Caroline Raffauf aus Lichterfelde-Ost: Mode aus Plastikflaschen und Getreideabfällen!

Mode definiert sich über Farben und Formen, über Stoffe und Accessoires. Mode kann aber auch noch viele andere Parameter mit abdecken. Einer davon ist die Nachhaltigkeit. Caroline Raffauf setzt als Mode-Designerin so etwa ganz gezielt auf eine nachhaltige Produktionskette. Die neue Sommerkollektion besteht ganz konsequent aus recycelten Plastikflaschen. Zum Thema passt auch eine neue Imprägnierung aus Getreideabfällen. (ANZEIGE)
Bereits in den 80er Jahren beschäftigte sich Caroline Raffauf (58) von früh bis spät mit der Mode. Sie studierte ihr Handwerk in den großen Modemetropolen in Frankreich und in Italien. Hier entwickelte sie ihren ganz eigenen Stil, der klare Linien, eine zeitlose Schnittführung und individuelle Details miteinander kombiniert.
Bereits in der damaligen Zeit setzte die Modeexpertin auf Themen wie Klimawandel, Zero Waste und Slow Fashion. Damit war sie ihrer Zeit allerdings weit voraus: Erst jetzt sind diese Schlagwörter richtig in den Köpfen der Modewelt angekommen.
Caroline Raffauf, die eigentlich aus Hagen in Westfalen stammt, nun aber auch schon wieder seit acht Jahren in Berlin lebt: „Der Schlüsselmoment war für mich, als ich eine frisch gelieferte herkömmliche Stoffrolle auspackte und mir der giftige Gestank die Luft zum Atmen nahm. Ich wusste sofort, dass ich das weder der Umwelt zumuten wollte noch den Menschen, die meine Kleidung auf ihrer Haut tragen.“
Ihre Marke RAFFAUF entstand in dieser Zeit. Ein eigenes Label gibt der Mode-Designerin die Freiheit, ihren eigenen Zielen treu zu bleiben, ohne dabei auf die Befindlichkeiten eines großen Modehauses Rücksicht nehmen zu müssen. Nur durch diese eigene Freiheit im täglichen Tun ist es möglich, bei der Entwicklung neuer Kollektionen auch einmal extreme Wege einzuschlagen.
RAFFAUF: Neue Sommerkollektion besteht aus recycelten PET-Flaschen
Jeder kennt die klassischen PET-Plastikflaschen, die sich mit Wasser oder Limonade gefüllt im Supermarkt kaufen lassen. Einmal ausgetrunken, eignen sich die Plastikflaschen nur noch für die Mülltonne. Leider wird dieses spezielle Leergut nur noch teilweise weiterverarbeitet. Oft werden die Flaschen zur Energiegewinnung verbrannt. Oder sie landen über Umwege auf Mülldeponien in fernen, armen Ländern – und dann irgendwann im Meer.
„Be the Change“ ist der Slogan, der zum Berliner Modelabel RAFFAUF passt. Caroline Raffauf: „Natürlich wäre es besser, wenn es die Flaschen aus Plastik gar nicht erst geben würde. Ich habe mich aber gefragt, ob es mir möglich ist, das eh bereits vorhandene Material des PET-Plastiks noch einmal neu zu verwenden, um die Lebensdauer so im Zuge der Nachhaltigkeit zu verlängern. Das ist mir gelungen – meine Sommerkollektion fußt darauf.“
Tatsächlich ist es Caroline Raffauf gelungen, aus Plastikflaschen Mode zu machen. Damit das gelingt, werden die Flaschen gesammelt, gereinigt und zerkleinert. Das Granulat wird eingeschmolzen. So entstehen hauchdünne Polyesterfasern, die zu Fäden gesponnen, schwermetallfrei gefärbt und dann wieder zu einem neuen Stoff verwebt werden.
Caroline Raffauf: „Wir haben aus diesem vollständig recycelten Gewebe transparente Jacken und Mäntel hergestellt. Das sind vor allem schmale Parkas mit Kapuzen und weite Trenchcoats mit Schalkragen. Meine Farben sind vor allem ein helles Beige und ein dunkles Navyblau.“
Die Kleidungsstücke, die auf diese Weise entstanden sind, sind weich, wind- und wasserabweisend. Und sie weisen einen ganz besonderen Vorteil auf, so die Mode-Designerin: „Diese Kleidungsstücke sind besonders leicht. Sie lassen sich ganz klein zusammenrollen und so – etwa auf Reisen – in jeder Tasche gut verstauen.“
Nachhaltig ist die Arbeit mit der Recyclingfaser auch. Caroline Raffauf: „Das Material, das wir verwenden, verbraucht in der Produktion 60 Prozent weniger Energie und über 90 Prozent weniger Wasser als herkömmliches Polyester. Der CO2-Ausstoß wird um 30 Prozent reduziert. Da der Stoff komplett aus recycelten PET-Flaschen besteht, ist er am Ende des Produktlebenszyklus wieder recyclebar. Das ist für uns ein besonders wichtiger Aspekt in der Materialauswahl. Die Modeindustrie produziert jährlich etwa 92 Millionen Tonnen Müll. Um diese Zahl zu reduzieren, denken wir die Problematik schon im Designprozess mit.“
Kleidung aus Plastikflaschen ist allerdings nur ein Aspekt im Angebot der Modemarke RAFFAUF.
RAFFAUF: Imprägnierung mit Getreideabfällen
Caroline Raffauf „Ich verwende ansonsten natürliche, nachwachsende Rohstoffe wie etwa Bio-Baumwolle. Ihr pestizidfreier Anbau schont den Boden und hat einen deutlich geringeren Energie- und Wasserverbrauch als herkömmliche Baumwolle.“ Zur Imprägnierung setzt die Mode-Designerin u.a. auf Bienenwachs. Und nun das: Inzwischen baut das Label auch auf eine Textilimprägnierung aus Abfallstoffen, die bei der Verarbeitung von Getreide anfallen.
Und das funktioniert so: Nach der Getreideernte wird das Korn von der Schale gelöst und zu Mehl sowie zu weiteren Lebensmittelprodukten verarbeitet. Aus der Schale werden Produkte wie Kleie und Öle gewonnen. Bei diesem Prozess bleibt eine wachsartige Substanz übrig, die normalerweise als Abfallprodukt entsorgt wird. Dieses Wachs ist als Rohmaterial in festem Zustand kaum nutzbar. Um daraus eine Imprägnierung herzustellen, wird es mehrere Stunden lang erhitzt und geschmolzen. Im flüssigen Zustand wird es mit schadstofffreien Zusatzstoffen gemischt, die das Wachs wasserlöslich machen. Sie sorgen dafür, dass eine homogene Flüssigkeit entsteht und die Imprägnierung gleichmäßig auf Stoffe aufgetragen werden kann, ohne Flecken zu hinterlassen.
Caroline Raffauf: „Die Textilimprägnierung aus Getreideresten schafft so einen echten Mehrwert, ohne in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln zu stehen.“
Übrigens: Mit einem tagesaktuellen Negativ-Corona-Test lassen sich über die Mail-Adresse raffauf@raffauf.de Kundentermine im Studio buchen. (Text/Fotos: CS / Modefotos: David Kavaler / RAFFAUF)
Info: RAFFAUF, Ostpreußendamm 170 A, 12207 Berlin, Tel.: 030-75442592, www.raffauf.de
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 86 (5/2021).
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