Borné verweisen, der den Ökogarten federführend mit aufgebaut hat und auch heute noch Ehrenmitglied in unserem Verein ist. Unser Ökogarten war einmal ganz politisch atomwaffenfreie Zone. Und früher haben wir schwerpunktmäßig viel mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen gearbeitet.“
Ganz wichtig für den „Ökogarten am Buschgraben“ (https://schoenow-buschgraben.de/gemeindeleben/oekogarten.html) ist Martina Heinrich (61). Sie ist eine gärtnerische Fachkraft und in dieser Funktion einmal in der Woche vor Ort, um mit ihrem Grünen Daumen die Marschroute durch das gärtnerische Jahr festzulegen. Gegärtnert wird im Ökogarten übrigens immer am Samstag ab 15 Uhr. Das ist auch der perfekte Zeitpunkt für neugierige Nachbarn, um einmal vorstellig zu werden, wenn sie sich denn in Zukunft am Ökogartenprojekt beteiligen möchten.
Claudia Peinecke-Hach: „Unser Verein hat zurzeit etwa 45 Mitglieder und Förderer. Wir sind ein sehr sozialer Verein. Der Mitgliedsbeitrag, der zu zahlen ist, liegt im eigenen Ermessen. Wer kann, zahlt per Dauerauftrag fünf Euro im Monat. Wer dieses Geld nicht aufbringen kann, kann sich ja verstärkt mit der eigenen Arbeitskraft einbringen. Wer nicht nur am Samstag gärtnern möchte, kann einen eigenen Schlüssel bekommen und in der Folge jeden Tag zur Hacke greifen.“
Gabi Bley (76) ist seit Mai 2021 mit dabei. Sie erzählt: „Ich hatte richtig Lust auf Gartenarbeit und wollte mich ordentlich auspowern. Mir tut die Bewegung gut, die frische Luft, das gemeinsame Arbeiten mit anderen Menschen. Sehr gut finde ich, dass in der Gruppe bestimmt wird, was wir anpflanzen werden.“
Auf dem Gelände pflanzt und erntet die Gruppe Bohnen, Mangold, Kartoffeln, Radieschen, Feldsalat, Kürbisse, Mispeln, Tomaten, Zucchini und Äpfel. Es gibt riesige Himbeer- und Brombeersträucher. Sehenswert sind auch die Weinranken, die eine üppige Ernte versprechen. Und in der Kräuterspirale wachsen Rosmarin, Salbei und Minze. Martina Heinrich: „Die Kräuter werden getrocknet, da machen wir dann einen leckeren Tee draus.“
Überall auf dem Gelände wachsen hohe Sonnenblumen, die von Bienen und Hummeln umschwärmt werden. Sie sind so etwas wie das Wahrzeichen des Ökogartens.
Zwei Bienenvölker kümmern sich übrigens darum, dass alle Pflanzen bestäubt werden. Die Bienenvölker haben sogar eigene Namen – sie heißen „Agnes“ und „Rieke“.
Gabi Bley: „So ein Nachmittag im Ökogarten ist immer auch ein Fest für die Sinne. Allein der Geruch vom Colakraut und der Katzenminze – das ist unvergleichlich.“
Schulbau: Verkleinerung auf 600 Quadratmeter
Nun entsteht vor Ort die „Evangelische Schule Zehlendorf“. Der „Ökogarten am Buschgraben“ musste, damit die Schule gebaut werden kann, ordentlich Fläche abgeben und hat sich auf diese Weise auf etwa 600 Quadratmeter reduziert.
Claudia Peinecke-Hach: „Das war ein herber Einschnitt für uns. In der vergangenen Zeit waren Verhandlungsgeschick, Optimismus und Ausdauer gefragt. Wir haben den ganzen Garten neu strukturiert und dabei viele Pflanzen ausgegraben und an anderer Stelle wieder in den Boden gesetzt. Unsere Versammlungswiese haben wir auch aufgeben müssen. Inzwischen merken wir aber, dass wir mit der kleineren Fläche besser zurechtkommen. Die verantwortlichen Bezirkspolitiker in Zehlendorf haben sich sehr für uns stark gemacht. In der Folge haben wir sechs Meter aus der Fläche des Parks mit dazu bekommen.“
Ein Neuanfang ist immer eine neue Chance. Und so gibt es sogar Positives zu vermelden. Der Ökogarten wird später einmal sehr eng mit der Schule kooperieren. Die Schüler werden vor Ort Kinderbeete anlegen, einen Naschgarten bewirtschaften und eigene Projekte realisieren. Da geht es mitunter auch darum, den Teich zu sanieren, der noch immer viele Frösche, Kröten und Molche anlockt.
Vom Ökogarten können die Schüler sicherlich auch viel zum Thema Nachhaltigkeit lernen. Claudia Peinecke-Hach: „Wir fangen das Regenwasser von den Überdachungen auf und nutzen es später gezielt zum Wässern. Und auf dem Dach unseres neuen Holzschuppens sprießen zurzeit verschiedene Kräuter, die Trockenheit gewohnt sind.“ Martina Heinrich: „Der Klimawandel ist inzwischen auch bei uns angekommen. Wir leiden ständig unter Wasserknappheit.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 90 (9/2021).
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