Jagdschloss Grunewald: Actionreiche Schlossfestspiele mit „Robin Hood“!
Seit 2014 kümmert sich das Ensemble der „Schlossfestspiele Ribbeck“ darum, mehr Theaterkultur in die Lande zu tragen. Vor dem namensgebenden Schloss Ribbeck in Brandenburg, aber auch vor anderen passenden historischen Gemäuern in Berlin und Brandenburg werden Jahr für Jahr Theaterstücke wie „Effi Briest“ oder „Die Drei Musketiere“ aufgeführt. Gastspiele finden inzwischen auch im Hof vom Jagdschloss Grunewald statt.
Hier spannte Ende Juli „Robin Hood“ seinen Bogen – sehr zur Freude gerade der jüngeren Zuschauer.
Man kann Theaterstücke in dunklen, engen und stickigen Räumen anschauen – oder draußen unter dem freien Himmel, wo sich die Bühne nicht auf wenige Quadratmeter beschränkt, sondern alles nutzen darf, was im Blickwinkel der Zuschauer liegt. Ganz in diesem Sinn ist es eine geniale Idee, die Kulisse vom Jagdschloss Grunewald zu nutzen und den Hof in eine einzigartige Theaterkulisse zu verwandeln. Der Regisseur Claus Stahnke hat dies erkannt – und die Zehlendorfer Location in die Liste der Gastspiele seiner „Schlossfestspiele Ribbeck“ (www.schlossfestspiele-ribbeck.de) aufgenommen.
In diesem Jahr durfte nun „Robin Hood“ zeigen, wie er den Bogen spannt und für die Armen kämpft. Die Legende von Sir Robin von Locksley, seinen „Merry Men“ aus dem Sherwood Forest und der schönen Lady Marian begeisterte am letzten Juli-Wochenende am Freitag und Sonnabend über hundert Zuschauer pro Vorstellung.
Die Robin-Hood-Sage entstammt mittelalterlichen englischen Balladen. Es gibt viele moderne Versionen der Geschichte. Das Theaterstück „Robin Hood – die Legende lebt“ entscheidet sich für diese: Der junge Adlige Sir Robin von Locksley (Maximilian Wrede) folgt seinem König Richard Löwenherz ins Morgenland und möchte auf den Kreuzzügen dabei helfen, die Heiden im Orient mit der Klinge von der Existenz des einzig wahren Gottes zu überzeugen.
Jahre später kehrt Robin desillusioniert und in Begleitung des ihm verpflichteten Mauren Azim Al Bakir (Joel Schultze-Motel) nach England zurück. Doch die schöne Heimat, die er dem neuen Freund so gern und voller Stolz präsentieren möchte, zeigt sich von seiner hässlichsten Seite. Der Sheriff von Nottingham (Conrad Waligura) und der Bischof (Bernd Raucamp) sind eine unheilige Allianz eingegangen, um nach der Macht zu greifen. Sie pressen dem Volk den letzten Taler ab, um das eigene Vorhaben zu finanzieren. Robins Vater wurde als Ketzer verbrannt, die Ländereien derer von Locksley wurden annektiert.
So bleibt Robin nichts anderes übrig, als in den Sherwood Forest zu flüchten, wo er auf eine Schar Diebe stößt. Als Geächteter nimmt er den Namen „Robin Hood“ an. Mit seinen „Merry Men“ nimmt er den Kampf gegen den Sheriff von Nottingham und seinem Getreuen Guy von Gisbourne (Fridolin Richter) auf. Dabei geht es auch darum, Robins Jugendliebe Lady Marian (Josefine Heidt) daran zu hindern, den Sheriff von Nottingham zu ehelichen. Denn nur so kann der machtgierige Sheriff nach dem Thron greifen: Marian entstammt der Blutlinie von König Löwenherz.
Böser Blick, norddeutsch klingender Klamauk und irrer Sheriff
Schon die Aufführung von „Die Drei Musketiere“ im Jahr 2018 hat gezeigt, dass die Schauspieltruppe um Regisseur Claus Stahnke sehr wohl dazu in der Lage ist, ein tolles Actionspektakel auf die Bühne zu bringen.
Und so blieb die Hauptbühne vor dem Schloss einmal mehr nicht der einzige Ort, an dem es vor den staunenden Augen der Zuschauer ordentlich zur Sache ging. Robin Hood zückte gleich mehrmals im Stück Schwert und Dolch, um es scheppernd und klirrend mit dem garstigen Guy von Gisbourne und seinen Gefolgsleuten aufzunehmen. Dabei nutzten die Kämpfer nicht nur die Bühne, um sich den scharfen Stahl um die Ohren zu hauen. Sie kämpften auch direkt vor den Zuschauern im Staub und an den Flanken des Hofes. Wie es zu den „Merry Men“ passt, wurden die bösen Buben des Sheriffs auch mit dem langen Holzstab verprügelt. Und – man glaubt es kaum – selbst mit dem Bogen wurde geschossen!
Das Theaterstück mit so viel Action aufzuwerten, ist natürlich immer wieder ein ganz großer Spaß für die jungen Zuschauer – die Kinder. Ein großer Kinofilm kann noch so spannend sein: Wenn direkt neben einem das Schwert gezogen wird, dann ist das immer noch einen Tick aufregender.
Natürlich ist die Geschichte von Robin Hood allseits bekannt. Sie wurde ja auch in einem endlosen Reigen von Hollywood-Filmen immer wieder neu erzählt. Regisseur Claus Stahnke ist es deswegen hoch anzurechnen, dass er sich vieles hat einfallen lassen, um das Theaterstück mit neuen Überraschungen zu spicken.
Ein ganz toller Running Gag waren im Stück so etwa immer die beiden „Merry Men“ bzw. Soldaten (Jonas Broxtermann und Lucas Weißbach), die die Bühne umbauen mussten und sich dabei im norddeutschen Mundschlag auf höchst amüsante Weise unterhalten haben. Sehr humoristisch auch die Marian-Darstellerin Josefine Heidt, die in einer Doppelrolle auch die Sherwood-Diebin Lily spielte, die mit dem Bogen permanent aus Versehen die eigenen Leute angeschossen hat – und sich dann stets wortreich entschuldigte.
Wirklich hervorragend spielten aber vor allem der Sheriff von Nottingham und der Bischof ihre Rollen. Der Bischof verbreitete mit urplötzlich eingefrorenen Grimassen echte Angst und großen Schrecken unter den Zuschauern, während der Sheriff einen wirklich wahnwitzigen Irrsinn an den Tag legte, der das Publikum immer wieder überraschte und auch schockierte.
So vergingen die zweieinhalb Stunden mit einem flotten Theaterstück im Jagdschloss Grunewald wie im Fluge – und sie hinterließen starken Eindruck beim Publikum.
Marketing-Chefin Marietta Grade: „2022 kommen wir auf jeden Fall wieder ins Jagdschloss – Mitte Juni mit der Wiederaufnahme der Drei-Personen-Komödie ‚Shakespeares sämtliche Werke – leicht gekürzt‘. Am letzten Juli-Wochenende spielen wir dann das neue Stück ‚Ladies Night – Ganz oder gar nicht‘.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 89 (8/2021).
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