Krumme Lanke: Wir haben die Schnauze voll von eurem Müll!
Während des Corona-Lockdowns war an Verreisen nicht zu denken. Das ist für den Zehlendorfer gar nicht so schlimm: Er hat ja die schönsten Naherholungsgebiete direkt vor der Wohnungstür. Leider sind viele Besucher von Krumme Lanke und Schlachtensee echte Müllschweine – und lassen ihren Zivilisationsunrat mitten in der Natur liegen. Dagegen wehrt sich nun die Kampagne „Wir haben die Schnauze voll von eurem Müll“ – mit Plakaten und dem Hashtag #miteinanderfüreinander.
Man sollte es kaum glauben: Die Berliner Stadtreinigung ist auch an der Krummen Lanke und am Schlachtensee regelmäßig unterwegs, um die aufgestellten Mülltonnen zu leeren. Warum liegen denn dann noch Büchsen, Flaschen, Plastikfolien und Zigarettenkippen mitten im Wald herum? Bei so viel Müll lassen sich die Naherholungsgebiete doch gar nicht mehr genießen. Und für die Tiere des Waldes ist der Müll eine echte Katastrophe.
Schluss damit. Das Grünflächenamt Steglitz-Zehlendorf und die Firma Think SI³, die vor Ort ihre Parkläufer im Einsatz hat, starteten am 24. Juni ihre Aktion „Wir haben die Schnauze voll von eurem Müll!“
Ziel ist es im Rahmen der Aktion, die Parkanlagen von Krumme Lanke und Schlachtensee mit 30 Transparenten zu versehen. Diese Transparente werden gut sichtbar aufgehängt. Sie mahnen dazu, den eigenen Müll ordentlich zu entsorgen.
Der Illustrator Fridtjof Kirste hat der Kampagne dabei ein Gesicht gegeben. Er verheddert Enten in Plastiktüten, lässt Küken an Kippen knabbern, bringt Frösche und Alkoholflaschen zusammen und lässt die Köpfe der Igel in To-Go-Kaffeebechern festklemmen. Die Grafiken kombinieren einen Bilderbuch-Stil mit einer realistischen Skizzierung des Mülls. Sie legen somit mahnend den Finger in die Wunde, haben aber nicht die leicht zu ignorierende Wirkung eines nüchternen Verbotsschilds. Insbesondere die Gestaltung der Plakate macht neugierig und sorgt dafür, dass man sich gern mit ihnen beschäftigt.
Finanziert wurde die Kampagne übrigens aus Mitteln aus dem Projekt „Saubere Stadt“ und aus Mitteln der Senatsverwaltung.
„Ohne die Parkläufer wäre der Wald schon abgebrannt!“
Bezirksstadträtin Maren Schellenberg: „Wir hoffen, dass den Menschen bewusst wird, dass alle gemeinsam für den Zustand in den Grünanlagen und an den Seen verantwortlich sind und jeder Einzelne hierbei etwas tun kann. Ein großer Dank darf hier den Parkläufern gelten, die vor Ort nach dem Rechten sehen, denn ohne sie wären die Wälder um die Seen schon längst abgebrannt, weil so viele Menschen trotz Verbot im Wald grillen. Ich finde die Darstellung der Plakate sehr gelungen, es kommen humorvolle Sprüche zum Einsatz, die einen Anstoß zum Nachdenken geben können.“
Künstler Fridtjof Kirste hat einen Bezug zu den beiden vermüllten Seen, er wohnt in Steglitz und ist im Sommer selbst an der Krummen Lanke und am Schlachtensee unterwegs. Er beschäftigt sich sehr viel mit Umweltthemen und hat es sich angewöhnt, auf seinen Spaziergängen durch Steglitz einfach selbst den Straßenmüll aufzusammeln, um ihn ordentlich zu entsorgen. Für die Kampagne sollten zunächst nur zehn Motive an den Start gehen, am Ende sind es 14 geworden.
Fridtjof Kirste: „Die Sprüche haben wir im Team mit dem Parkmanagement und der Firma Think SI³ entwickelt. Die Motive habe ich mit Bleistift vorgemalt, eingescannt und dann digital nachbearbeitet. Mein Lieblingsmotiv ist das mit dem Erpel und der Tüte – und dem Spruch ‚Ich hab‘s lieber unverpackt‘.“
Von drei Motiven gibt es auch Aufkleber. Die Parkläufer sollen diese an Kinder verteilen und ihnen vom Projekt erzählen. Die Plakate hingegen werden an der Stadtseite der Seen entlang der Laufwege aufgehängt. Auf der Forstseite ist das nicht möglich. Maren Schellenberg: „Auf der Forstseite gibt es leider keine Mülleimer. Als ob es im Wald keinen Müll gibt!“
Projektleiter und Parkmanager Max Hoppe von der Firma Think SI³ koordiniert den Einsatz der Parkläufer. Sie haben es an den beiden Seen vor allem mit Lärmbelästigung, dem Grillverbot und alkoholisierten Jugendlichen zu tun. Max Hoppe: „Mich spricht das Motiv mit dem Küken und dem Kippenstummel am meisten an, denn ich habe es an der Fischerhütte am Strand selbst beobachten müssen, wie die Küken nach Nahrung suchen und dabei auch nach den Kippen schnappen.“
Laut Max Hoppe wird der Müll, zu dem auch ausreichend Kleidungsstücke für mehrere Kleiderschränke, Einkaufswagen vom Supermarkt und benutzte Einweggrills gehören, übrigens nicht nur im Wald liegen gelassen, sondern auch im Wasser versenkt: „Einmal haben wir ganz viele leere Geldkassetten gefunden.“
Die BSR lässt inzwischen zwei große Fahrzeuge am Tag anrollen, um den Müll abzutransportieren. Vor allem weggeworfene Pizzakartons und Take-away-Verpackungen haben während des Corona-Lockdowns stark zugenommen.
Die Plakate bleiben bis Mitte Oktober hängen – und appellieren an das Gewissen der Badegäste. (Text: CS/AE / Fotos: Ann-Kristin Ebeling / Grafiken: Fridtjof Kirste)
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 88 (7/2021).
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